Oft haben wir ja das Problem, dass wir das Reden Gottes nicht verstehen. Wenn uns heute ein Unglück widerfährt, dann haben wir viele Fragen, nicht nur „Warum lässt Gott das zu?“ sondern auch Fragen wie z.B. „Woher weiß ich überhaupt, dass dieses Unglück von Gott kommt und nicht vom Teufel oder von mir selbst verschuldet ist? Woher weiß ich, ob eine Katastrophe eine Strafe, eine Prüfung oder eine Schule für mich ist? Wie kann ich wissen, was Gott mir durch Krankheit, Verlust oder Unglück genau sagen will? Was ich nun wirklich tun oder lassen soll? – Es ist selbst für reife Christen nicht immer leicht die Ereignisse richtig zu interpretieren und zu wissen, was Gott sagen will.
All diese Fragen und Probleme hatten die Israeliten in unserem Text nicht. Eine wesentliche Hilfe bei der Interpretation der Ereignisse und Katastrophen war ihnen der Propheten. Der Prophet konnte die notvollen Umstände erklären und deuten. Er wusste woher sie kamen und warum, und wie das Volk darauf reagieren sollte. Doch für Israel brachte diese Hilfe nicht viel, denn die Menschen wollten nichts von Gott wissen, sie wollten keine Erklärungen, keine Hinweise, Ratschläge oder Kritik. Und vielleicht ist das auch manchmal unser Problem. Wir hören Gottes Reden nicht, weil wir es nicht hören wollen. Unsere Fragen sind dann nicht ehrlich gemeint, sondern eher eine Anklage und Kritik an Gott. –
Ich möchte aber heute noch etwas mehr über Strafen nachdenken: über ihren Sinn und ihre Grenzen.
Der Bibeltext:
(4,6) Der Herr sagt: »Ich schickte euch eine Hungersnot, sodass es in euren Städten und Dörfern nichts mehr zu beißen gab. Das kam von mir! Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt.
(4,7) Ich hielt den Regen zurück, als die Felder ihn am nötigsten gebraucht hätten. Über der einen Stadt ließ ich es regnen, auf die andere fiel nicht ein Tropfen. Das eine Feld stand prächtig, während auf dem andern alles verdorrte.
(4,8) Von überall her schleppten die Leute sich halb verdurstet zu einer Stadt, die noch Wasser hatte; aber es reichte nicht für so viele. Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt«, sagt der Herr.
(4,9) »Ich schickte euch Mehltau und Kornbrand; die meisten eurer Gärten und Weinberge, eurer Feigenbäume und Ölbäume fraßen die Heuschrecken kahl. Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt«, sagt der Herr.
(4,10) »Ich schickte euch die Pest wie einst den Ägyptern. Ich ließ eure jungen Männer im Kampf umkommen und gab eure Pferde den Feinden zur Beute. In euren Lagern ließ ich euch den Leichengestank in die Nase steigen. Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt«, sagt der Herr.
(4,11) »Ich ließ ganze Städte untergehen wie einst Sodom und Gomorra, nur ein paar Menschen überlebten die Katastrophe - so wie ein angekohltes Holzscheit gerade noch aus dem Feuer gerissen wird. Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt«, sagt der Herr.
(4,12) »Jetzt aber komme ich selbst und ziehe euch zur Rechenschaft. Macht euch bereit, mir gegenüberzutreten, ihr Leute von Israel!«
Zum anderen erstaunt es uns, dass Gott so ausdauernd ist und ein Unglück nach dem anderen schickt, um sein Volk zur Umkehr zu bewegen. Er sendet Hungersnot, Dürre, Mehltau und Kornbrand, Heuschreckenplagen, Pest, Krieg und Katastrophen; alles Erziehungsmaßnahmen, Strafen und Gerichte die das Volk schließlich zugrunde richteten.
Was wir hier gelesen haben sind ja Ereignisse, die bereits stattgefunden haben. Es sind keine Zukunftsprophezeiungen. Um diese Katastrophen genau in die Geschichte Israels einordnen zu können, müssten wir uns mehr mit der Vergangenheit dieses Volkes befassen. Sicher würden wir dann auch die Zeiten der Dürre, der Pest, der Hungersnot etc. ausmachen können. Mir geht es aber heute mehr um den Sinn und die Grenzen von Strafen überhaupt. Dazu einige Gedanken
1.- Strafen sollen Buße bewirken. Das ist ein sehr wichtiger Grundsatz, wenn wir das Handeln Gottes in der Bibel verstehen wollen. Zunächst erscheint es uns immer grausam und übertrieben, was Gott den Menschen antut und was Er ihnen für die Zukunft androht. Aber wenn wir folgendes bedenken, können wir die Aussagen vielleicht besser verstehen.
a- Gott straft nicht nur sondern segnet auch. Die Bibel ist voll des Lobes und Dankens für die Gnade und Wundertaten Gottes. Das wird besonders auch in den Psalmen deutlich. David z.B. rühmt immer wieder seinen Gott, der ihn vor seinen Feinden beschützt hat, der ihm Sieg gegeben hat, der ihn von Krankheit geheilt und ihn aus der unbedeutenden Position eines Hirtenjungens zum König erhoben hat.
In den Büchern Mose sehen wir, wie Gott sein Volk aus der Gefangenschaft befreit, wie er es in der Wüste mit Wasser und Brot versorgt hat, wie er es durch unbekanntes Gelände geführt und vor Gefahren bewahrt hat. Wir sehen, wie Gott seinem Volk Sieg über Feinde schenkt und ihm in einem unwirtlichen Land eine blühende Wirtschaft schenkt. Wir sehen wie Gott einzelnen Menschen gnädig ist, ihnen ihre Schuld vergibt, sie in Gnade annimmt und ihre Seele vor dem Verderben erlöst. Wir könnten noch lange fortfahren, die Wohltaten und Segnungen Gottes aufzuführen. Die Bibel ermahnt uns immer wieder daran zu denken, uns zu erinnern und nicht zu vergessen, was er uns Gutes getan hat.
b- Müssen wir bedenken, dass die Menschen auch wirklich böse sind. Oft verachten sie die Segnungen Gottes, sie werden übermütig, aufsässig, unzufrieden und überheblich und werden zu allem fähig. In Israel wurde, trotz aller Wohltaten Gottes, gelogen und betrogen, die Armen wurden unterdrückt und ausgebeutet, das Recht wurde missachtet und die Starken übten hemmungslos Gewalt aus. Wir wollen nicht so tun, als wären die Menschen unschuldig, die Sein Gericht zu spüren bekommen. Viele von den Unterdrückten, Ausgebeuteten und Benachteiligten haben sicher schon lange auf ein Eingreifen Gottes gewartet. Sie haben wahrscheinlich gebetet und gefleht, dass Ihr Gott endlich der Ungerechtigkeit ein Ende machen soll.
c- dann sollten wir auch bedenken, dass die Strafen nicht in erster Linie verhängt wurden, um die Bösen zu vernichten und auszurotten. Obwohl auch dieser Gesichtspunkt bei jedem Gerichtsurteil eine Rolle spielt. Verbrecher werden auch heute noch bei uns bestraft, damit das Böse sich nicht ungehemmt ausbreitet und überhand nimmt. Aber Gott straft im letzten Grunde immer mit der Absicht, dass die Übeltäter zur Einsicht kommen, sich Gott zuwenden und von ihm Vergebung und die Kraft zu einem Leben empfangen. Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern sein Leben und sein Heil. Er soll von seinen Irrwegen umkehren und wieder Frieden und Segen bei Gott finden. – Das gelingt aber nicht immer.
2.- Strafen bewirken aber nicht bei allen Menschen Buße. So wie die Israeliten damals, so lehnen auch heute noch viele Menschen das Angebot und die Einladung Gottes zur Umkehr ab. Sie ärgern sich lieber über Gottes angebliches ungerechtes Handeln, sie verteidigen ihre Position, stellen sich unschuldig oder ignorieren einfach das Reden und die Absichten Gottes.
Für solche Menschen ist das Reden Gottes dann nicht nur äußerst schmerzhaft, sondern wird auch vernichtend. Sie zerbrechen an ihrem Widerstand. Sie gehen zu Grunde an den Gerichten. Ähnlich wie Gott damals Ägypten durch die Plagen an den Rand des Ruins brachte, so wiederholte es sich jetzt mit dem Volk Israel. Die Hungersnot dezimierte die Einwohnerzahlen. Die Ernten wurden vernichtet, Seuchen breiteten sich aus, Krieg verwüstete das Land, viele Bauern mussten ihren Besitz verlassen und fliehen, Häuser und ganze Dörfer und Städte wurden ausgeraubt und zerstört. All das brachte Elend und Not. Es würde viele Jahre dauernd, bis die Schäden beseitigt und die Nation wieder stark und gesund werden würde. Unermesslicher Verlust entstand dem Land durch den Ungehorsam, die Rebellion und die Widerspenstigkeit gegen Gott. Wo die Strafgerichte das eigentliche Ziel - die Umkehr und Erlösung des Sünders - nicht erreichen, bringen sie viel Schaden.
Aber das scheint den verbohrten, sturen und uneinsichtigen Männern und Frauen nichts auszumachen. Sie lassen weder die Vernunft noch den gesunden Menschenverstand walten, sondern bleiben bei ihrem Stolz, ihrer Rechthaberei und ihrem Dickkopf. Auch wir müssen aufpassen, dass wir nicht aus irgendwelchen törichten, eigensinnigen Gefühlen heraus uns weigern, Gottes Einladung zu hören und anzunehmen.
Oder was halten wir von den Leuten, die in Offenbarung im Kap. 16 erwähnt werden. Es heißt da in Vers 10 und 11 „Die Menschen zerbissen sich vor Schmerzen die Zunge. Sie verfluchten den Gott des Himmels wegen ihrer Qualen und ihrer Geschwüre; aber sie hörten nicht auf mit ihren schändlichen Taten.“ –
Wie einfach wäre es gewesen, die Qualen und das Leid abzuwenden! Wie gut hätten sie es in der Nähe Gottes gehabt! Aber nein, aus irgendeinem Stolz heraus ließen sie sich lieber zu Tode quälen, als Gott um Vergebung zu bitten.
3.- Strafen bewirken oft das Gegenteil von dem, was sie bewirken sollen. Wir haben bei Amos und bei vielen anderen Beispielen gesehen, dass die Strafen Gottes oft ihren Zweck nicht erfüllen. Sie sollen zur Buße und zum Heil der Menschen führen. Aber sie bewirken Rebellion, Hass, Trotz, Bitterkeit und noch mehr Ungehorsam gegen Gott. Diese Beobachtungen können wir ja auch heute noch machen. Denken wir nur an die Gefängnisse unserer Tage. Die Kriminellen werden eingesperrt, damit sie über ihre Vergehen nachdenken und sich bessern. Was aber geschieht ist häufig, dass sie verdorbener und verhärteter aus dem Gefängnis heraus kommen. Da stellt sich doch die Frage: Wie erfolgreich und gut sind eigentlich Strafen?
Diese Frage stellen sich Eltern und Erzieher, Polizei und Politiker – und die Antwort fällt sehr unterschiedlich aus. Es gibt Leute die plädieren ja ganz überzeugt dafür, dass man die Übeltäter nicht bestrafen sollte. – Einmal vielleicht, weil Pädagogen glauben, dass der Mensch an sich gut sei und nur durch die Schuld der anderen zum Verbrecher geworden ist. Sie klagen die Eltern, die Lehrer, die Freunde, die Regierung und das System an. Die sollten – nach ihrer Meinung – bestraft werden. - Zum anderen glauben manche, dass Strafen den Schuldigen eher verstocken und verärgern, als ihn zu einem anständigen Menschen zu machen.
Wie gesagt erscheint es oft wirklich sinnlos, Gewalttäter, Kriminelle und Betrüger zu bestrafen. Die positiven Veränderungen durch Züchtigung sind meist gering. Die negativen dagegen in vielen Fällen sehr deutlich. Deshalb fragen sich ja auch manche Erzieher, ob man nicht lieber andere Mittel anwenden sollte, um den Straffälligen zu helfen. – Nehmen wir an, es gäbe andere Möglichkeiten: Was könnten sie sein?
1.- Man könnte die Betrüger und Gewalttäter sich selbst überlassen. Das heißt, gar nichts unternehmen. Warten, bis sie von alleine ihre Bosheit und ihr Fehlverhalten erkennen und sich bessern. Wenn sie doch von Grund auf gut und friedfertig sind, dann ist ja wirklich Hoffnung, dass sie eines Tages von alleine aus dieser Phase heraus wachsen.
2.- Man kann ihre Partei ergreifen. Es könnte ja sein, dass sie sich ändern, wenn man ihnen Verständnis entgegen bringt. Indem man ihnen zeigt, welche Umstände und Menschen eigentlich Schuld an ihren „Problemen“ sind, bringt man sie vielleicht dazu, ihre Aggressionen und ihr feindliches Verhalten abzubauen. – Vielleicht aber auch nicht.
3.- Man könnte an ihre Vernunft und Reife appellieren. Oftmals hilft es ja auch bei Kindern, wenn man ihnen klar macht: „Sieh mal, du bist doch schon groß und vernünftig. Du siehst doch ein, dass dein egoistisches Verhalten mehr Probleme bringt, als wenn du jetzt nachgibst und Frieden hältst.“ Auch das mag in manchen Fällen helfen.
4.- Man kann sie zu einem Verhaltenstherapeuten schicken. Wenn jemand betrügt und stiehlt und immer zornig ist und sich an anderen vergreift, kann das ja auch ein psychologisches Problem sein. Vielleicht sind da Ängste, Verletzungen oder Krankheiten, die behandelt werden müssen. Wenn man die Ursache für das unmoralische Verhalten finden kann, kann man der Person auch helfen. Ein Therapeut kann evtl. in vielen Sitzungen erreichen, dass der Rowdy, der Verbrecher, der Dieb sein Verhalten ändert und ein nützliches Glied der Gesellschaft wird.
5.- Man kann den bösen Menschen ja auch mit viel Liebe und Zuspruch begegnen. Man kann sie loben, ermutigen, belohnen und ihnen immer wieder gut zureden. In manchen Fällen ist das der einzige Weg, wie man Herzen verändern kann. Gerade das ist es, was einige Verbrecher brauchen, um zur Besinnung zu kommen, und sich zu ändern.
Also könnte man sagen, dass es manche anderen Wege gibt, um einen Menschen zur Umkehr zu bewegen. Und wir sehen in der Bibel, dass Gott auch viele verschiedene Methoden und Maßnahmen gebraucht. Aber irgendwann kommt dann doch mal der Punkt, wo er mit Liebe und Verständnis, mit logischen Argumenten und Appellen, mit Erklärungen und Beispielen nicht mehr weiter kommt. Der einzige Weg ist dann die Strafe, selbst wenn sich die Menschen dagegen verhärten sollten. Wir glauben, dass Gott seine Geschöpfe kennt und liebt und dass er ein guter und weiser Erzieher ist. Darum müssen wir auch seine Strafen anerkennen und uns von ihm korrigieren lassen.
