Dienstag, 28. Februar 2017
Predigtreihe über Hiob – Teil 9: Hiobs Fragen (Hiob 7,1-21)
Bei den Erklärungen zum Buch Hiob, sind wir jetzt bis zum Kapitel 7 gekommen. Das ist eine Fortsetzung von Kapitel 6 aus der Rede des Hiob.

Im Vergleich mit anderen Bibelübersetzungen ist mir aufgefallen, dass diese Übersetzung, die ich hier meist benutze, die »Gute Nachricht Bibel«, in den poetischen Büchern auch eine rhythmische Sprache gebraucht. Es ist nicht direkt eine Gedichtform, und doch ist die Sprache poetisch und harmonisch. Darauf wollen wir heute einmal achten.

In meinen späteren Ausführungen möchte ich darauf eingehen, was Hiob alles nicht wusste und was es ihm doppelt schwer machte, sein Unglück zu tragen.

Der Bibeltext:

(7,1) »Sein ganzes Leben muss der Mensch sich quälen, für große Mühe gibt's geringen Lohn.

(7,2) Er gleicht dem Sklaven, der nach Schatten lechzt, dem Knecht, der sehnlich auf den Abend wartet.

(7,3) Auch mir ist solch ein Los zuteil geworden: Sinnlos vergeht ein Monat nach dem andern, und Nacht für Nacht verbringe ich mit Schmerzen.

(7,4) Lege ich mich nieder, schleppen sich die Stunden; ich wälze mich im Bett und kann nicht schlafen und warte ungeduldig auf den Morgen.

(7,5) Mein Körper fault und ist bedeckt mit Krusten, die Haut bricht auf und eitert überall.

(7,6) Ganz ohne Hoffnung schwinden meine Tage, sie eilen schneller als ein Weberschiffchen.

(7,7) Gott, denk an mich: Mein Leben ist ein Hauch; mein Glück vergeht, ich sehe es nie mehr wieder!

(7,8) Noch siehst du mich, doch bald ist es zu spät; blickst du dann wieder her, so bin ich fort.

(7,9) Die Wolke löst sich auf und ist verschwunden; genauso geht's dem Menschen, wenn er stirbt: Vom Ort der Toten kommt er nicht zurück.

(7,10) Nie mehr betritt auf Erden er sein Haus, und wer ihn kannte, wird ihn bald vergessen.

(7,11) Deswegen werde ich den Mund nicht halten, ich lasse meiner Zunge freien Lauf. Was mich so bitter macht, das muss heraus!

(7,12) Weshalb, Gott, lässt du mich so streng bewachen? Bin ich das Meer? Bin ich ein Ungeheuer?

(7,13) Wenn ich auf meinem Lager Ruhe suche, der Schlaf mir meine Schmerzen lindern soll,

(7,14) dann quälst du mich mit schauerlichen Träumen und ängstigst mich mit schlimmen Schreckensbildern.

(7,15) Mir wäre es lieber, wenn du mich erwürgtest; der Tod ist besser als ein solches Leben!

(7,16) Ich bin es satt, ich mag nicht weiter kämpfen. Mein ganzes Leben ist doch ohne Sinn.

(7,17) Warum nimmst du den Menschen denn so wichtig, dass du den Blick auf ihn gerichtet hältst?

(7,18) Zur Rechenschaft ziehst du ihn jeden Morgen und stellst ihn immer wieder auf die Probe.

(7,19) Wann blickst du endlich weg, lässt mich in Ruhe, so lang nur, dass ich einmal schlucken kann?

(7,20) Wenn ich gesündigt habe ohne Wissen, was tat ich dir damit, du Menschenwächter? Warum bin ich das Ziel für deine Pfeile? Bin ich dir wirklich so zur Last gefallen?

(7,21) Kannst du denn meine Fehler nicht verzeihen und meine Sünde einfach übersehen? Nicht lange mehr, dann liege ich im Staub, und suchst du mich, so bin ich nicht mehr da. «

Der größte Teil dieser Rede ist eigentlich an Gott gerichtet. Es sind Schilderungen seines Zustandes und Fragen, die den Armen quälen. Welche Fragen das sind und warum er keine Antwort findet, das möchte ich im Folgenden ausführen.

