Sonntag, 5. März 2017
Chaos (2. Timotheus 3,1 – 9)
Wie sollen wir uns dem Chaos und der Gesetzlosigkeit gegenüber verhalten? Ich möchte uns jetzt einen Abschnitt aus der Bibel lesen, der sich mit der Gottlosigkeit und der Unmoral unserer Tage befasst. Und dann möchte ich versuchen herauszufinden, wie sich Nachfolger Jesu oder Christen angesichts dieses Werteverfalles verhalten können.

Der Bibeltext:

(3,1) «Außerdem sollst du wissen, Timotheus, dass in den letzten Tagen der Welt schwere Zeiten kommen werden.

(3,2) Denn die Menschen werden nur sich selbst und ihr Geld lieben. Sie werden stolz und eingebildet sein, Gott verachten und ihren Eltern ungehorsam und undankbar begegnen. Nichts wird ihnen heilig sein.

(3,3) Sie werden lieblos sein und zur Vergebung nicht bereit; sie werden andere verleumden und keine Selbstbeherrschung kennen; sie werden grausam sein und vom Guten nichts wissen wollen.

(3,4) Ihre Freunde werden sie verraten, leichtsinnig handeln, sich aufspielen und ihr Vergnügen mehr lieben als Gott.

(3,5) Sie werden so tun, als seien sie fromm, doch die Kraft Gottes, die sie verändern könnte, werden sie ablehnen. Von solchen Leuten halte dich fern!

(3,6) Das sind genau die Leute, die sich in Häuser einschleichen und das Vertrauen von Frauen gewinnen, in deren Leben sich viel Schuld angesammelt hat und die sich von ihren Leidenschaften beherrschen lassen.

(3,7) Solche Frauen wenden sich ständig neuen Lehren zu, ohne dass sie je die Wahrheit verstehen könnten.

(3,8) Und so wie Jannes und Jambres sich Mose entgegengestellt haben, so leben auch diese im Widerspruch zur Wahrheit. Ihr Geist ist verdorben und ihr Glaube nur geheuchelt.

(3,9) Aber sie werden damit nicht weit kommen. Eines Tages wird für jeden sichtbar werden, was für Narren sie waren, so wie es auch bei Jannes und Jambres geschah.»

Hier heißt es, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten kommen werden. Das soll sicher nicht heißen, dass die Zeiten heute besser sind oder früher besser waren. Schon immer hat es Götzendienst, Unmoral, Gewalt und Verführung gegeben. Auch muss es nicht unbedingt bedeuten, dass die Endzeit angebrochen ist, nur weil es jetzt Gesetzlosigkeit, Betrug, sexuelle Verirrungen aller Art und Verbrechen gibt. Vielleicht kann man sagen, dass Egoismus, Lieblosigkeit, Streit und Machtkämpfe gegen das Ende der Zeiten zunehmen werden. Aber auch das ist statistisch schwer zu beweisen.

Wir stehen wohl oft unter dem Eindruck, dass das Böse immer stärker wird und mehr und mehr Menschen beherrscht, aber dieser Eindruck kann auch recht subjektiv sein. Unsere Wahrnehmung kann davon abhängen, in welchem Land, unter welchen Umständen und in welcher Nachbarschaft wir wohnen.

Wohl aber können wir den Worten des Paulus entnehmen, dass es hier auf dieser Erde kein Paradies geben wird. Sünde und Gesetzlosigkeit werden nicht aufhören und das große Friedensreich kann unter den bisherigen Bedingungen nicht geschaffen werden.

Das ist einesteils bedrückend und entmutigend: zu wissen, dass «in den letzten Tagen der Welt - schwere Zeiten kommen werden. dass die Menschen nur sich selbst und ihr Geld lieben, dass sie stolz und eingebildet sein werden, Gott verachten und ihren Eltern ungehorsam und undankbar begegnen werden, dass ihnen nichts heilig sein wird, dass sie lieblos und zur Vergebung nicht bereit sein werden. » Das sind düstere Aussichten. Aber wir erleben es fast täglich um uns herum.


Ich gehe nun mal davon aus, dass wir nicht zu diesen Leuten gehören, die nur sich selbst und ihr Geld lieben, die stolz und eingebildet sind und Gott verachten. Jedoch leben wir in einer Gesellschaft, in der das alles zutrifft. Das bedeutet, dass wir, jeder Mensch, der anständig und in Frieden leben will und jeder Nachfolger Jesu, der den Geboten Gottes gehorsam sein will, unter der Lieblosigkeit und Unmoral, den Verbrechen und Sünden der anderen leiden wird. Diejenigen, die auf Gottes Seite stehen, werden sich von dem unmoralischen Verhalten der anderen distanzieren, sie werden aber auch versuchen, die Lage zu ändern und Buße und Sinnesänderung in der Gesellschaft zu erreichen, und die Gottesfurcht wieder aufzurichten. Dazu sind wir ja schließlich auch da.

In der Welt ist es dunkel geworden. Die Menschen beachten nicht den Willen Gottes, sie lieben die Finsternis mehr als das Licht. - Das ist traurig. Aber wie sieht es in unseren christlichen Gemeinden aus? Hier wenigstens sollte Eintracht, Liebe, Vertrauen, Hilfsbereitschaft und Harmonie herrschen. Doch was ist die Wirklichkeit? Auch hier finden wir Machtkämpfe, Neid, üble Nachrede, Streit, Kritik und Verletzungen. Nicht einmal hier ist das Bild vorzufinden, das Gott uns in der Bibel vorgezeichnet hat. Die ganze Welt ist korrupt, von der großen Politik, über die Finanzwelt bis hin in die Familien und Ehen.