Wir beten:
Herr, mache uns einsichtig und verständnisvoll gegenüber Deinen Erziehungsmaßnahmen. Gib, dass wir fähig bleiben, uns von Dir korrigieren und verändern zu lassen, wo es nötig ist. Danke, dass Du es gut mit uns meinst. Lass uns das nie vergessen. Amen.
Rüdiger Klaue
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Nun mag es gewisse Typen geben, die weniger sündigen und andere mehr – aber ganz frei von Schuld ist niemand. Ja, wir neigen dazu, unsere eigenen Verfehlungen als klein und unbedeutend zu sehen – und die der anderen als groß und furchtbar.
Der Prophet Amos wendet sich in seinem 4 Kapitel besonders an die reichen Bewohner seines Landes. Reiche Menschen können ja auch viel Unrecht verüben. Sie zur Verantwortung für Ihre Verbrechen zu ziehen ist aber sehr schwer. Mit ihrem Geld können sie Zeugen, Richter und die Öffentlichkeit bestechen und sich frei kaufen. Gewöhnlich haben sie auch viele Verbindungen und Kontakte zu einflussreichen Leuten, die ihnen helfen.
Meistens sind da auch eine Reihe anderer Partner, die sich mitschuldig gemacht haben. Sie wollen natürlich auch nicht, dass da zu viel von ihren Machenschaften an die Öffentlichkeit dringt. Darum helfen sie dabei, das Unrecht zu vertuschen. Und wer hat schon den Mut, gegen einen wohlhabenden und einflussreichen Mann eine Anklage zu erheben? Das ist doch viel zu gefährlich. Die Reichen haben Mittel und Wege, einen Ankläger oder Zeugen zum Schweigen zu bringen.
Viel unkomplizierter ist dagegen die Sache, wenn ein armer Kerl aus der unteren Schicht des Volkes ein Verbrechen verübt. Ihn zu verklagen, zu verurteilen und auch gleich zu bestrafen ist recht einfach – jedenfalls in einem totalitären Staat. Der kleine Mann kann sich nicht verteidigen, kann keinen Anwalt bezahlen und kann niemanden bestechen. Arme Leute werden oft gar nicht erst gehört. Es besteht das Vorurteil, dass sie sowieso in einer unmoralischen Umgebung leben. Sie sind es doch gewohnt zu lügen und zu stehlen. Von ihnen kann man nichts anderes erwarten, als Unmoral und Gesetzlosigkeit. Daher findet sich immer schnell jemand, der einen einfachen Bürger aus der unteren Schicht verklagt und verurteilt.
Reiche dagegen brauchen meist keinen Kläger zu fürchten. Wer sollte schon gegen sie aussagen wollen? Gerade aus diesem Grund hat Gott selbst sich zum Ankläger der Reichen und Anwalt der Armen gemacht. Nicht etwa weil die Armen besser wären oder sie in den Augen Gottes mehr Wert hätten.
Der Grund, weshalb Gott ihre Partei ergreift ist wohl der, dass einfache Leute sonst keinen Fürsprecher und Helfer haben. Darum sendet er seinen Propheten der den selbstsicheren Vertretern des Volkes ihre Schuld und Sünde vorhält. In dem folgenden Abschnitt aus Amos Kap. 4, 1 – 5 wendet sich der Bote Gottes gegen die reichen Frauen Samariens.
Der Bibeltext:
(4,1) „Hört, ihr Frauen von Samaria, gut genährt und schön wie Baschans Kühe! Ihr unterdrückt die Schwachen und schindet die Armen. Ihr sagt zu euren Männern: »Los, schafft uns zu trinken herbei!«
(4,2) Der Herr, der mächtige Gott, hat bei seinem heiligen Namen geschworen: »Die Zeit kommt, dass man euch mit Fanghaken herausholen wird, die Letzten von euch mit Fischangeln.
(4,3) Eine nach der andern müsst ihr durch die nächste Bresche in der Mauer hinaus und sie werden euch in Richtung Hermon fortjagen. Das sage ich, der Herr!«
(4,4) »Kommt zum Heiligtum von Bet-El - und sündigt! Kommt zum Heiligtum von Gilgal - und begeht Verbrechen! Feiert am ersten Festtag eure Mahlopfer und am Tag darauf die Ablieferung eurer Zehnten!
(4,5) Lasst gesäuertes Brot als Dankopfer in Rauch aufgehen und kündigt freiwillige Opfer an - so laut, dass alle es hören! So liebt ihr es doch, ihr Leute von Israel!« Das sagt der Herr, der mächtige Gott.“
Wenn ich mir die Situation anschaue, dann muss ich mich fragen: Was soll wohl die Botschaft des Propheten bewirken? Hier sind die einflussreichen, an Luxus gewöhnten Frauen Samariens. Sie leben wie sie wollen und lassen sich von niemandem sagen, was sie tun oder lassen sollen. Sie haben sogar Mittel und Wege unbequeme Mahner aus der Welt zu schaffen.
Auf der anderen Seite steht dieser Prophet Gottes. Er ist ein einfacher Mann, ein Bauer aus einem Nachbarland. Was er diesen Frauen zu sagen hat, klingt nicht gerade schön. Es kann durchaus als Beleidigung und Verleumdung verstanden werden. Im schlimmsten Fall muss Amos dann wegen seiner Reden mit Gefängnis und Tod rechnen. Im günstigsten mit Spott und Verachtung. Jedenfalls hat er kaum Aussicht, dass seine Worte gehört werden. Und wahrscheinlich wird niemand aufgrund der Anklagen und Drohungen Gottes sein Verhalten ändern. Wenn Amos eine wirkliche Veränderung in der Gesellschaft erreichen will, dann müsste er wohl anders vorgehen: diplomatischer, vorsichtiger, mit Hilfe anderer Parteien und bedeutender Personen.
Wir wissen doch auch aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, das hochmütige, rebellische oder gesetzeswidrige Verhalten eines Mitmenschen zu verändern. So etwas ist schon bei den eigenen noch kleinen Kindern schwierig. Wenn wir ihnen sagen: „Ich möchte, dass Du Dein Zimmer aufräumst, oder Deine Schularbeiten machst!“ Dann tun sie es doch gerade nicht. Es ist ein schwieriges Problem für den Boten Gottes: Wie sage ich es dem Sünder, dass er seine Schuld zugibt und sich ändert?
1.- Ich weiß nicht, ob Amos wirklich mit großen Veränderungen gerechnet hat. Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht. Jedenfalls ist offenbar nichts geschehen von dem was er erreichen wollte. Also könnte man sagen, seine Mission war erfolglos. Das Volk hat sich nicht bekehrt. Aber wie schon gesagt, ich denke für Amos und für Gott war es keine Überraschung. Vielleicht ging es auch gar nicht einmal so sehr um einen augenblicklichen Gesinnungswandel. Ich nehme an, es war einfach wichtig, dass die Dinge ausgesprochen wurden. Jemand musste es laut sagen, dass hier Unrecht geschah. Jemand musste auf die Folgen des gottlosen Lebens aufmerksam machen und Warnungen und Drohungen aussprechen.
2.- Es kommt ja auch immer noch darauf an, wer einen auf seine Fehler aufmerksam macht. In diesem Falle war es Gott durch den Propheten. Die Anklage kommt also von höchster und unparteiischer Seite. In jedem Fall ist es Gottes Sache, Recht zu sprechen. Alle weltlichen Gerichte handeln eigentlich nur im Auftrag Gottes. Auch die Richter unserer Tage haben letztlich keine Autorität von sich selbst. Gott hat ihnen die Richtlinien für ihre Urteile gegeben und in seinem Interesse sorgen sie für Ruhe, Ordnung und Gerechtigkeit. Auch im Fall der reichen Frauen von Samarien waren es nicht der Prophet, nicht die Priester, nicht die armen unterdrückten Bürger und auch nicht eine starke Nachbarnation die zu Gericht saßen. Es war Gott selbst. Er spricht Recht, so wie ER es sieht ist es richtig, sein Urteil gilt
3.- Nachdem Gott die Sünde dokumentiert und verurteilt hat, muss auch das Gericht vollstreckt werden. Dazu hat er mehrere Möglichkeiten. A.- Er kann eine Naturkatastrophe schicken, um das Urteil zu vollstrecken. Eine Hungersnot, eine Dürre, Insektenplagen oder Krankheit (Pest). Darüber spricht er im nächsten Kapitel. Das sind übernatürliche Gerichte, die direkt von Gott kommen. –
Eine weitere Möglichkeit die Schuldigen zu bestrafen ist durch andere Menschen. Da sind die Nachbarvölker Israels, die Gott immer wieder als Zuchtrute und Strafvollstrecker gebraucht hat. Gott gebraucht sie um zu strafen - nicht weil sie heiliger oder besser oder kompetenter sind – sondern weil kein übergeordnetes Gericht da ist. Wir fragen uns: „Warum gibt es Kriege in der Welt?“ Gott gebraucht den Krieg, um verfilzte Strukturen der Korruption zu zerschlagen. Er braucht einfallende Nachbarvölker, um selbstherrlich und zu mächtig gewordene Millionärscliquen in die raue Wirklichkeit zurück zu holen.
Einen letzten Gedanken möchte ich noch aus den Versen 4 und 5 des gelesenen Bibelabschnitts erwähnen. Da sagt der Prophet: »Kommt zum Heiligtum von Bet-El - und sündigt! Kommt zum Heiligtum von Gilgal - und begeht Verbrechen! Feiert am ersten Festtag eure Mahlopfer und am Tag darauf die Ablieferung eurer Zehnten! Lasst gesäuertes Brot als Dankopfer in Rauch aufgehen und kündigt freiwillige Opfer an - so laut, dass alle es hören! So liebt ihr es doch, ihr Leute von Israel“
Dies ist mal eine Bibelstelle, in welcher der Sarkasmus unüberhörbar ist. Der Prophet ruft zum Sündigen auf. Das kann doch wohl nicht sein ernst sein?! Ein Prophet? In der Bibel? Ich kann mir das nur so erklären, dass Amos eingesehen hat, dass seine Mahnungen und Drohungen nicht gehört werden. Die Leute werden ihr Leben nicht ändern. Jeder weitere Versuch, die reichen Israeliten von ihren Verbrechen zu überzeugen bewirkt nur Protest und Rebellion. Also versucht Amos es anders herum. Er fordert seine Hörer auf zu sündigen. Vielleicht hilft ihnen das zu erkennen, auf welchem Weg sie sind. Vielleicht provoziert dieser Aufruf sie auch zur Rebellion und Gegenreaktion. Nach dem Motto: wenn sie sündigen sollen – dann wollen sie auch schon nicht mehr. Wenn der Prophet sie nicht mehr zurechtweist, dann macht es auch keinen Spaß mehr böse zu sein. –
Aber vielleicht steckt auch noch eine andere Strategie dahinter: Manchmal braucht der Mensch erst ein Schockerlebnis ehe er merkt, dass er auf dem Weg in den Abgrund ist. Es muss etwas Furchtbares passieren, bis er seine Richtung ändert. Oder jemand muss erst die Sünde seines Lebens begangen haben, bevor er merkt, dass es wirklich schlecht um ihn bestellt ist. Bis dahin helfen keine Zurechtweisungen und keine Ermahnungen – Manchmal können solche Sünden auch etwas ganz Banales sein. Der Prophet Jona war auf seiner Flucht von Gott weg nur mäßig von dem Unwetter auf See beeindruckt. Er schlief, während die anderen um ihr Leben bangten. Als jedoch ein wenig später irgendein Rizinusstrauch in seiner Nähe verwelkte, war er zutiefst betroffen und beleidigt.
Manch ein Soldat hat im Krieg die größten Grausamkeiten begangen, ohne Gewissensbisse dabei zu spüren. Aber wenn er nach Hause kommt, und seinem kleinen Sohn eine Enttäuschung oder Kummer bereitet hat, dann fühlt er sich wirklich als schlechten Menschen. - Ein Unternehmer kann über Leichen gehen, betrügen und seine Angestellten kaltblütig ins Unglück stürzen. Aber wenn die Katze den Kanarienvogel gefressen hat, weil er den Käfig offen ließ, dann wird er von Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen geplagt. „Sündiget wacker drauf los“ soll auch Martin Luther gesagt haben, in der Hoffnung, dass dem Menschen irgendwann einmal erschreckt bewusst wird, wie schlecht er wirklich ist. Erst wenn das Maß der Schuld voll ist oder die richtige Sünde passiert ist, wacht die Person auf und versteht, was gemeint ist. Erst an diesem Punkt kann sie erkennen, dass sie ein verlorener Sünder ist. Und erst dann geschieht Buße, Umkehr und Vergebung der Sünde. Vergebung und Erlösung sind solange theoretische Begriffe, bis man selber einmal erschreckt entdeckt, dass man wirklich Vergebung braucht, weil man ein Sünder ist. Eigentlich will Gott ja nicht, dass wir sündigen. Aber wenn wir total unempfindlich für Recht und Unrecht geworden sind, dann kann vielleicht noch ein Fall in einen tieferen Abgrund helfen.
Noch etwas Eigenartiges sagt der Prophet Amos im Vers 5 „Feiert am ersten Festtag eure Mahlopfer und am Tag darauf die Ablieferung eurer Zehnten! 5 Lasst gesäuertes Brot als Dankopfer in Rauch aufgehen und kündigt freiwillige Opfer an - so laut, dass alle es hören! So liebt ihr es doch, ihr Leute von Israel!«
Auch diese Aufforderung zum Gottesdienst ist sarkastisch gemeint. Der Prophet sieht den klaffenden Unterschied zwischen den Verbrechen des Volkes und seiner Religiosität. Die Menschen übertreten Gottes Gebote und begehen alle Arten von Unrecht. Aber – als ob nichts geschehen wäre – feiern sie ihre Gottesdienste. Sie bringen Gott Opfer und Abgaben und schämen sich nicht, ihre Frömmigkeit zur Schau zu stellen. „Wie können Ausbeuter und Verbrecher auch noch fromm sein und Gottesdienste besuchen.“ Das fragt man sich auch heute noch. Irgendwie erwartet man doch von jemand, der in die Kirche geht, dass er sich moralisch besser verhält, als andere Leute. Man erwartet, dass er freundlich und geduldig ist, friedfertig, ehrlich, hilfsbereit und liebevoll. Und das kann man auch mit vollem Recht erwarten. Wenn die Gottesdienstbesucher aber die christlichen Tugenden nicht pflegen, dann sagt man zutreffend von ihnen: sie sind Heuchler, Scheinheilige und Frömmler. Es besteht der Verdacht, dass sie ihre religiösen Traditionen nur bewahren, um ihre boshafte Gesinnung zu tarnen. Ihre Frömmigkeit dient in Wahrheit als Deckmantel für ihre Unmoral.