Zunächst fällt mir auf, dass Hiob in diesem Kapitel etwas über seine Krankheit und sein Leiden verlauten lässt. Eigentlich klingt es schrecklich wenn er sagt: »Mein Körper fault und ist bedeckt mit Krusten, die Haut bricht auf und eitert überall. « (Vers 5) Luther sagt: »Mein Fleisch ist um und um eine Beute des Gewürms und faulig, meine Haut ist verschrumpft und voller Eiter. « Die Elberfelder Bibelübersetzung, eine sehr wortgetreue Fassung drückt es so aus »Mein Fleisch ist bekleidet mit Maden und Schorf. «

Das Bild, das wir hier von Hiobs und Leiden bekommen ist eine schmerzhafte, juckende Hautkrankheit: Verkrustete Geschwüre, Eiter und Maden an den Wundrändern. Von einer Behandlung dieser Symptome wird nichts gesagt nur heißt es an anderer Stelle (Hiob 2, 7) dass an Ijobs Körper eiternde Geschwüre ausbrachen, und er von Kopf bis Fuß damit bedeckt war´, und weiter in Vers 8 »Ijob setzte sich mitten in einen Aschenhaufen und kratzte mit einer Scherbe an seinen Geschwüren herum. «

Allem Anschein nach war es eine tatsächliche Hautkrankheit. Maden, Schorf und Eiter sind nicht symbolisch zu verstehen. Wenn wir uns das vorstellen, können wir vielleicht besser nachempfinden, warum Hiob so verzweifelt ist und nicht mehr länger leben will.

Aber, wie gesagt, mir fiel auf, dass Hiob eine Reihe Dinge nicht wusste, die wir heute wissen und die sein Leiden eben besonders schwer machten.

(1) Hiob wusste nicht, dass es bei Gott einen ewigen Lohn gibt für Bewährung im Glauben. So fragt er sich, ob sein Leiden denn ganz umsonst sein soll. Ob er sterben und vergehen wird, ohne einen Ausgleich oder Lohn für seine Treue in schwerster Prüfung zu erhalten.

In seiner Rede sagt Hiob: » Sein ganzes Leben muss der Mensch sich quälen, für große Mühe gibt's geringen Lohn. Er gleicht dem Sklaven, der nach Schatten lechzt, dem Knecht, der sehnlich auf den Abend wartet. Auch mir ist solch ein Los zuteil geworden: Sinnlos vergeht ein Monat nach dem andern, und Nacht für Nacht verbringe ich mit Schmerzen. « (Verse 1-3)

Der Sklave der nach Schatten lechzt und der Knecht der auf den Abend wartet, sind Bilder für geplagte Menschen wie Hiob, die zwar auf bessere Zeiten hoffen, aber wenig Aussicht auf Ruhe und Lohn haben. Wie dankbar können wir sein, dass wir heute von einem ewigen Lohn in himmlischer Herrlichkeit wissen.

Jesus sagt zu seinen Jüngern: »Freut euch und jubelt, denn bei Gott erwartet euch reicher Lohn. « (Matthäus 5,12). Das ist Lohn, den wir nach unserem Tod erhalten werden. Oder wie es in Offenbarung 22,12 heißt; »Gebt Acht, ich komme bald, - sagt Jesus - und euren Lohn bringe ich mit. Jeder empfängt das, was seinen Taten entspricht.« Das ist Lohn, der nicht hier sondern in der Ewigkeit ausgezahlt wird.

(2) Offenbar wusste Hiob nichts von einem ewigen Leben. Er sagt: »Ganz ohne Hoffnung schwinden meine Tage, sie eilen schneller als ein Weberschiffchen. Gott, denk an mich: Mein Leben ist ein Hauch; mein Glück vergeht, ich seh es nie mehr wieder! « (Verse 6+7).Und in Vers 9:»Die Wolke löst sich auf und ist verschwunden; genauso geht's dem Menschen, wenn er stirbt: Vom Ort der Toten kommt er nicht zurück. «

Für ihn - und die Leute seiner Zeit - war das Leben mit dem Tod zu Ende. Wer bis dahin das Glück nicht gefunden hatte, der hatte etwas sehr Wichtiges verpasst. Wir wissen aber, dass mit dem Tod nicht alles aus ist und dass es ein ewiges Leben gibt.