„Feiert am ersten Festtag euer Mahlopfer!“ fordert der Prophet die Leute auf. Aber eigentlich meint er wohl. „Feiert eure Gottesdienste nicht. Was ihr macht ist Heuchelei. Ihr bringt unseren Gott, seinen Tempel und sein Wort in Verruf!!! Lasst das doch, wenn ihr sowieso nicht auf Gott hören wollt!“ – Vielleicht gelingt es dem Propheten aber doch durch diese umgekehrte Botschaft das zu erreichen, was er eigentlich erreichen will.
Was will Amos erreichen? – Eigentlich will er erreichen, dass die Israeliten nicht mehr mit dieser Doppelmoral fortfahren. Er möchte auch, dass sie mit der Ungerechtigkeit und Gesetzlosigkeit aufhören und endlich tun, was Gott erwartet. Er möchte, dass seine Mitbürger die Gottesdienste besuchen – aber sie sollen es mit aufrichtigem Herzen tun. „ Feiert die Ablieferung eurer Zehnten! Lasst gesäuertes Brot als Dankopfer in Rauch aufgehen.“ Sagt Amos. Das ist alles richtig und gut. Aber wenn es nicht ehrlich gemeint ist und das Herz Gott nicht ehrt, dann ist es Spott und Hohn. Dann fügt es zu all den Übertretungen und Sünden des Volkes noch eine große, vielleicht die größte Schuld dazu: die Missachtung Gottes. Auf diesem Hintergrund kommt die ernste Drohung des Propheten: „Der Herr, der mächtige Gott, hat bei seinem heiligen Namen geschworen: »Die Zeit kommt, dass man euch mit Fanghaken herausholen wird. Eine nach der andern müsst ihr durch die nächste Bresche in der Mauer hinaus und sie werden euch in Richtung Hermon fortjagen. Das sage ich, der Herr.“ Das bedeutet dann Verlust allen Reichtums, der Stellung und der Heimat. Es bedeutet ein Leben in der Fremde als Sklaven. Schluss dann auch mit allem Hochmut, frommen Schein und Unrecht.
Eigentlich möchte Gott aber nicht, dass es so weit kommt. Er möchte vorher die Buße und Reue des Volkes, damit er ihm vergeben und es retten kann. Das gleiche Anliegen hat Gott auch mit uns. Aus Liebe lässt er uns auf unsere Fehler aufmerksam machen, damit wir zur Einsicht kommen und uns ihm zuwenden. Dann kann er uns vergeben und erretten und ewiges Leben bei ihm schenken.
Wir beten:
Herr Du weißt wer von uns seine Sünde und Verlorenheit noch nicht erkannt hat. Schenke ihm die aufrüttelnde Erfahrung die er braucht, um sich an Dich zu wenden. Danke, dass bei Dir Vergebung, Errettung und Heil ist. Amen.
Rüdiger Klaue
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Der Bibeltext:
(3,9) Der Herr sagt: »Lasst vor den Palästen in der Philisterstadt Aschdod und in Ägypten ausrufen: Kommt, versammelt euch auf den Bergen rings um die Stadt Samaria und seid Zeugen dafür, wie dort Unterdrückung und Gewalt an der Tagesordnung sind!
(3,10) Ihre Bewohner treten das Recht mit Füßen und häufen in ihren Häusern Schätze auf, die sie mit Raub und Mord an sich gebracht haben.
(3,11) Deshalb kündige ich, der mächtige Gott, den Leuten von Samaria an: Feinde werden euer Land umzingeln, eure Befestigungen niederreißen und alle eure Häuser ausplündern.
(3,12) Von den Israeliten, die in Samaria wohnen, wird genauso viel übrig bleiben wie von einem Lamm, das ein Löwe verschlingt. So wie ein Hirt gerade noch zwei Schenkelknochen oder einen Zipfel vom Ohr als Beweisstück rettet, so werden die feinen Leute gerettet, die sich in Samaria auf ihren Luxusbetten räkeln.«
(3,13) Der Herr, der Gott und Herrscher der ganzen Welt, sagt: »Hört her und verkündet es den Nachkommen Jakobs:
(3,14) Der Tag kommt, an dem ich die Leute von Israel für ihre Verbrechen bestrafen werde. Dann zerstöre ich die Altäre des Heiligtums in Bet-El, ihre Hörner werden abgebrochen am Boden liegen.
(3,15) Ich lasse die prächtigen Häuser in Trümmer sinken, die Sommervillen und die Winterpaläste; die elfenbeingeschmückten und hoch aufgestockten Bauten werden dem Erdboden gleichgemacht. Das sage ich, der Herr.«
Und dann fragen wir uns auch immer wieder: Was sollen wir jetzt mit diesen Drohbotschaften anfangen die vor 2.200 Jahren einem alten Volk im mittleren Orient gegeben wurden? –
Dazu gibt es zwei Gedanken, die mir helfen, die Bibel trotzdem mit Interesse zu studieren.
1.- Die Probleme, Vergehen und Sünden der Menschen vergangener Tage sind heute noch die gleichen. Auch heute gibt es Gewalt, Unterdrückung, Ausbeutung und Unrecht.
2.- Unrecht darf nicht einfach stillschweigend hingenommen werden. Gott hat aus Liebe und Erbarmen den Menschen seiner Zeit ihre Vergehen und Schuld gezeigt und vor den Konsequenzen gewarnt. Das klingt nicht immer schön, das hört auch keiner gerne. Aber es ist nötig und hoffentlich auch heilsam. Alle Gerichtsandrohungen haben nämlich nur das eine Ziel, die Menschen zur Umkehr zu bewegen und sie vor der Verdammnis zu bewahren.
Nun möchte ich auf einige Aussagen im Text eingehen. Es heißt im Vers 9: Der Herr sagt: »Lasst vor den Palästen in der Philisterstadt Aschdod und in Ägypten ausrufen: Kommt, versammelt euch auf den Bergen rings um die Stadt Samaria und seid Zeugen dafür, wie dort Unterdrückung und Gewalt an der Tagesordnung sind! 10 Ihre Bewohner treten das Recht mit Füßen und häufen in ihren Häusern Schätze auf, die sie mit Raub und Mord an sich gebracht haben.“.
Zunächst fällt mir an dieser Aussage auf, dass der Prophet zwei heidnische, gottlose Nationen aufruft, als Zeugen für das Unrecht in Israel aufzutreten. Das Philisterland und Ägypten, sollen sich auf den Bergen um Samaria versammeln und sich die Unterdrückung und Gewalt ansehen. Sicherlich sind diese beiden Zeugen moralisch keinen Deut besser als Israel. Sie waren ja auch für ihre Korruption und Hinterlist bekannt. Aber gerade sie, die viel Unrecht gewohnt waren, sollten sich nun einmal das Treiben im Volk Gottes ansehen.
Ägypten und Philisterland waren moralisch nicht in der Lage, ein Urteil über Israel fällen zu können. Sie selber waren ja noch schlimmer, - aber sie konnten davon Zeugnis ablegen, dass hier im Volk Gottes „Unterdrückung und Gewalt“ an der Tagesordnung waren. Nicht nur für den reinen und heiligen Gott war das Verhalten der Leute von Samaria erschreckend und abstoßend, sondern sogar für gesetzlose Nachbarvölker.
Und wenn wir einmal in unsere Zeit und unser Land schauen, dann werden wir Parallelen entdecken. Nicht nur die frommen Moralisten sind entsetzt, was in unserer Nachbarschaft alles an Unmoral und Grausamkeiten geschieht, sondern selbst gottlose Weltmenschen, die selber keine saubere Weste haben, sind empört. Es geschehen hier Dinge, die nicht geschehen dürfen, die Unrecht sind - nicht nur in den Augen eines heiligen und strengen Gottes.
Während ich diese Predigt vorbereite hörten wir zum wiederholten Male von Eltern, die ihr eigenes Kind haben verhungern lassen. Die Fälle häufen sich, wo in unserem Land Kinder von ihren Eltern misshandelt oder getötet werden. Man muss kein frommer Bibelleser sein, um solche Taten zu verurteilen. – So wurde auch in diesem Sommer (2008) bekannt, dass in einer der größten deutschen Firmen Betrug, Unterschlagung und Schmiergeldaffären vorkamen. Bis in die höchsten Kreise haben einflussreiche Männer illegale Handlungen von ungeheuren Ausmaßen verübt. –
In der Sportlerwelt ist das Doping zwar verboten, gehört aber derart zu den Wettkämpfen, dass ehrliche Leute fast keine Chance haben zu siegen. Wir brauchen nicht in fremde Länder zu gehen oder alte, vergangene Zeiten zu studieren, um zu sehen, dass Unrecht geschieht.
Im Vers 10 sagt der Prophet, dass die Bewohner Samarias das Recht mit Füßen treten. Mit dem „Recht“ sind die Gebote Gottes gemeint, die dieses Volk durch die Hand Moses in der Wüste empfangen hatte. Dieses Recht mit Füßen zu treten heißt, dass die Menschen das Gesetz Gottes verachten. Es bedeutet ihnen nichts, sie wollen es nicht kennen und interessieren sich auch nicht dafür.
Auf der einen Seite braucht man ja auch nicht für alles ein Gesetz. Manches funktioniert sicher auch ohne Gebote recht gut. Es muss nicht immer alles durch Paragraphen, Verordnungen und Bestimmungen geregelt werden. Wo ein guter Wille herrscht, wo Vertrauen besteht, wo Liebe regiert und Verantwortungsgefühl, da braucht man nur ein Minimum an Gesetzen. Die wenigen Ordnungen, die dann noch bestehen, werden als hilfreich empfunden und gewissenhaft beachtet. Da hat dann also das Recht Gewicht und Bedeutung. Es wäre ideal, wenn es überall so sein könnte; denn die Überwachung der Bestimmungen, die Strafverfolgung, die Gerichtstermine und die Betreuung der Gefangenen kostet auch viel Aufwand und Geld.
Aber leider geht es nicht ohne Gesetze. Je rebellischer und boshafter ein Volk ist, desto mehr Regeln muss es geben. Die Gesetze müssen erläutert und erklärt werden, damit es keine Lücken und Missverständnisse gibt, durch welche die Betrüger hindurchschlüpfen können. Es muss Gerichte, Gefängnisse und Strafen geben. Und selbst die beste Kontrolle und die härtesten Strafen können noch nicht Ordnung und Frieden im Land garantieren.
Also, das Gesetz und die Gebote muss es geben, daran habe ich keinen Zweifel. Aber wie weit sie ein friedliches, sicheres Leben und Nächstenliebe garantieren können, das hängt ein gutes Stück von den Bürgern eines Landes selbst ab. In Israel wurde das Recht mit Füßen getreten. Über die Folgen solch einer verachtenden Einstellung dem Gesetz gegenüber wollen wir noch ein wenig nachdenken. - Wenn Menschen das Recht nicht kennen wollen und es mit Füßen treten, dann geschehen viele Dinge, die den meisten von uns nicht gefallen werden.
1. - Dann gibt es Willkür und Gewalt im Land. Das kennen wir auch heute noch zur Genüge. Schon allein bei dem Stichwort „Terrorismus“ fallen uns viele schreckliche Begebenheiten ein. Wir denken an Anschläge in Zügen und Omnibussen, in Discotheken und auf Sportveranstaltungen. Die Bilder sind grausam: Tote, Verletzte, blutende und verstümmelte Menschen, zertrümmerte Gebäude und Verkehrsmittel. Von manchen werden die Mörder und Gewalttäter noch als Helden gefeiert. Sie selbst entziehen sich meist dem Gericht, dem Urteil und der Verantwortung durch Selbstmord. Ein nüchterner, normaler Mensch kann es doch nicht verstehen, wie Männer und auch Frauen solche abscheulichen Gewalttaten vollbringen können. Aber für die Mörder gibt es kein Gesetz. Sie handeln nach ihren eigenen Gefühlen: Hass, Bitterkeit, Rache und Wut.
Denken wir an die Berichte der letzten Zeit über Völkermord. Da waren die Serben, die wegen ihrer Rasse verfolgt und zu Tausenden hingemetzelt wurden. In Afrika wissen wir von mehreren Ländern, wo Gewalt und Krieg ganze Stämme ausrotten. Da sind Herrscher, die alle aus dem Weg räumen, die ihnen nicht zu jubeln., die kaltblütig und skrupellos ihre Position behaupten.
Wir denken an Länder wie Kolumbien, wo schon seit Jahrzehnten ein schmutziger Bürgerkrieg geführt wird. Unter dem Vorwand, gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen, erschießen organisierte Terroristen unschuldige, wehrlose Männer, Frauen und Kinder. Und niemand kann ihnen Einhalt gebieten. Ich glaube, es gibt keinen unparteiischen Beobachter, der da nicht nach einem Richter ruft und der sich wünscht, dass hier einmal mit Autorität Ordnung geschafft wird. Es soll wieder das Recht regieren, Gesetze und Ordnungen müssen respektiert und eingehalten werden.
2.- Wenn das Recht mit Füßen getreten wird, dann wird das Unrecht nicht mehr bestraft. Verbrecher, Betrüger, kaltblütige Mörder können sich dem Urteil und der Strafe entziehen. Sie brauchen nicht zu fürchten, zur Rechenschaft gezogen zu werden. Jedenfalls nicht von menschlichen Gerichten. Sie haben nämlich Beziehungen, sie haben Macht, eine Position und vor allem Geld. Damit können sie jeden Ankläger zum Schweigen bringen. Da fallen mir manche Begebenheiten aus unserer Zeit in Südamerika ein.
Der Fall Restrepo hatten lange die Gemüter bewegt. Zwei Brüder im Alter von 14 und 15 Jahren waren plötzlich verschwunden. Niemand wollte wissen, wo sie geblieben waren. Schließlich wurde bekannt, dass sie irgendwo von der Polizei mitgenommen worden waren. Von da an fehlte jede Spur. Die Nachforschungen des verzweifelten Vaters endeten immer an einer Wand des Schweigens bei den Behörden. Schließlich wandte der Mann sich an die Presse und an die Öffentlichkeit. Es war ein jahrelanger, zäher Kampf bis er endlich herausfand, dass seine beiden Söhne im Polizeigewahrsam aus einem nichtigen Anlass zu Tode gefoltert worden waren. Betraft wurden hier unschuldige Jungen und eine ehrbare Familie. Straffrei blieben die grausamen Männer der Staatsgewalt. Es gibt genug Länder, wo es fast unmöglich ist, einen Verbrecher seiner gerechten Strafe zuzuführen.
3.- Wenn das Recht mit Füßen getreten wird, dann entsteht viel Leid. Ich las einmal ein Buch über die grausame Herrschaft des Idi Amin in Uganda in den 70er Jahren. Es heißt er habe bis zu 500.000 Menschenleben auf dem Gewissen. Unter seiner Schreckensherrschaft mussten Kinder mit ansehen, wie ihre Eltern verstümmelt und ermordet wurden. Nicht nur blieben diese Kinder jetzt als schutzlose Weisen zurück, um die sich niemand kümmerte.
Zusätzlich zu allem Leid mussten sie noch mit einem entsetzlichen Trauma fertig werden. Die Bilder vom Tod ihrer Eltern werden sie wohl ihr Leben lang verfolgt haben. Wo das Recht nicht mehr gilt, da werden anständige Leute ausgebeutet, betrogen, bestohlen und getötet. Ehrlichkeit, Vertrauen und Hoffnung verschwinden in solch einem Land und Angst und Resignation machen sich breit. Armen wird nicht geholfen, vielmehr werden sie als Freiwild behandelt. Ihr Leid interessiert niemand. Kranken, alten und schwachen Menschen wird ihr Recht auf Schutz, Betreuung und Leben verweigert. Die Menschenwürde wird nicht mehr respektiert. Wer als friedliebender, ehrlicher, fleißiger Bürger in solch einem Land leben will, wird zugrunde gehen.
Ich denke jeder vernünftige Mensch wird mit mir übereinstimmen, dass solch eine Situation nicht tragbar ist. Etwas muss geschehen. Jemand muss eingreifen. In solch einem Zusammenhang erscheinen einem die Worte der Propheten nicht mehr grausam wenn sie sagen: „Der Tag kommt, an dem ich die Leute von Israel für ihre Verbrechen bestrafen werde. Dann zerstöre ich die Altäre des Heiligtums in Bet-El. Ich lasse die prächtigen Häuser in Trümmer sinken, die Sommervillen und die Winterpaläste; die elfenbeingeschmückten und hoch aufgestockten Bauten werden dem Erdboden gleichgemacht. Das sage ich, der Herr“. (Verse 14-15) Wir stimmen mit den Propheten überein, wenn sie sagen: „Schuld muss festgestellt und dokumentiert werden. Verbrechen dürfen nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden. Das ist der erste Schritt. Darauf muss auch die Strafe als zweiter Schritt folgen.
Man mag über das Kriegsverbrechertribunal in Nürnberg denken wie man will, aber es war nötig. Auch die Verhandlungen vor dem europäischen Gerichtshof in den Hag sind nötig um begangene Straftaten für die Nachwelt zu dokumentieren. Und es ist nur logisch, dass Schuld auch bestraft werden muss, egal wer die Verbrechen begangen hat. Diese Maßnahmen können helfen, dass das Recht wieder an Kraft und Bedeutung gewinnt. Das Gesetz wird wieder aufgerichtet, wie es im Neuen Testament heißt.
So können Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit wieder einkehren. Und darum ging es auch den Propheten. Sie wollten Schuld dokumentieren, Strafe ankündigen, das Recht und Gesetz stärken. Darüber hinaus verbanden sie die Drohungen und Warnungen mit der Belehrung über das unparteiische Rechtsverständnis Gottes. So gesehen können wir dankbar sein für die Dienste der Propheten. Oft wurde dadurch sicher größerer Schaden verhindert und Menschenleben bewahrt. –
Wir wollen ja heute keine drohenden Bußprediger mehr hören, aber vielleicht wäre es doch gut, wenn wir wieder mehr Menschen unter uns hätten, die das Recht aufrichten. Das geschieht nicht durch lamentieren und klagen sondern durch das Anprangern der Sünde, die Verurteilung der Schuldigen, ihrer Bestrafung und die Warnungen, Ermahnungen und Drohungen für die Zukunft.
Wir beten:
Herr, nicht nur die Propheten damals sahen, wie sich so viele Menschen über Deine Gebote hinwegsetzten. Auch heute geschieht es überall Dein Recht wird mit Füßen getreten. Zeige uns, wie wir diesem Trend begegnen und Deinen Geboten wieder mehr Beachtung verschaffen können Amen
Rüdiger Klaue
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Amos war ein Prophet im Alten Testament. Wie die meisten Propheten sprach auch er davon, dass Gott Gericht für die Vergehen des Volkes schicken würde. Die Botschaften waren nicht angenehm und nicht erfreulich. Nicht für die Menschen von damals, und auch nicht für uns heute. Viele Christen unserer Tage kennen die prophetischen Bücher kaum; sie lesen sie nicht gerne. Oft wissen wir nicht, wie die Worte zu verstehen sind. Manchmal fürchten wir uns auch vor dem, was auf uns zukommen könnte und verschließen deshalb die Augen vor den Warnungen. Oft aber gebrauchen Menschen auch die Drohungen in der Bibel als ein Argument, um Gott zu kritisieren oder die Propheten infrage zu stellen. Schon immer hatten Propheten einen schweren Stand. Niemand hörte sie gerne. Wer freut sich schon über ihre Reden. Sie wurden verfolgt und getötet.
Um ihren Auftrag ausführen zu können, gab Gott seinen Gesandten Autorität. Der Höchste redete durch Menschen, aber nur durch wenige auserwählte. Es war ein Vorrecht ein Bote Gottes sein zu dürfen. Die meisten Propheten waren sich ihrer hohen Berufung bewusst. Sie sprachen mutig und überzeugt in der Gewissheit, dass sie das weiter gaben, was der König aller Könige ihnen aufgetragen hatte. Das brachte ihnen Verfolgung – aber auch eine gewisse Machtposition. Sie konnten doch auch viele Menschen beeindrucken und beeinflussen.
Einige Wichtigtuer wollten auch gerne Propheten sein. Sie wollten sagen können. „Gott hat durch mich gesprochen. Ich bin eine bedeutende Person. Hört auf mich und tut, was ich Euch sage!“ In Wahrheit wollten sie aber nur Macht ausüben und andere beherrschen. Ihre Prophezeiungen kamen nicht von Gott sondern aus ihrem eigenen Herzen. Das war dann gefährlich für die Hörer.
Weil ihr Auftrag aber so unangenehm war, versuchten manche Propheten sich zu drücken. Sie schwiegen einfach, oder liefen davon. Manche veränderten die Botschaft, dass sie sanfter und freundlicher klang. Damit verführten sie das Volk. Das konnte Gott nicht zulassen. So haben wir in der Bibel auch immer wieder Warnungen vor den falschen Propheten und Verführern.
Aus all dem sehen wir, dass es für die Leute von damals und für uns heute wirklich nicht immer leicht ist zu wissen, was für einen Propheten wir da vor uns haben. Eine gewisse Skepsis ist angebracht. Andererseits aber dürfen wir auch nicht die Botschaft Gottes für uns verpassen. Das kann schlimme Folgen für uns haben.
Im Buch des Amos sehen wir einige Aspekte aus dem Leben eines Propheten. Wir erfahren, was andere über ihn dachten und wie sie auf seine Worte reagierten. Amos behauptet: „Der Herr, der mächtige Gott, tut nichts, ohne dass er es zuvor seine Diener, die Propheten, wissen lässt“. Also, braucht Gott Propheten, die uns über Gottes Pläne informieren können.
Bevor wir heute mehr über Propheten und ihr Ansehen im Volk nachdenken, möchte ich noch einen Abschnitt aus Amos Kap. 3, die Verse 3 – 8 lesen. Sie klingen etwas rätselhaft. Da stellt der Prophet 7 rhetorische Fragen. Sie lauten:
Der Bibeltext:
(3,3)„Gehen zwei Männer miteinander denselben Weg, wenn sie sich nicht vorher getroffen haben?
(3,4) Brüllt der Löwe im Wald, wenn er kein Beutetier vor sich sieht? Lässt der Junglöwe sein Knurren hören, wenn er kein Opfer in den Krallen hat?
(3,5) Geht der Vogel ins Netz, wenn kein Köder ausgelegt ist? Schnappt die Falle zu, wenn sich nichts darin gefangen hat?
(3,6) Bläst man Alarm in der Stadt und es fährt niemand zusammen? Trifft ein Unglück die Stadt und der Herr hat es nicht geschickt?
(3,7-8) Der Löwe brüllt - wer fürchtet sich nicht? Der Herr, der mächtige Gott, redet - wer wird da nicht zum Propheten? Der Herr, der mächtige Gott, tut nichts, ohne dass er es zuvor seine Diener, die Propheten, wissen lässt.“ Hier sagt Amos also, wie er zum Propheten geworden ist, und warum Gott Propheten beruft.
Zuerst will ich einige Gedanken über die Serie von Fragen weitergeben. Die Bilder, die Amos hier braucht, kommen ja meist aus seinem Umfeld in der Natur. Er hat den Löwen auf dem Feld beobachtet und die Vögel, wenn sie in die Falle geraten, oder die beiden Männer, die da des Weges kommen. Mit diesen Bildern möchte er zeigen, wie die Ereignisse zueinander in Beziehung stehen. Da sind Ursachen und Wirkungen, da sind Anlässe und Konsequenzen. Jedes Geschehen deutet darauf hin, dass es vorher schon ein anderes Geschehen gegeben hat; so etwas wie einen Auslöser. Damit will Amos vielleicht zeigen, dass die Sünden des Volkes sicherlich zur Strafe Gottes führen werden. Oder er will sagen, dass die Tatsache, dass Gott einen Propheten sendet beweist, dass bald das Gericht hereinbrechen wird.
Aber diese Serie von Fragen könnte auch noch etwas anderes bedeuten. Unter Umständen gibt die letzte Frage die Antwort. Sie lautet: „Der Herr, der mächtige Gott, redet, wer wird da nicht zum Propheten?“ Die richtige Antwort darauf könnte lauten. „Jeder würde zum Propheten werden, wenn Gott zu ihm redet. Man kann dem Auftrag nicht entfliehen.“ Damit will Amos den Leuten klarmachen, dass er nicht ein Prophet aus eigenen Gnaden ist. Er predigt, weil Gott ihn dazu berufen hat. Es klingt so, als ob Amos das Reden Gottes mit dem Brüllen eines Löwen vergleicht. Dieser Ruf ist laut und deutlich und duldet keinen Widerspruch.
So wurde Amos Prophet, weil Gott es wollte. Er zeigte dem Volk seine Sünden und sagte die Strafe und das Gericht dafür voraus. Die Leute hörten es und die Reden riefen verschiedene Reaktionen bei den Zuhörern hervor. Das Wort wirkte.
Nun war die Reaktion nicht bei allen gleich und sie war auch nicht bei allen positiv. Einige zeigten sich beeindruckt und andere fast überhaupt nicht. Über die Empfindungen der Hörer auf die Botschaften des Amos möchte ich im Folgenden nachdenken. Immerhin wird auch heute noch von uns eine Antwort, eine Rückmeldung auf das Wort Gottes erwartet. Da ist es schon wichtig, dass wir mit der richtigen Einstellung zuhören.
1.- einige Leute ärgerten sich. Ein Repräsentant der Gegner des Propheten war der Priester Amazja. Er ärgerte sich über die Reden des Amos und sagte wörtlich zu ihm „Du Prophet, flieh von hier und geh nach Juda! Rede dort als Prophet; sie werden dir dort sicher zu essen geben. Hier in Bet-El darfst du nicht mehr auftreten; denn dies ist ein Reichsheiligtum, das dem König von Israel gehört.« (Amos 7, 12-13). So bekam Amos Redeverbot in Israel. Warum Amazja den Propheten verjagen wollte, kann verschiedene Gründe haben.
a- Amazja fühlte sich und seine Autorität gefährdet. Er war ja der Priester in Israel und dafür zuständig, dass Gottes Wort gelehrt wurde. Einen Konkurrenten neben sich wollte er nicht dulden. Amos lässt sich so einfach nicht verjagen, er gibt dem Priester eine demütige aber feste Antwort. Er sagt (Amos 7, 14-16): »Ich bin kein berufsmäßiger Prophet und gehöre auch zu keiner Prophetengemeinschaft. Ich bin unabhängig; ich besitze Rinder und Maulbeerfeigenbäume. Aber der Herr hat mich von meiner Herde weggeholt und gesagt: Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel! So höre nun das Wort des Herrn!“ –
Um ein Prophet zu sein, braucht man nicht aus einer bekannten Familie zu kommen, man braucht nicht der Nachkomme eines Theologen zu sein, man braucht auch nicht einen bestimmten Schulabschluss, eine Prüfung oder gar Zeugnisse, Diplome und Referenzen zu haben. Wichtiger als alles ist die Berufung Gottes. So macht Amos dem Amazja klar, dass es ihm gar nicht darum geht, dem Priester die Autorität zu stehlen.
b.- Die Botschaften des Amos brachten den Priester in Verlegenheit. Er wusste nicht, wie er diese Reden erklären sollte. Sie beunruhigten das Volk und verbreiteten Angst vor der Zukunft. Das Leben in Luxus und Vergnügen sollte aber nicht gestört werden. Deshalb wollten sie den Propheten zum Schweigen bringen oder verjagen
c. – Amazja wollte keine Ermahnungen und Zurechtweisungen hören. Er wollte nicht, dass er und sein König auf ihre Unmoral, ihre Ungerechtigkeit und Korruption hingewiesen werden. Leute, die hier mahnend den Zeigefinger hoben, waren unerwünscht. Deshalb heißt es in Amos 7, 10+11 „Amazja, der oberste Priester in Bet-El, ließ Jerobeam, dem König des Reiches Israel, melden: »Amos zettelt mitten in Israel eine Verschwörung gegen dich an! Was er redet, ist unerträglich. Er hat gesagt: Jerobeam wird durchs Schwert umkommen und das Volk Israel wird aus seinem Land in ein anderes verschleppt.« - So etwas hört keiner gern. Solche Mahner müssen beseitigt werden, wenn man in Ruhe seinen Sünden nachgehen will.
Manche Leute ärgern sich also über einen Propheten wie Amos. Sie verdächtigen ihn und beschuldigen ihn. Sie werfen ihm falsche Motive vor, Gewinnsucht, Machtstreben, Neid. Sie glauben ihm nicht und wollen ihn am liebsten verjagen.
2.- Andere Leute hörten sicher aufmerksam zu. Sie mussten wohl auch zugeben, dass der Prophet in vielem recht hatte. Doch sie konnten nicht glauben, dass Gott wirklich solch furchtbare Gerichte über das Land schicken würde. Für sie war die Frage wichtig: „Kann man dem Propheten rückhaltlos vertrauen? Sagt er die Wahrheit? Ist es wirklich Gottes Wort, das er hier weitergibt? Woran können wir erkennen, dass er ein echter Prophet des Höchsten ist?