Über das ewige Leben bei Gott sagt uns der Apostel Johannes im Neuen Testament: Genauso muss auch der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die sich im Glauben ihm zuwenden, durch ihn ewiges Leben bekommen. Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben. « (Johannes 3, 14 - 16)

Und Paulus schreibt an Titus: »Die Menschen, die Gott erwählt hat, sollen wissen, dass sie auf ein ewiges Leben hoffen dürfen. Das hat Gott, der nicht lügt, schon vor unendlich langer Zeit versprochen; jetzt aber, zum vorherbestimmten Zeitpunkt, hat er seine Zusage öffentlich bekannt machen lassen. « (Titus 1,2-3) Damit bestätigt er einmal, dass es ein ewiges Leben gibt - aber zum anderen auch, dass diese Tatsache erst jetzt, im Neuen Testament, öffentlich bekannt gemacht wurde. Also konnte Hiob das noch nicht wissen. Für ihn war mit dem Tode alles aus.

(3) Hiob wusste auch nichts von Gottes Liebe: Für ihn war Gott ein strafender Gott, der Freude daran hat, die Menschen zu quälen und sie für ihre Sünden büßen zu lassen. So betet er: »Wenn ich auf meinem Lager Ruhe suche, der Schlaf mir meine Schmerzen lindern soll, dann quälst du mich mit schauerlichen Träumen und ängstigst mich mit schlimmen Schreckensbildern. « (Verse 13-14)

Es scheint dem Hiob so, als ob es Gott nicht genug ist, ihn mit Unglück, Verlust und Krankheit zu züchtigen. Jetzt schickt er auch noch schauerliche Träume und Schreckensbilder. Dabei ist es nur eine Vermutung, dass diese Träume von Gott gesandt sind.

Vor allem aber wissen wir heute, dass Gott uns liebt und unser Heil und Erlösung will. Zacharias sagt in seinem Lobgesang: »Unser Gott ist voll Liebe und Erbarmen; er schickt uns den Retter, das Licht, das von oben kommt. « (Lukas 1, 78). Und in Römer 5, 5 schreibt Paulus: »Denn dass Gott uns liebt, ist uns unumstößlich gewiss. Seine Liebe ist ja in unsere Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist, den er uns geschenkt hat. «

Und Jesus sagt: »Wie die Liebe eures Vaters im Himmel, so soll auch eure Liebe sein: vollkommen und ungeteilt. « (Matthäus 5, 48). Der Gott der Christen ist ein Gott, der seine Schöpfung und die Menschen liebt und das Beste für sie will.

(4) Hiob hat richtig verstanden, dass Gott den Menschen wichtig nimmt, aber nicht, um ihn zu quälen und zu vernichten, sondern weil er ihn liebt und retten will. In den Versen 17 und 18 klagt Hiob noch Gott an: »Warum nimmst du den Menschen denn so wichtig, dass du den Blick auf ihn gerichtet hältst? Zur Rechenschaft ziehst du ihn jeden Morgen und stellst ihn immer wieder auf die Probe. «

Hiob und den Menschen seiner Zeit wäre es lieber gewesen, Gott hätte weg geschaut und würde sie in Ruhe lassen. Sie fürchten sich vor Gott und möchten sich vor ihm klein machen und verstecken.

In Johannes 3, 16 -17 steht einer der Sätze in der Bibel, die das ganze Evangelium in kurzer, kompakter und einfacher Form wider geben. Da heißt es: »Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben. Gott sandte den Sohn nicht in die Welt, um die Menschen zu verurteilen, sondern um sie zu retten. «

Hier behauptet die Schrift, dass der Mensch für Gott so wichtig ist, dass er dafür seinen Sohn in den Tod schickt. Gott nimmt den Menschen sehr wichtig, ja: aber nicht um ihn zu quälen, zu strafen und zu verurteilen, sondern um ihn zu retten und ihm ewiges Leben bei Gott zu erwerben.