Diese Fragen sind ja auch berechtigt. Wir sollen ja nicht jedem Schwätzer glauben. Wie leicht sich auch ein Prophet irren kann, sehen wir an der Zeitungsnotiz die ich eingangs las. Die Bibel kennt dieses Problem auch. Oft genug gab es falsche Propheten, die das Volk verführt haben. Aber Gott selbst gibt uns auch einige Anhaltspunkte, woran man den wahren Propheten erkennen kann. So heißt es z.B. in 5. Mose 18, 20-22: „Wenn aber ein Prophet in meinem Namen etwas sagt, was ich ihm nicht aufgetragen habe, oder wenn er im Namen anderer Götter spricht, muss er sterben.« Nun fragt ihr vielleicht: »Wie können wir denn beurteilen, was der Herr gesagt hat und was nicht?« Wenn ein Prophet im Namen des Herrn etwas sagt und seine Voraussage trifft nicht ein, dann hat der Herr nicht durch ihn geredet; er hat in eigenem Auftrag gesprochen. Einen solchen Propheten braucht ihr nicht ernst zu nehmen.“
Hier räumt Gott ein, dass es Propheten gibt, die in seinem Namen reden, ohne dass sie den Auftrag dazu haben. Er weist auch darauf hin, dass manche Propheten im Namen anderer Götter etwas verkündigen. Das könnte auch im Namen des Humanismus, der Gleichheit, der Philosophie oder der Wissenschaft sein. Wenn die Botschaft nicht von dem höchsten Gott kommt, ist sie unzuverlässig. Es kann auch vorkommen, dass Propheten in eigenem Auftrag sprechen. Sie verkündigen dann ihre eigenen Wünsche als Gottes Wort. Das braucht nicht immer bewusst und bösartig zu sein. Aber sie waren nicht nah genug beim Herrn und haben seine Stimme mit der ihres eigenen Herzens verwechselt. So kann es sein, dass sie Gericht, oder Heil oder Gnade verkündigen, aber die Botschaft nicht von Gott kam.
Auf die Frage, woran man denn nun den echten Propheten erkennen kann, gibt Gott dieses Zeichen. „Wenn ein Prophet im Namen des Herrn etwas sagt und seine Voraussage trifft nicht ein, dann hat der Herr nicht durch ihn geredet; er hat in eigenem Auftrag gesprochen. Einen solchen Propheten braucht ihr nicht ernst zu nehmen.“ Also, wenn Prophezeiungen nicht eintreffen ist das ein sicherer Beweis dafür, dass der Mensch nicht im Auftrag Gottes geredet hat. Das bedeutet allerdings, dass man abwarten muss und erst nach dem genannten Termin weiß, ob man dem Propheten vertrauen kann.
3.- Dann gab es sicher zur Zeit der Propheten auch Leute, welche die Botschaft zu Herzen nahmen. Sie erkannten, dass hier jemand mit göttlicher Autorität sprach. Sie mussten zugeben, dass die Zustände im Land untragbar waren und die Sünden Überhand genommen hatten. Soweit sie Gott durch sein Wort und sein Handeln kennen gelernt hatten, musste auch folgerichtig die Strafe kommen.
Diese Gruppe Leute hatte keine Zweifel, dass es Gott war, der hier durch den Propheten redete. Für sie war es eher die Frage: Wie sollen wir uns jetzt angesichts dieser Botschaft verhalten? Was sollen wir tun? Aber auch darauf hatte der Prophet eine Antwort. Es war eigentlich immer die gleiche: „Tut Buße! Verlasst eure falschen Wege. Bekehrt euch zu Gott.“
Im 5. Buch Mose hatte Gott gesagt: „Ich will Propheten wie dich aus ihrer Mitte berufen und durch ihren Mund zu ihnen sprechen. Sie werden dem Volk sagen, was ich von ihm verlange. 19 Wer nicht befolgt, was ein solcher Prophet in meinem Auftrag sagt, den ziehe ich dafür zur Rechenschaft“ – Trotz aller Fragen erwartet Gott aber, dass wir seinem Wort vertrauen und folgen. Und egal, was ein Prophet auch im Auftrag Gottes sagt, es ist immer eine Botschaft, die unser Heil und unsere Rettung im Blick hat.
Amos war von Gott berufen, sein Volk zur Umkehr zu bewegen. Er war sich seines Auftrages und seiner Vollmacht bewusst und ließ sich nicht einschüchtern oder verjagen. Seine Reden verlangen aber auch von uns Aufmerksamkeit, Gehör, Respekt und den Willen, zu gehorchen. Möge Gott einem jeden von uns zeigen, wo die Worte der Propheten uns gelten. Und Gott gebe uns auch die Kraft zur Buße und Umkehr, wo es nötig ist.
Wir beten:
Herr, wir danken Dir für den Mut und den Gehorsam der Propheten – und für ihre Botschaft, die auch uns heute den rechten Weg zeigt. Amen.
Rüdiger Klaue
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Der Bibeltext:
(2,1) Hört, was der Herr sagt: »Die Leute von Moab haben Verbrechen auf Verbrechen gehäuft. Sie haben die Gebeine des Edomiterkönigs zu Asche verbrannt. Darum verschone ich sie nicht.
(2,2) Ich schicke Feuer in ihr Land, damit es die Prachtbauten von Kerijot verzehrt. Ihre Männer fallen in der tosenden Schlacht, unter dem Kriegsgeschrei und dem Lärm der Kriegshörner ihrer Feinde.
(2,3) Ihren Herrscher und alle führenden Männer bringe ich um. Das sage ich, der Herr.«
(2,4) Hört, was der Herr sagt: »Die Leute von Juda haben Verbrechen auf Verbrechen gehäuft. Sie haben mein Gesetz missachtet, meine Gebote übertreten und sich von falschen Göttern verführen lassen, genau wie ihre Vorfahren. Darum verschone ich sie nicht.1
(2,5) Ich schicke Feuer in das Land, damit es die Prachtbauten Jerusalems verzehrt.«
(2,6) Hört, was der Herr sagt: »Auch ihr Leute von Israel habt Verbrechen auf Verbrechen gehäuft! Darum verschone ich euch nicht. Ihr verkauft ehrliche Leute als Sklaven, nur weil sie ihre Schulden nicht bezahlen können, ja ihr verkauft einen Armen schon, wenn er euch eine Kleinigkeit wie ein Paar Sandalen schuldet.
(2,7) Ihr giert sogar nach der Asche auf dem Kopf der Verzweifelten und wendet jeden Trick an, um die Schwachen um ihr Recht zu bringen. Vater und Sohn missbrauchen dasselbe Mädchen. Mit all dem befleckt ihr meinen heiligen Namen.
(2,8) Neben jedem Altar streckt ihr euch auf Kleidern aus, die ihr den Armen als Pfand abgenommen habt; in euren Heiligtümern trinkt ihr Wein, den ihr als Ersatz für nicht bezahlte Schulden eingefordert habt.
(2,9) Dabei habe ich doch euretwegen die Amoriter vernichtet. Sie waren so groß wie Zedern und so stark wie Eichen, aber ich habe sie mit Stumpf und Stiel ausgerottet.
(2,10) Ich habe euch aus Ägypten befreit und euch vierzig Jahre lang durch die Wüste geführt, bis ihr das Land der Amoriter in Besitz nehmen konntet.
(2,11) Als meine Zeugen habe ich aus eurer Mitte Propheten berufen und Männer, die sich mir geweiht haben. So ist es doch, ihr Leute von Israel!«, sagt der Herr.
(2,12) »Aber meinen geweihten habt ihr Wein zu trinken gegeben und den Propheten habt ihr verboten, in meinem Namen zu sprechen.
(2,13) Ich werde euch bestrafen, dass ihr ächzt und stöhnt wie ein überladener Erntewagen.
(2,14-15) Auch der Schnellste kann dann nicht mehr entkommen, dem Stärksten nützt seine Kraft und dem Mutigsten sein Mut nichts. Die Bogenschützen werden überrannt, bevor sie einen Pfeil abschießen können, auch die Besatzung der Streitwagen kann sich nicht mehr retten. 16 Selbst der Tapferste der Tapferen wird an jenem Tag alles wegwerfen und um sein Leben laufen. Das sage ich, der Herr.«
(3,1) Hört her, ihr Leute von Israel! Ihr seid das Volk, das der Herr aus Ägypten herausgeführt hat. Er lässt euch sagen:
(3,2) »Von allen Völkern der Erde habe ich euch allein ausgewählt. Deshalb wiegt eure Schuld so schwer und ich muss euch dafür zur Rechenschaft ziehen.«
Ich habe erwähnt, dass der Prophet Amos das unsoziale Verhalten seines Volkes verurteilt. Worin bestand aber dieses Verhalten? In Vers 6 heißt es: „ Ihr verkauft ehrliche Leute als Sklaven, nur weil sie ihre Schulden nicht bezahlen können, ja ihr verkauft einen Armen schon, wenn er euch eine Kleinigkeit wie ein Paar Sandalen schuldet.“ – Diese Anklage zeigt einmal, dass es Reiche und sehr arme Leute im Land gab. Die Armen waren verschuldet und konnten das Geld nicht zurückzahlen. Das nutzten die Reichen, um die Armen als Sklaven zu verkaufen und damit gewiss noch weiteren, guten Profit zu machen. Reiche Menschen haben armen gegenüber manche Vorteile. Sie können sich allen Luxus leisten und brauchen sich nicht Sorgen um ihr tägliches Brot zu machen. Durch ihr Geld haben sie auch mehr Macht und zahlreiche Möglichkeiten, andere zu unterdrücken und ihren Wohlstand zu vermehren.
Nun müssen wir aber auch zugeben, dass nicht alle armen Leute ein Opfer der Gier der Reichen sind. Oftmals sind die Menschen auch arm, weil sie mit ihrem Geld nicht richtig umgehen, weil sie vielleicht nicht sehr fleißig und nicht sparsam sind. Ihre Armut ist eine Folge von Misswirtschaft und fehlender Disziplin. –
Aber im Falle Israels handelte es sich nicht um solche Leute die ihr Geld nicht zusammen halten konnten oder die ihre Versprechen nicht einhielten. Amos sagt zu den Reichen: „Ihr verkauft ehrliche Leute...“ Es waren vielleicht Bauern, die in Schulden gerieten, weil sie eine schlechte Ernte hatten, oder weil ein Unglück sie getroffen hatte. Diese Armen waren keine Betrüger und Tagediebe. Es waren ehrliche und fleißige Leute, die hier von den Reichen unbarmherzig behandelt und gestraft wurden.
An dieser Stelle sollte ich auch sagen, dass nicht alle Reichen böse sind, nur weil sie Geld haben. Manch ein wohlhabender Unternehmer ist sicher auch barmherzig und hilfsbereit. Er hat Verständnis, erlässt Schulden und gibt dem Bedürftigen. Aber von dieser Sorte waren die Reichen in Israel nicht. Sie verkauften den Schuldner schon als Sklaven, wenn er nur so einen geringen Betrag wie für ein paar Sandalen nicht bezahlen konnte. Darüber hinaus waren sie gierig nach jeder Kleinigkeit. Selbst die Asche auf dem Haupt der Verzweifelten begehrten sie. So sagt es Amos.
Ich glaube, dass er damit zeigen will, wie geizig und habsüchtig die wohlhabenden im Volke waren. Auch schien es ihnen nicht genug zu sein, ihr Recht einzufordern. Sie waren nicht damit zufrieden, wenn sie bekamen, was ihnen zustand. Die Oberschicht der Israeliten wandte Tricks und Winkelzüge an, um von den Armen noch mehr zu bekommen, als ihnen zustand. Für einen Reichen ist es verhältnismäßig leicht, das Recht zu beugen. Er hat Macht und Mittel Ankläger und Richter auf seine Seite zu bringen.
Wenn die Reichen nur darauf bedacht gewesen wären, ihre Existenz zu bewahren, wäre es noch akzeptabel gewesen, die Schulden einzufordern. Aber Amos deutet an, dass es den Reichen hier um Luxus und noch mehr Luxus ging. Von dem, was sie als Pfand von den Armen genommen hatten, schafften sie sich Kleider im Überfluss an und tranken die edelsten Weine. Und das, ohne Mitleid und ohne Schuldgefühle.
Auch heute und auch in unserem Land kennen wir solche Menschen, die nicht genug bekommen können. Ihr Einkommen steht in keinem Verhältnis zu ihren Leistungen. Sie wissen nicht wohin mit dem vielen Geld, aber sie sind nicht bereit, zugunsten anderer zu verzichten. Dabei wächst auf der anderen Seite die Armut. Immer mehr Menschen werden immer ärmer. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Die soziale Ungerechtigkeit ist heute ein großes Problem in unserem Land und in der ganzen Welt.
Unter sozialer Ungerechtigkeit verstehe ich, dass arme Menschen übersehen werden, dass sie benachteiligt, ausgenutzt und unterdrückt werden. Die Benachteiligung kann einmal durch den Gesetzgeber bei der Steuer- und Sozialpolitik geschehen. Sie kann durch Unternehmer geschehen, die die Notlage der Armen ausnutzen, sie kann aber auch durch jeden normalen Bürger geschehen, der eine falsche Einstellung zum Geld hat, der Reiche bewundert und ihnen kaltblütig nachstrebt. Damit verachtet er die Armen, übersieht sie und setzt Akzente, die zu Ungerechtigkeit führen.
Soziale Ungerechtigkeit hat negative Folgen für die untere Schicht im Volk. Der Überlebenskampt wird schwerer, die Hoffnungen auf die Verbesserung des Lebensstandards schwinden dahin. Soziale Ungerechtigkeit hat – auf den ersten Blick – Nachteile für die Armen und Vorteile für die Reichen und Mächtigen. Aber es gibt noch andere Gesichtspunkte, die zeigen, dass soziale Ungerechtigkeit letztlich niemandem Vorteile bringt.
1.- Soziale Ungerechtigkeit treibt einen Keil in die Gesellschaft und schürt den Hass zwischen den Reichen und den Armen. Dadurch wird die Einigkeit im Volk gefährdet. Jede Spaltung einer Nation schwächt sie und macht sie verletzlich gegen Angriffe von außen. Reiche, wohlhabende, verwöhnte Menschen allein können sich auch nicht verteidigen, wenn raubende Feinde von außen eindringen. Da muss ein Volk als Ganzes zusammen stehen.
2.- Soziale Ungerechtigkeit ist ein Pulverfass, das eines Tages zur Explosion kommen kann. Unterdrückung und Ausbeutung kann zu Aufruhr und Protesten und sogar Bürgerkrieg führen. Dann zerstört sich ein Volk selbst von innen heraus. Unterdrückte können vielleicht viel aushalten und lange still bleiben, aber eines Tages, wenn sie nichts mehr zu verlieren haben, erheben sie sich gegen die Unterdrücker
3.- Die Basis für die Wirtschaft kann durch Ausbeutung und Ungerechtigkeit zerstört werden. Wenn die Armen gar nichts mehr besitzen und auch nichts mehr produzieren können, gibt es auch bald für die Reichen nichts mehr, was sie ausbeuten können. Arm und Reich brauchen einander. Frieden und Wohlstand im Volk kann es nur solange geben, wie soziale Gerechtigkeit herrscht. Eine wohlhabende Oberschicht tut sich auf die Dauer keinen Gefallen, wenn sie die Armen zu lange unterdrückt und ausbeutet. Die gesamte Gesellschaft wird in Mitleidenschaft gezogen, wenn eine gewisse Gruppe zu habgierig und egoistisch wird.
Außer diesen wirtschaftlichen Konsequenzen hat soziale Ungerechtigkeit aber vor allem noch moralische oder geistliche Aspekte. Der Prophet Amos sieht die Zustände im Volk aus Gottes Perspektive. Er erinnert die Verantwortlichen daran, dass sie gegen Gottes Willen und Gebot handeln und dafür mit Strafe rechnen müssen.
Folgende Sätze in den eingangs gelesenen Versen zeigen Gottes Urteil: Er sagt in Kap 2,7: „Mit all dem befleckt ihr meinen heiligen Namen.“ Das egoistische und hartherzige Verhalten der oberen Schicht in Israel schadet dem Namen Gottes. Wenn Menschen andere unterdrücken und ausnutzen, wenn sie korrupt sind, unmoralisch und ungerecht, dann wirft das auch ein schlechtes Licht auf ihren Gott und die gesamte Religion. Gott hatte ausdrücklich verboten zu stehlen, zu rauben und dem anderen Schaden zuzufügen. Schon das Begehren des Eigentums anderer war ein Vergehen. Wenn nun die Menschen genau das taten, was Gott verboten hatte, so zeigten sie damit ihre Geringschätzung gegen den Willen ihres Gottes.
Außenstehende hätten denken können, dass Gott solche Missstände duldet oder sogar noch befürwortet. Der Name Gottes wurde dadurch unter den Nachbarvölkern verlästert. Anstatt Ordnung und gute Moral im Volk Gottes zu sehen und nachzuahmen, bemerkten die Anhänger anderer Religionen, dass es hier Zustände gab, die sie nicht bei sich haben wollten. So wurde der Name Gottes unter den anderen Religionen der Gegend verachtet. Das konnte Gott nicht auf die Dauer hinnehmen.
Der Name Gottes wurde aber auch vor der armen Bevölkerung des eigenen Landes befleckt. Viele der unterdrückten Menschen in Israel konnten ihren Gott nicht mehr verstehen. Er erschien ihnen parteiisch, ungerecht oder zumindest gleichgültig ihrem Schicksal und ihrer Not gegenüber. Da haben sich wohl viele von Gott abgewandt und ihre Hilfe anderswo gesucht.
Soziale Ungerechtigkeit in dem Volk, das Gott erwählt hat, führt unweigerlich dazu, dass der Name des Herrn in Misskredit gerät. Das kann Gott nicht zulassen und deshalb sendet er seinen Propheten Amos. Der sagt im Namen Gottes im 3. Kapitel Vers 1: „Von allen Völkern der Erde habe ich euch allein ausgewählt. Deshalb wiegt eure Schuld so schwer und ich muss euch dafür zur Rechenschaft ziehen.“ –
Hier erinnert Gott die korrupte, geldgierige Oberschicht daran, dass Er ihnen bereits viel Gutes erwiesen habe. Ihre Position, den Frieden und Wohlstand haben sie eigentlich nicht sich selbst zu verdanken. Gott hatte sein Volk aus der Gefangenschaft und dem Sklavendasein befreit. Er hatte sie in ein vorbereitetes Land geführt. Er hatte auch ihre Feinde ausgeschaltet, wie es in Amos Vers 9 heißt: „Dabei habe ich doch euretwegen die Amoriter vernichtet.“ sagt Gott. Er hat ihnen also die Voraussetzungen für ihren Reichtum und ihre finanzielle Sicherheit geschaffen.
Anstatt nun Gott weiter zu vertrauen und sich dankbar zufrieden zu geben, sucht eine gewisse Schicht immer mehr Wohlstand und Macht. Das allein ist schon Unglaube und Unrecht. Habgier und Unterdrückung angesichts der Wohltaten Gottes, ist eine umso größere Schuld. Darum sagt Gott: „Ich werde euch bestrafen, dass ihr ächzt und stöhnt wie ein überladener Erntewagen.“ (Kap 2, 13)
Gott zeigt jetzt, dass es kein Entrinnen vor der Strafe gibt. Amos sagt in Kap 2 Vers 14: „Auch der Schnellste kann dann nicht mehr entkommen, dem Stärksten nützt seine Kraft und dem Mutigsten sein Mut nichts.“ Das bedeutet sicher einmal, dass eine Flucht vor dem Gericht unmöglich ist. Und auch der mutigste Kampf gegen die Feinde und der stärkste Soldat wird die Vernichtung nicht aufhalten können.
Aber vielleicht bedeutet diese Prophezeiung auch, dass die Reichen durch ihr Wohlleben geschwächt und verweichlicht sind. Sie haben ihre Schnelligkeit, ihren Mut und ihre Stärke verloren und sind feige und schwach geworden. Damit hat der Feind ein leichtes Spiel mit ihnen. Aber auch die zahlreiche arme Bevölkerung ist durch die Unterdrückung und Ausbeutung dermaßen geschwächt, dass sie keinem Gegner mehr standhalten kann. Die soziale Ungerechtigkeit ist den Reichen zum Fallstrick geworden. Sie bringt nicht nur Vorteile und Wohlleben für sie sondern auch negative Konsequenzen für das ganze Volk. Die Sünde trägt die Strafe in sich selbst. Aber auch Gott wird die Ungerechtigkeit bestrafen und dem Wohlstand und Reichtum ein Ende machen.
Reichtum und Macht waren nicht nur eine Versuchung für die Zeitgenossen des Amos in Israel. Es sind Gefahren für einen jeden von uns. Wenn wir auch nicht im großen Stil unterdrücken und ärmere Leute ausbeuten, so ist doch oft die Liebe zum Geld ein Motiv das uns von Gott entfernt.
Wir beten:
Herr, zeige uns, wo wir soziale Ungerechtigkeit dulden oder selbst praktizieren. Gib dass unsere Liebe zu Geld und Macht uns nicht hart werden lässt gegen unsere Mitmenschen und dass uns Egoismus und Undankbar nicht von Dir und Deiner Liebe trennen mögen. Amen.
Rüdiger Klaue
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(1,2) Amos sagte: Wie Löwengebrüll und Donnergrollen schallt es vom Zionsberg in Jerusalem her. Dort wohnt der Herr, im Zorn erhebt er die Stimme; da vertrocknen die saftigen Weiden, selbst der Wald auf dem Gipfel des Karmels verdorrt.
(1,3) Hört, was der Herr sagt: »Die Leute von Damaskus haben Verbrechen auf Verbrechen gehäuft. Sie haben Gilead so grauenvoll verwüstet, als hätte man es mit eisernen Dreschschlitten gedroschen. Darum verschone ich sie nicht.
(1,4) Ich lege Feuer an die befestigten Paläste, die ihre Könige Hasal und Ben-Hadad gebaut haben.
(1,5) Ich zerbreche die Riegel an den Toren von Damaskus und gebe die Stadt ihren Feinden preis, auch die Herrscher von Bikat-Awen (Unrechtstal) und Bet-Eden (Lusthausen) bringe ich um. Die Bevölkerung von ganz Syrien wird nach Kir verschleppt. Das sage ich, der Herr.«
(1,6) Hört, was der Herr sagt: »Die Leute von Gaza haben Verbrechen auf Verbrechen gehäuft. Sie haben ganze Dörfer entvölkert und ihre Bewohner an die Edomiter verkauft. Darum verschone ich sie nicht.
(1,7) Ich lege Feuer an die Mauern von Gaza, damit es seine Prachtbauten verzehrt.
(1,8) Auch die Herrscher von Aschdod und Aschkelon bringe ich um, die Stadt Ekron bekommt meine Hand zu spüren. Und der ganze Rest der Philister wird auch umkommen. Das sage ich, der Herr.«
(1,9) Hört, was der Herr sagt: »Die Leute von Tyrus haben Verbrechen auf Verbrechen gehäuft. Sie haben den Freundschaftsbund mit Israel gebrochen und die Bewohner ganzer Dörfer an die Edomiter verkauft. Darum verschone ich sie nicht.
(1,10) Ich lege Feuer an die Mauern von Tyrus, damit es seine Prachtbauten verzehrt.«
(1,11) Hört, was der Herr sagt: »Die Leute von Edom haben Verbrechen auf Verbrechen gehäuft. Den Israeliten, die doch ihr Brudervolk sind, haben sie erbarmungslos mit dem Schwert nachgestellt und den Hass immer aufs Neue geschürt. Darum verschone ich sie nicht.
(1,12) Ich schicke Feuer in ihr Land, damit es die Prachtbauten von Bozra verzehrt.«
(1,13) Hört, was der Herr sagt: »Die Leute von Ammon haben Verbrechen auf Verbrechen gehäuft. Als sie ihr Gebiet zu erweitern suchten, haben sie in der Landschaft Gilead sogar schwangeren Frauen den Leib aufgeschlitzt. Darum verschone ich sie nicht.
(1,14) Ich lege Feuer an die Mauern ihrer Hauptstadt Rabba, damit es die Prachtbauten verzehrt. Das Kriegsgeschrei dröhnt, wie ein brausender Sturm tobt die Schlacht, wenn das geschieht.
(1,15) Der Ammoniterkönig muss mit allen führenden Männern in die Verbannung. Das sage ich, der Herr.«
(2,1) Hört, was der Herr sagt: »Die Leute von Moab haben Verbrechen auf Verbrechen gehäuft. Sie haben die Gebeine des Edomiterkönigs zu Asche verbrannt. Darum verschone ich sie nicht.
(2,2) Ich schicke Feuer in ihr Land, damit es die Prachtbauten von Kerijot verzehrt. Ihre Männer fallen in der tosenden Schlacht, unter dem Kriegsgeschrei und dem Lärm der Kriegshörner ihrer Feinde.
(2.3) Ihren Herrscher und alle führenden Männer bringe ich um. Das sage ich, der Herr.«
(2,4) Hört, was der Herr sagt: »Die Leute von Juda haben Verbrechen auf Verbrechen gehäuft. Sie haben mein Gesetz missachtet, meine Gebote übertreten und sich von falschen Göttern verführen lassen, genau wie ihre Vorfahren. Darum verschone ich sie nicht.
(2,5) Ich schicke Feuer in das Land, damit es die Prachtbauten Jerusalems verzehrt.«
Zunächst fragen wir uns aber: Wer war dieser Mann Amos, der mit solch einem Paukenschlag der Gerichtsbotschaften auftritt?
Wer war Amos? In den ersten Versen seines Buches stellt er sich selbst vor. „In diesem Buch steht, was Amos, einem Viehzüchter aus dem Dorf Tekoa, vom Herrn offenbart worden ist“. – Gott gebrauchte sehr verschiedene Menschen als seine Propheten und Autoren für die Bibel. Amos war ein Viehzüchter aus Tekoa. Er hat nie seine Herkunft verschwiegen. In Kap 7 Vers 14 und 15 erklärt er seinen Kritikern: „Ich bin kein berufsmäßiger Prophet und gehöre auch zu keiner Prophetengemeinschaft. Ich bin unabhängig; ich besitze Rinder und Maulbeerfeigenbäume. Aber der Herr hat mich von meiner Herde weggeholt und gesagt: Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel!“
Eigentlich sind das keine guten Voraussetzungen für einen Prediger und Wortverkündiger. Was kann man schon von jemandem erwarten, der keine theologische Ausbildung hat, der nicht auf einer Bibelschule oder einem Seminar gewesen ist? Oder von jemand, der nicht wenigstens aus einer christlichen Familie stammt, in welcher der Vater ein Prophet, ein Priester, ein Lehrer oder ein Intellektueller war? Was weiß schon ein Viehzüchter von Gottes Plänen? Was weiß er schon von den politischen, sozialen und moralischen Problemen seiner Nachbarn? Kein Wunder, dass die Leute nicht auf ihn hören wollten. Das würde uns doch wohl genau so gehen.
Welche Gemeinde stellt schon einen Pastor ein, der keine theologische Ausbildung hat? Wir legen doch alle Wert auf einen entsprechenden Schulabschluss, auf Zeugnisse, Diplome und Titel. Und das vielleicht auch gar nicht zu unrecht. Jemand, der sein Fach studiert hat, versteht etwas von der Sache, er hat einen größeren Weitblick, tiefere Kenntnisse. Er kann sich ausdrücken und kennt die Fachsprache. Er hat Argumente und Gegenargumente parat und hat gelernt, Thesen, Artikel und Predigten zu schreiben.
Aber an Amos sehen wir, dass Gott nicht immer mit menschlichen Maßstäben misst. Er kann auch mal einen einfachen Mann vom Land, ohne Vorbildung und soziale Stellung in den Dienst rufen. Das müssen wir zugeben und anerkennen. Eine bescheidene oder fehlende Bildung disqualifiziert einen Menschen nicht unbedingt für ein geistliches Amt. Oftmals schon waren es gerade Laien, die große Bewegungen ins Leben gerufen haben. –
Andererseits sollen wir aber auch einen gut vorbereiteten und geschulten Diener Gottes nicht verachten. Manche Menschen glauben ja, dass die Bildung einen Christen verdirbt. Das Wissen mache ihn stolz oder liberal oder abgehoben. Er könne die Sorgen und Probleme des einfachen Mannes nicht mehr verstehen. Das mag vielleicht sein, aber wir haben auch genug Beispiele in der Bibel und in der Kirchengeschichte, wo Männer und Frauen mit einer hohen sozialen Stellung und exzellenten Ausbildung dem Herrn mit einem kindlich gläubigen Herzen folgten und dienten. Also wollen wir aus der Geschichte des Amos nicht die Schlussfolgerung ziehen, dass man ungebildeten Propheten den Vorrang geben sollte.
Gerade, weil in der Welt ein gebildeter Mensch mehr Autorität hat als ein weniger qualifizierter wundert es uns, mit welch einer Vollmacht der Prophet Amos hier auftritt. Gleich zu Beginn seines Dienstes sagt er: „Wie Löwengebrüll und Donnergrollen schallt es vom Zionsberg in Jerusalem her. Dort wohnt der Herr, im Zorn erhebt er die Stimme; da vertrocknen die saftigen Weiden, selbst der Wald auf dem Gipfel des Karmels verdorrt“ – Mit dieser Aussage beruft er sich auf den Herrn, der ihn in seinen Dienst gestellt hat. Es ist der Gott Israels, der Schöpfer Himmels und der Erde; der Gott der das Unrecht in der Welt sieht und dem jede Menge Möglichkeiten zu Verfügung stehen, seine Macht zu beweisen, Gericht zu halten und zu strafen.
Amos war ein Viehzüchter aus einem kleinen, fast unbekannten Ort im Lande Juda. Er lebte zurzeit, als das Reich geteilt war. Dem Nordreich ging es damals wirtschaftlich sehr gut. Aber das imponierte dem Propheten nicht. Er sah den geistlichen Verfall, die Gottlosigkeit, die soziale Ungerechtigkeit und die Sünden des Volkes. Er sah aber nicht nur die Sünden seines eigenen Volkes, sondern auch die Verbrechen und Schandtaten der Nachbarvölker.