(5) Hiob wusste nicht, dass Gottes Gegenwart Leben, Licht und Wärme, Geborgenheit und Glück ist. Gottes Abwesenheit bringt für den Menschen Kälte, Verlassenheit und Tod. Hiob betet: »Wann blickst du endlich weg, lässt mich in Ruhe, so lang nur, dass ich einmal schlucken kann? « (Vers 19)

Wir können verstehen, dass Hiob sich eine Atempause in seinem Unglück und Leiden wünscht. Aber die Erleichterung wird nicht dadurch kommen, dass Gott sich von ihm abwendet. Im Gegenteil. Denn in Psalm 34, 9 heißt es: »Der Herr ist gütig! Wie glücklich sind alle, die bei ihm Zuflucht suchen! » Und in Psalm 73, 28 lesen wir: »Ich aber setze mein Vertrauen auf dich, meinen Herrn; dir nahe zu sein ist mein ganzes Glück. «

Auch im Neuen Testament wird deutlich, dass eben nur in der Nähe Gottes, in seiner Gegenwart - Himmel, der Ort der ewigen Glückseligkeit, ist. Deshalb würde ich immer wieder Menschen in Not ermutigen, nicht vor Gott zu fliehen, sondern IHN, seine Nähe und Gegenwart zu suchen.

(6) Hiob wusste nicht, dass jede Sünde eine Beleidigung Gottes ist. Er sagte: » Wenn ich gesündigt habe ohne Wissen, was tat ich dir damit, du Menschenwächter? « (Vers 20), damit will er wohl zum Ausdruck bringen, dass die schlimmsten Sünden, wie Mord, Gewalt, Betrug, Misshandlung - dem allmächtigen, souveränen Gott überhaupt nichts anhaben können.

Das stimmt ja auch, wir können Gott nicht schaden, er ist so viel größer und stärker als wir. Und doch sagt Gott in Jesaja 43, 24: »Du hast mir eine Last aufgeladen mit deinen Sünden und hast mich geplagt mit deinen verbrecherischen Taten! «

Unser gottloses Verhalten und unsere bösen Handlungen gegen unsere Mitmenschen verletzen Gott. Nicht nur die groben, schweren Sünden beleidigen ihn, sondern schon unsere Gleichgültigkeit, unsere Missachtung, der fehlende Respekt und der Mangel an der ihm gebührende Verehrung und Anbetung.

(7) Hiob wusste nicht, dass der Sünde Lohn der Tod ist. Darum sagt er so unschuldig: »Kannst du denn meine Fehler nicht verzeihen und meine Sünde einfach übersehen? Nicht lange mehr, dann liege ich im Staub, und suchst du mich, so bin ich nicht mehr da. « (Vers 21)

Das ist sicher eine Frage, die viele Menschen haben: »Warum kann Gott nicht einfach unsere Sünde vergeben und fertig. Warum musste Jesus sterben, warum müssen wir Buße tun und uns bekehren? « Paulus erklärt dazu in Römer 6, 23 »Der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod. Gott aber schenkt uns unverdient, aus reiner Gnade, ewiges Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn. «

Schon von Anfang an - noch bevor der Mensch ungehorsam war - war es beschlossene Sache bei Gott, dass Sünde mit dem Tod bestraft wird. Darum kann Gott die Fehler nicht einfach übersehen und die Schuld ungestraft lassen. Aber, die Frohe Botschaft besagt: »Gott aber schenkt uns unverdient, aus reiner Gnade, ewiges Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn. «

Viele Verheißungen und Wahrheiten, die wir heute als Christen schon von klein auf wissen, kannte Hiob nicht. Für ihn war es darum umso schwerer, materiellen Verlust, Leiden, Krankheit und Tod zu ertragen. Und trotzdem hat er im Glauben an Gott festgehalten. Wie viel mehr sollten wir Trost und Hoffnung bei Gott suchen und finden.

Wir beten:
Herr, wir danken Dir für alle Offenbarungen, die du uns in Deinem Wort geschenkt hast. So wissen wir, dass wir trotz Leiden und Not auf dieser Erde einer herrlichen Ewigkeit bei Dir entgegen gehen. Amen.

Rüdiger Klaue

Weitere Predigten von Rüdiger Klaue findest Du unter http://www.rklaue.com/

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