In seinem prophetischen Dienst beginnt Amos mit einer Reihe Gerichtsandrohungen für die Nachbarvölker. Es sind sieben Länder bzw. Hauptstädte, die er hier namentlich anspricht. Dabei erwähnt er keine Einzelheiten, nur immer denselben, markanten Satz, der nach der Lutherübersetzung so lautet: „Um drei, ja um vier Frevel willen derer von "Damaskus" will ich sie nicht schonen.“ Man hat oft herumgerätselt, was die Redewendung „Um drei, ja um vier Frevel willen“ bedeuten könnte. In der „Guten Nachricht Bibel“ wird das so übersetzt und zeigt damit gleichzeitig eine Auslegung. Es heißt: „Die Leute von Damaskus haben Verbrechen auf Verbrechen gehäuft.“ Das ist es wohl auch, was Amos sagen möchte: „Das Maß ist voll, Gott kann die Bosheit nicht mehr übersehen.“
Nun wundert es mich doch, wie der Viehzüchter aus Tekoa um seine Nachbarländer Bescheid weiß. Schon in den kurzen Sätzen zeigt es sich, dass Amos die Geschichte, die Kriege, die soziale Ungerechtigkeit und die Abgötterei dieser Länder kannte. Er sagt z.B. über Damaskus:„Sie haben Gilead so grauenvoll verwüstet, als hätte man es mit eisernen Dreschschlitten gedroschen.“ – Krieg zu führen ist eine Sache, aber Städte mit Zivilbevölkerung auszurotten ist eine andere. –
Über die Leute von Gaza: „Sie haben ganze Dörfer entvölkert und ihre Bewohner an die Edomiter verkauft.“ Hier geht es um Mord und Menschenhandel. Über die Leute von Ammon sagt er: „Als sie ihr Gebiet zu erweitern suchten, haben sie in der Landschaft Gilead sogar schwangeren Frauen den Leib aufgeschlitzt.“ - Das ist schon ungeheuerlich, wenn Soldaten schwangere Frauen auf solch grausame Weise ermorden. Da kann Gott doch nicht schweigen. – Amos kennt die Verbrechen der angeklagten Völker und er will die Sünden nicht einfach unter den Teppich kehren.
Nun frage ich mich doch, ob auch wir Christen die Geschichte, die soziale und religiöse Situation unserer Nachbarländer kennen, und ob wir über ihre Verbrechen an der Menschlichkeit betroffen sind. Wir in Europa hören immer wieder von Tschechien, von Bosnien, vom Kosovo, Slowenien und Kroatien. Aber ich könnte noch nicht einmal die Hauptstädte dieser Länder nennen. Amos hat sich offenbar mit seinen Nachbarn beschäftigt, er hat gewissermaßen die Zeitung gelesen, hat Informationen gesammelt und sicher auch für sie gebetet.
Nun nehme ich an, dass Gott dieses Wissen des Propheten dazu gebraucht, diesen Nachbarn eine Botschaft zu sagen. Dabei wird deutlich, dass Amos nicht nur die Vergangenheit und die Gegenwart der umliegenden Nationen kannte, sondern sogar ihre Zukunft. Das Wissen um die Zukunft kam jedoch nicht aus eigenem Studium und Bemühungen, sondern aus seiner Verbindung zu Gott. Er leitet seine Botschaft mit den Worten ein: „Hört, was der Herr sagt.“ Und der Rest ist wörtliche Rede Gottes. „Ich zerbreche die Riegel, Ich lege Feuer an die Mauern, damit ihre Prachtbauten verzehrt werden. Das sage ich, der Herr.“ Diese Gerichtsbotschaft ist für alle sieben erwähnten Städte fast gleich. Gott wird als Strafe die Mauern und Paläste durch Feuer vernichten. Ohne Mauern waren die Städte damals schutzlos. Und die Paläste wurden von den Reichen, den Regierenden bewohnt. Hauptsächlich sie hatten die Verbrechen verübt und sollten dafür bestraft werden.
Der Prophet Amos beginnt sein Buch mit einer Reihe Gerichtsbotschaften für die benachbarten Länder. Es kann aber sein, dass die Regierungen dieser Länder und Städte die Drohungen gar nicht gehört haben. Einmal war die Nachrichtenübermittlung in der damaligen Zeit noch recht langsam und unzuverlässig. So werden die Worte eines Predigers in Tekoa nicht so schnell an die Regierungen von Damaskus, Tyrus und Edom gelangt sein.
Zum anderen interessierte die stolzen Nachbarvölker eine Botschaft des Gottes Israels wenig. Sie hatten ihre eigenen Götter, denen sie dienten und verachteten Israel und seinen Gott. Obwohl also Gott, der Schöpfer und der Herrscher der Welt diesen Regierungen etwas zu sagen hatte, werden sie es doch wohl kaum vernommen haben. Daher habe ich den Eindruck, dass die Gerichtsworte an die Nachbarn hauptsächlich einen Eindruck auf Israel machen sollten.
Die Ankündigungen des Amos sollten einmal ein Erschrecken bei den Israeliten hervorrufen. Sie konnten sehen, dass Gott die Sünden der Nachbarvölker sieht, sie ernst nimmt und bestraft. Wie leicht könnte auch sie das Gericht treffen! Denn wenn Israel auch Gottes Volk war, so war es doch nicht heilig und frei von Sünden. Es war auch nicht sicher vor Zurechtweisung und Strafe. Das sollten die Leute merken. – Und ich meine, dass auch Christen immer daran denken sollten, dass nicht nur die anderen, die Gottlosen von Gott gerichtet werden. Auch unsere Taten und Unterlassungen sind dem Herrn nicht unbekannt und nicht gleichgültig.
Zum anderen glaube ich aber auch, dass die Worte des Propheten Amos gegen die Nachbarvölker wie Musik in den Ohren der Israeliten geklungen haben. „Endlich“ so werden viele gedacht haben, „endlich greift Gott ein und bestraft die bösen anderen. Endlich schwächt er sie, damit sie uns nicht mehr gefährlich werden können.“ So waren die Botschaften des Amos für viele Israeliten eine gute Nachricht, die sie gerne hörten und über die sie sich freuten. Sie haben aber nicht damit gerechnet, dass Amos sich gleich, nachdem er ihre Aufmerksamkeit und Zustimmung hatte, gegen seine Zuhörer selber richten würde. Auch ihre Sünden und Verfehlungen kannte der Herr und auch sie würden dafür bestraft werden.
Man kann sich immer wieder über den Mut der Propheten wundern. Sie haben oft sehr unbequeme Worte sagen müssen. Sie haben sich damit bei den Leuten unbeliebt gemacht und ihren Zorn herausgefordert. Nun mussten sie auch mit Feindschaft, Verfolgung und Tod rechnen. Amos war ein mutiger Mann.
Mir fällt auch auf, dass Gott in diesem Fall die Kriege, die Ungerechtigkeit und das Leid in der Welt nicht durch humanitäre Hilfe, durch Mitleid und Nächstenliebe bekämpft. Gott bekämpft nicht die Auswirkungen, sondern die Ursache der Not. Die Ursache der Armut, des Völkermordes, des Menschenhandels, der Gewalt und Grausamkeiten ist die Sünde. Da sind Menschen, die Unrecht tun, die Schuld auf sich laden und anderen Schaden zufügen. Gott begegnet diesen Missständen mit seinem Wort, mit einer Botschaft, mit Autorität und wenn nötig mit Strafe.
Die Zeit der Propheten war vielleicht eine besondere Zeit. Wir können es nicht so einfach mit heute vergleichen. Doch was wir verstehen müssen ist, dass das menschliche Herz heute noch das gleiche ist, wie damals – und dass Gott der HERR, genauso gerecht und heilig ist wie zur Zeit Amos`.
Wir beten.
„Herr, wir danken Dir, dass Dir die Schuld und Sünde der Menschen nicht gleichgültig ist. Du bestrafst den, der es verdient, aber Du rufst auch zur Buße, damit Du Vergebung und Versöhnung schenken kannst. Gib, dass wir die Worte der Propheten verstehen und bei uns anwenden können. Amen.“
Rüdiger Klaue
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...bereits 2519 x gelesen
Mal kam der Kranke zu Jesus und bat ihn um ein Wunder, mal rief Jesus den Kranken zu sich. Mal sprach Jesus ein Wort, mal berührte jemand sein Kleid und wurde gesund und einmal steckte Jesus seine Finger in die Ohren eines tauben Mannes.
Bei all den Heilungen, die Jesus vollbracht hat, gab es aber immer noch viele Menschen, die nicht geheilt wurden. So ist es auch heute noch. Manche Leidenden werden durch ein Gebet zu Jesus geheilt andere aber nicht. Manchmal erwartet Jesus die Erfüllung von bestimmten Bedingungen, ein andermal heilt er einfach so und wieder ein andermal hilft alle Anstrengung und aller Glaube des Kranken nichts. Jesus ist souverän und heilt, wen er will.
Eigentlich ist Jesus nicht gekommen, um alle Kranken gesund zu machen. Er kam vielmehr, um selbst zu leiden und am Kreuz für unsere Sünden zu sterben. Aber seine Heilungen haben den Menschen seiner Zeit gezeigt, dass Jesus ein barmherziger, liebevoller und mächtiger Lehrer war. Die Berichte über seine Wunder helfen uns auch heute, den Sohn Gottes besser zu verstehen.
Der Jünger Johannes schreibt am Ende seines Evangeliums folgenden Satz: „Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor den Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, dass ihr glaubt, Jesus sei der Christus, der Sohn Gottes, und dass ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Namen.“ (Johannes 20:30-31).
Diese Erklärung finde ich besonders geeignet, um sie am Schluss einer Serie über die Wunder Jesu zu stellen. Einige Einzelheiten möchte ich wieder betonen.
1.- sagt Johannes, dass Jesus noch viele andere Zeichen tat, die nicht in der Bibel berichtet sind. Ich habe nur die Heilungswunder aus dem Markusevangelium erläutert. Markus hatte aber auch noch andere Wunder Jesu bezeugt. In den anderen Evangelien werden auch noch viel mehr Heilungen und Wunder berichtet. Doch darüber hinaus hat Jesus noch mehr getan. Eigentlich weiß niemand genau, was er alles getan und wem er geholfen hat. Da ist also bei ihm noch viel mehr dahinter, als wir über ihn wissen. Es ging den Evangelisten gar nicht darum, eine genaue Liste der Wohltaten Jesu aufzustellen.
2.- sagte Johannes etwas über den Grund seiner Aufzeichnungen. Er erklärt „Diese Zeichen oder Wunder sind geschrieben, dass ihr glaubt, Jesus sei der Christus, der Sohn Gottes!“ Die Evangelisten haben also einige markante und vielleicht repräsentative Wunder herausgegriffen um zu zeigen, dass Jesus der Sohn Gottes war. Nun habe ich schon öfter erwähnt, dass die Zeichen für manche ein überzeugender Beweis der Gottessohnschaft Jesu sind – für andere aber nicht.
Auch heute gibt es noch Menschen, die einfach nicht an Jesus glauben, und wenn noch so viele Wunder in der Bibel berichtet wären, oder wenn sie selbst ein Wunder erlebt hätten. Jesu Feinde haben ihn oft herausgefordert und gesagt, er solle ihnen ein Zeichen geben oder einen Beweis dafür liefern, dass er der Sohn Gottes sei. Sie konnten es aber nicht sehen, dass Jesus schon reichlich Wunder getan hatte, um sich zu legitimieren.
Wer nicht glauben will, dem helfen keine Wunder und keine Beweise. Wer jedoch glauben will, oder wer einen schwachen Glauben hat, dem helfen die Wunder, Jesus mehr zu vertrauen.
3.- Weiter sagt Johannes, dass die Wunder Jesu in der Bibel berichtet wurden, damit die Leser glauben sollen und damit sie durch den Glauben das ewige Leben haben. Die Wunder wurden uns also nicht so sehr deshalb berichtet, damit wir auch Heilung finden und von unseren Krankheiten, Problemen und Sorgen befreit werden.
Der Grund, weshalb Johannes von den Taten Jesu berichtete war, damit die Leser gerettet würden und das ewige Leben fänden. Es geht also um die Erlösung von Sünde, die Heilung von Schuld und um ewiges, unvergängliches Leben in der Herrlichkeit bei Gott. Dort wird es einmal keine Krankheit und keine Schmerzen geben, kein Altern, keine Sorgen, keine Armut und kein Leid. Das wollte Jesus eigentlich für uns: ewiges Leben in ununterbrochener Glückseligkeit.
Johannes, wie die andern Jüngern wussten also darum, dass die meisten Leser dieser Berichte nicht erlöst waren. Sie lebten noch in Dunkelheit, Unverständnis, in Lastern, Sünden und Leiden dahin. Sie brauchten, innere Heilung und Reinigung – sie brauchten Vergebung und Gerechtigkeit. Das können und sollen die Menschen bei Jesus finden.
4.- merken wir, dass wir das ewige Leben nur durch den Glauben an Jesus erhalten können. „Es ist in keinem andern Heil,“ erklärten die ersten Apostel ihren Zuhörern, „ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden.“ Es gibt nur einen Retter. Nicht alle Religionen führen zu Gott, sondern nur der Glaube an Jesus. Und dann sehen wir auch, dass es der Glaube ist, der uns mit Gott in Verbindung bringt. Es sind nicht die Zeremonien, die Kulte, die Guten Werke, es ist unser Vertrauen, das wir ganz in Jesus setzen müssen.
Wir haben also die Berichte über die Wunder und all die anderen Taten Jesu in der Bibel, damit wir Glauben, dass Jesus der Christus, der Erlöser und der Sohn Gottes sei und damit wir durch den Glauben das ewige Leben haben. Hoffentlich können auch Sie dieses Anliegen der Schreiber der Bibel erkennen, akzeptieren und an Jesus glauben.
Rüdiger Klaue
Weitere Predigten von Rüdiger Klaue findest Du unter http://www.rklaue.com
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...bereits 1598 x gelesen
Manche baten Jesus, dass er sie heilen möchte, aber nicht alle taten das – und doch wurden sie geheilt. Manche mussten Jesus anrühren oder sich von ihm anrühren lassen. Aber es wurden auch viele gesund, zu denen Jesus nur ein Wort gesprochen hatte. Manchmal handelte es sich bei den Kranken auch um besessene Menschen, die einen bösen Geist hatten. In solchem Fall musste Jesus diesen Geist austreiben.
Im heutigen Bibelabschnitt aus Markus 9 finden wir eine recht lange Geschichte von der Heilung eines besessenen Jungen. Das Interessante an diesem Bericht ist, dass Jesus den Glauben und das Beten und Fasten als Voraussetzung zur Heilung betont. Allerdings erwartet er den Glauben nicht so sehr von dem Kranken als vielmehr von seinen Jüngern und dem Vater des Jungen. Markus erzählt den Hergang so:
„Einer aus dem Volk antwortete: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. Und wo er ihn erwischt, so reißt er ihn; und er schäumt und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie ihn austrieben, und sie konnten es nicht. – Jesus antwortete „o du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei Euch sein? Wie lange soll ich Euch ertragen? Bringt ihn her zu mir.“-
Und als sie den Jungen brachten bekam er wieder solch einen Anfall, dass er sich auf der Erde wälzte und schäumte. Da sagte der Vater zu Jesus: „Kannst du aber was, so erbarme dich unser und hilf uns.“ Jesus sagte zu ihm: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ – Na, die Geschichte geht noch weiter, aber am Schluss, nachdem Jesus den bösen Geist ausgetrieben hat, ist der Junge geheilt.
Dies ist ein sehr bemerkenswerter Bericht aus dem viel zu erwähnen wäre. Wir wollen aber unsere Aufmerksamkeit nur auf folgende Tatsachen lenken.
1.- Das Krankheitsbild des Jungen war das eines Epileptikers. Jesus stimmt jedoch mit dem Vater überein, dass die Ursache für die Krämpfe und Anfälle ein böser Geist ist. Damit will die Bibel nicht sagen, dass alle Epileptiker oder alle Kranken von einem bösen Geist besessen sind.
Aber wir müssen erkennen, dass bei manchen Krankheiten auch eine geistliche Ursache und nicht nur eine organische zu Grunde liegen kann. Gegen finstere Mächte helfen aber keine Medikamente und keine Sanatorien. Auch mit fragwürdigen Exorzisten und Scharlatanen muss man sehr aufpassen. Der einzige, der mit Autorität den bösen Geistern gebieten kann, ist Jesus.
2.- Die Jünger konnten den Jungen nicht heilen. Nach dem Eingreifen Jesu stellen sie dann die berechtigte Frage: „Warum konnten wir den bösen Geist nicht austreiben?“ Jesus antwortet ihnen: „Diese Art kann durch nichts ausfahren als durch Beten und Fasten.“ Diese Antwort wundert uns, denn Jesus hat den Geist mit einem Befehl ausgetrieben.
Ob sich Jesu Bemerkung darauf bezieht, dass die Jünger nicht genug gebetet und gefastet hatten und deshalb keine Vollmacht besaßen? Jedenfalls soll das auch für uns eine Lehre sein, nicht zu schnell den Exorzisten zu spielen, ohne wirklich mit Jesu in Verbindung zu sein und von ihm Auftrag und Vollmacht dafür zu erhalten.
3.- Gibt es noch einen interessanten Wortwechsel zwischen dem Vater und Jesus. Der Vater sagt zweifelnd oder sogar verächtlich zu Jesus: „Kannst du was, so erbarme dich und hilf uns“. Das muss fast eine Beleidigung für Jesus gewesen sein, und er hätte gut sagen können: „Wenn Du mir nichts zutraust, dann sieh doch zu, wo du Hilfe bekommst.“ Aber Jesus bleibt freundlich. Er merkt, dass der verzweifelte Vater ihm die ganze Verantwortung für die Heilung des Jungen zuschieben möchte. Jesus aber dreht den Spieß um indem er sagt: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“
Der Vater erkennt, dass das sein Problem ist und dass das Schicksal seines Sohnes von seinem Glauben an Jesus abhängt. Deshalb sagt er schnell in einer Anwallung von Angst und Buße: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“
Diese beiden Sätze sind entscheidend in dem Bericht: Jesu Behauptung: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Welch eine Möglichkeit für uns Menschen – und welch eine Verantwortung. Wenn die bösen Dinge sich nicht ändern, kann es daran liegen, dass wir nicht Glauben haben. Der andere wichtige Satz ist das Sündenbekenntnis des Vater: „Ich will glauben, hilf meinem Unglauben.“ Jesus sagt weiter nichts und heilt den Jungen.
Ob dieses Wunder dem Mann seinen Unglauben ein für allemal genommen hat? Unser Unglaube und unsere fehlende Vollmacht aus Mangel an Gebet und Fasten sind schuld daran, dass viele Dinge nicht geschehen, die eigentlich geschehen könnten.
Rüdiger Klaue
Weitere Predigten von Rüdiger Klaue findest Du unter http://www.rklaue.com
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...bereits 1586 x gelesen
Zum Glück brauchen wir uns heute in Europa wenigstens keine Sorgen um die finanzielle Seite zu machen. Das war aber früher zu Jesu Zeiten anders. Da gab es noch keine Versicherungen. In den Ländern der Dritten Welt gibt es auch heute noch kaum Krankenversicherungen. Da sind die Behandlungs- und Arzneimittelkosten noch ein großes Problem. Krankheit ist mit Ausgaben und mit vermindertem Einkommen verbunden.
Meist litt nicht nur die Person selbst unter den Folgen der Krankheit, sondern die ganze Familie und oft auch die Gesellschaft. Welch eine Erleichterung ist es da für alle, wenn ein Kranker wieder gesund wird.
Wir befassen uns an dieser Stelle mit den Wundertaten Jesu, wie sie uns der Evangelist Markus berichtet. Im 8. Kapitel des Markusevangeliums erzählt Markus, wie Jesus einen blinden Mann geheilt hat. Wieder, wie so oft, brachten Freunde und Angehörige den Behinderten zu Jesus. Sie baten ihn, er möchte den Kranken anrühren und hofften, dass er dadurch wieder gesund würde.
Aber Jesus hatte einen anderen Plan. Er führte den Blinden aus dem Dorf, tat Speichel auf seine Augen und legte ihm die Hände auf. Als Jesus ihn fragte, ob er jetzt etwas sähe, antwortete der Blinde: „Ich sehe die Menschen umhergehen, als sähe ich Bäume.“ Jesus legte ihm noch einmal die Hände auf seine Augen. Da konnte er deutlich und scharf sehen. Der Mann war gesund und sicher sehr erleichtert, dass er nicht mehr auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen war. Aber auch seine Verwandtschaft wird froh gewesen sein, dass sie ihn jetzt nicht mehr versorgen musste.
Diese Geschichten sind es immer wert, einige Besonderheiten hervorzuheben.
1.- Wie bei anderen Gelegenheiten so wurde auch hier der Bedürftige von seinen Freunden zu Jesus gebracht. Er konnte ja selbst nicht sehen. Die Freunde waren es eigentlich, die an Jesus glaubten und ihn um Heilung baten. Ein Kranker braucht fast immer diese Freunde, die ihn mit dem großen Arzt in Verbindung bringen können. Aber wer hat heute noch Vertrauen in Jesus? Wer geht mit seinen eigenen Probleme zu ihm und wer mit denen seiner Freunde?
2.- Jesus ist bereit zu helfen. So oft er um Heilung gebeten wurde, unterbrach er seine bisherige Tätigkeit und wandte sich dem Leidenden zu. Er entschuldigte sich nicht mit anderen Aufgaben und wurde nicht ärgerlich, nicht ungeduldig und stellte auch kein Verhör an – er half einfach. Das war seine Grundeinstellung zu Menschen in Not. Es wäre gut, wenn wir diesem Beispiel Jesu folgen würden.
3.- Jesus führte den Blinden aus dem Dorf. Vielleicht wollte er keine Zeugen für dieses Wunder haben. Oft hat Jesus aber auch in aller Öffentlichkeit geheilt, er hat sogar die umstehenden Menschen auf das Wunder aufmerksam gemacht. Es gibt also meistens Zeugen für die Heilungen.
Aber weil sie so aufsehenerregend waren, gab es anschließend meist einen Andrang von anderen Hilfesuchenden. Das war den Plänen und Aufgaben Jesu manchmal hinderlich. Deshalb hat er dem Mann nach der Heilung wohl auch gesagt: „Gehe nicht wieder hinein in das Dorf“. In diesem Fall wollte Jesus nicht, dass dies Wunder bekannt würde. Aber heute dürfen wir so viel wir wollen von Jesus und seinen Wundertaten erzählen – wir sollen es und haben sogar seinen besonderen Auftrag dazu.
4.- Jesus heilte mit Speichel. Markus berichtet, dass Jesus dem Mann Speichel auf die blinden Augen tat und ihm dann noch die Hände auflegte. Wir fragen uns, ob Jesu Speichel besondere Heilkräfte hatte? Wohl kaum, sonst hätte er öfter damit geheilt. Aber warum war in diesem Fall nicht eine Berührung, ein Wort genug, um dem blinden Mann die Augen zu öffnen? War es wieder ein besonders schwerer Fall? Brauchte es den Speichel Jesu und zusätzlich eine Handauflegung? Und selbst nach der ersten Behandlung sah der Mann ja nur sehr undeutlich Menschen wie Bäume.
Es brauchte ein zweites Eingreifen Jesu. Markus liefert uns keine Erklärung. Wir wissen nicht, ob es eine besonders schwere Art von Augenkrankheit war oder ob der Blinde vielleicht an den Fähigkeiten Jesu zweifelte, wodurch Jesu Macht eingeschränkt wurde. Überhaupt wird die Notwendigkeit des Glaubens hier gar nicht erwähnt, verlangt oder vorausgesetzt.
Vielleicht wollte Jesus auch durch seine Handlungen nur deutlich machen, dass eine Krankenheilung keine Kleinigkeit ist, die man so mit links erledigt. Blind sein ist an sich eine schwerwiegende Sache und nicht so einfach wieder zu heilen. Es war wirklich ein Wunder, das Jesus hier vollbrachte. Und ein Wunder ist immer etwas Großartiges, Außergewöhnliches, Einmaliges. Wenn den Mann die Heilung auch nichts kostete, so war es doch kein billiges Werk. Das sollten wir uns bei jedem Wunder merken.
Rüdiger Klaue
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...bereits 1449 x gelesen
Wer Jesus nicht glauben will, dem helfen auch die Wunder wenig. Ein Wunder kann noch so groß und weltbewegend sein, es wird immer Menschen geben, die daran zweifeln, es auf irgendeine natürliche Weise erklären wollen oder die sich darüber lustig machen. Das kommt daher, weil sie mit ganz anderen Voraussetzungen an die Berichte der Bibel gehen, als z.B. ein gläubiger Christ, ein Nachfolger Jesu. Für den Gläubigen ist jedes Wunder Jesu, ob groß oder klein, ob in alltäglichen Dingen oder in ganz spektakulären Umständen, ein Beweis der Vollmacht seines Herrn.
Der Evangelist Markus berichtet uns in seinem Buch im 8. Kapitel von einer weiteren Brotvermehrung durch Jesus. Schon im Kapitel 6 hatte er von solch einem Wunder berichtet. In Kap. waren es 5000 Männer, hier im Kapitel 8 sind es 4000 Personen. Dort hatten sie ihm den ganzen Tag zugehört – hier waren sie drei Tage in der Wüste bei Jesus und hatten nichts zu Essen.
Im Kapitel 6 ermahnten die Jünger Jesus, den Leuten etwas zu essen zu geben. Hier sagt Jesus zu seinen Jüngern. „Ich kann die Leute jetzt nicht hungrig nach Hause schicken. Sie könnten unterwegs zusammenbrechen, denn sie sind z.T. von weit hergekommen.“
In der ersten Geschichte waren es fünf Brote und zwei Fische, die Jesus vermehrte, in diesem Bericht sind es sieben Brote und ein paar kleine Fische. Dort hob man nach der Mahlzeit 12 Körbe mit Essenresten auf, hier waren es noch sieben Körbe. –- Ich muss zugeben, dass sich die beiden Geschichten sehr ähneln.
Dort wie hier hat Jesus Brote und Fische vermehrt, um eine große Menschenmenge zu speisen. Aber doch sind es zwei verschiedene Begebenheiten.
Ich möchte wieder einige Beobachtungen aus dieser Geschichte hervorheben.
1.- Was mir einmal auffällt ist die Unbekümmertheit der Menschen. Sie folgen Jesus in die Wüste, wo weit und breit kein Laden, keine Würstchenbude, kein Pizzastand ist. Wenn Europäer in die Heide oder irgendwo ins Grüne fahren, dann nehmen sie doch gewöhnlich einen Korb mit Verpflegung mit. Da wird vorher schon gebraten, gekocht, geschmiert und angerührt, damit man auch ja keinen Hunger leiden muss.
Die Leute in der Geschichte hatten nichts vorbereitet. Ob sie nicht damit gerechnet haben, dass es länger dauern wird? Ob sie erwarteten, dass Jesus ihnen schon auf wundersame etwas zu essen geben wird? Trotzdem, 4000 Menschen ist nicht wenig!!!- Aber keiner schien zu murren, keiner beklagte sich, keiner beschuldigte Jesus oder die Jünger – sie folgen einfach Jesus, wohin er ging, und hörten ihm zu.
Wahrscheinlich hatten sie schon öfter mal einen Tag nichts zu essen gehabt. Wir dagegen sorgen vor, halten Vorrat, planen, berechnen – und wenn es nichts zu Essen gibt, dann sind wir auch nicht mit von der Partie und hören auch gar nicht erst zu.
2.- Als zweites fiel mir auf, dass Jesus die Brote aus der Hand der Jünger nahm und darüber das Dankgebet sprach. Ich denke, er tat das nicht nur jetzt, sondern betete grundsätzlich vor jeder Mahlzeit. Er dankte Gott für das Essen. Dadurch wies er jetzt die Menschen darauf hin, von wem das Brot kam und gab der Nahrung eine besondere Bedeutung, die wir vielleicht gar nicht mehr kennen.
Wer dankt Gott heute noch vor einer Mahlzeit für das tägliche Brot? Das haben wir doch gar nicht nötig, wir haben alles im Überfluss. Weil wir nicht bedenken, dass Gott der Geber der Nahrung ist, gehen viele Europäer auch so gleichgültig und verschwenderisch mit dem Brot um. Es gibt genaue Statistiken darüber, wie viel Brot bei uns in die Mülltonnen wandert. Und wir brauchen ja nur selbst in unseren eigenen Abfalleimer zu schauen, da sehen wir, wie viel Wert uns heute noch das Essen ist. –
Bevor Jesus die paar Fische austeilte, segnete er sie – heißt es im Bericht. Was gesegnet und geheiligt ist, können wir nicht mehr mit Füßen treten. Wenn Jesus für das bisschen Brot dankt und die Fische segnet, wie viel mehr sollten wir Gott vor jeder Mahlzeit für den Wohlstand und die Speise danken.
3.- Als drittes möchte ich darauf hinweisen, dass sich in der Hand Jesu die Dinge vermehren können. Die Jünger gaben Jesus das wenige was sie hatten. Er nahm es und machte viel daraus. Wenn auch wir heute unseren Besitz, unser Geld, unsere Talente und unser Wissen in die Hand Jesu geben, kann er es auf wunderbare Weise vermehren, uns selber damit reich machen und dadurch vielen anderen Menschen helfen. Wer aber alles für sich behalten will, wer ängstlich bemüht ist, seine Reichtümer zu vermehren, der wird unglücklich bleiben und eines Tages mit leeren Händen dastehen.
Jesus kann Wunder tun. Darüber wollen wir uns freuen, dafür wollen wir im danken und darin wollen wir seine göttliche Autorität und Vollmacht erkennen.
Rüdiger Klaue
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