Angesichts dieser erdrückenden Zustände ist meine Frage: „Wie sollen wir uns hier als gute Christen benehmen? - Um uns ist Sünde und Unrecht, Orientierungslosigkeit und Schmerz. Was können wir tun?

Viele von uns wollen ja etwas tun. Sie sind nicht zufrieden mit dem wie es ist und wünschen sich eine bessere Welt. Sicher gibt es sehr verschiedene Möglichkeiten auf die Missstände zu reagieren. Das hängt wohl auch von unserem Charakter, den Fähigkeiten, unserer gesellschaftlichen Stellung, den finanziellen Mitteln und vielen anderen Umständen ab.

Welches ist jedoch die für uns beste Reaktion? Darüber möchte ich nachdenken.

1.- Wir können resignieren. Das Unrecht und Durcheinander ist so groß - unsere Kraft und unser Einfluss jedoch so klein, dass es kaum eine Chance für uns gibt. Ein Einzelner ist da gar nicht in der Lage, irgendeine Veränderung zu bewirken. Also, lassen wir die Sache wie sie ist. Vielleicht beklagen wir uns noch über all das, was nicht gut und richtig ist, wir stöhnen unter der Last der Korruption und des Verfalles.

Im Übrigen haben wir es aber aufgegeben, etwas erreichen zu wollen. So ging es wohl auch dem Priester Eli in 1. Samuel 2, 22-24 da heißt es: «Eli war mittlerweile sehr alt, doch er war sich darüber im Klaren, was seine Söhne dem ganzen Volk Israel antaten. Eli sagte zu ihnen: »Ich habe von den Leuten über die schlimmen Dinge, die ihr macht, gehört. Warum tut ihr so etwas? Ihr müsst damit aufhören, meine Söhne! Die Berichte, die ich über euch im Volk des Herrn höre, sind nicht gut.»

Und damit ließ Eli es bewenden. Er hatte es wohl aufgegeben, hier noch etwas ändern zu wollen. Vielleicht ist es auch typisch für das Alter, dass man sich dann eher in das Unvermeidliche schickt. Natürlich wird sich durch dieses Verhalten nichts in unserer Umgebung ändern.

2.- Wir können mitmachen. Das tat ja auch der sogenannte Verlorene Sohn. Er suchte das Vergnügen und wollte so leben, wie die anderen, die fern von Gott waren. Warum sollte er auch ein Außenseiter sein? Man darf sich doch auch an der Freiheit und der weltlichen Unterhaltung freuen – argumentieren sie. Manche konnten noch nie den Druck der Gesetze und Regeln ertragen. Nun fühlen sie sich in ihrem Element, wenn sie mit der Verschwendung, der Ausschweifung und Unmoral mitmachen können. Sie wollten schon immer ihrem Ärger Luft machen und ihren Wünschen, ihrem Verlangen freien Lauf lassen.

Aber auch solche Leute, die nicht gerade ein zügelloses, sündhaftes Leben führen wollen, ergeben sich manchmal doch in den Trend der Zeit. Wenn sie schon nichts gegen die Bosheit ausrichten können, so wollen sie doch wenigstens keine Spielverderber und Moralprediger sein. Manchmal ist es wohl einfach Charakterschwäche, dass auch ein Gemeindeglied sich verführen und in die weltlichen Vergnügen hinein ziehen lässt. Man könnte denken, dass besonders für die Jugendlichen diese Gefahr besteht, das Leben der Gottlosen kennen lernen zu wollen.

3.- Wir können uns absondern. Das Gegenteil von Mitmachen ist Absondern. Die Welt ist böse und korrupt, sie ist gottlos und reif für das Gericht. Wer da nicht mitmachen will, der muss sich von ihr fernhalten. Und das ist es ja auch, was einige Personen, Gemeinden oder Gruppen tun. Sie verschließen sich vor der Welt. Sie meiden den Umgang mit den Medien, (Fernsehen, Radio, Computer, Zeitschriften etc.), sie meiden außer-christliche Einflüsse wie z.B. die Schule, Vereine etc. Sie wollen nichts mit Kunst, Politik, Sport und Spielen zu tun haben. Vor allem meiden sie die Menschen und die gesamte Gesellschaft in der das Böse wohnt. Aus Angst sich zu verunreinigen oder aus Stolz und Selbstgerechtigkeit ziehen sie sich von der Welt zurück und suchen die Einsamkeit.

Eigentlich ist die Abkehr von der Welt ein biblisches Gebot. Schon das Wort «Heiligung» bedeutet ja so viel wie Absonderung. Im Alten Testament ging es immer wieder darum, dass das Volk Israel, das Heilige Volk, anders sein sollte, als die Nachbarvölker. Gottes Volk sollte sich vom Götzendienst, der Lebensweise, den Bräuchen und dem unsittlichen Wandel der Heiden fern halten. Es sollte sich nicht mit den Völkern, Religionen und Kulturen der umliegenden Nationen vermischen. Offenbar will Paulus dem Timotheus in den eingangs gelesenen Versen das auch sagen, wenn er schreibt: (Die Leute in der letzten Zeit werden) leichtsinnig handeln, sich aufspielen und ihr Vergnügen mehr lieben als Gott. Sie werden so tun, als seien sie fromm, doch die Kraft Gottes, die sie verändern könnte, werden sie ablehnen. Von solchen Leuten halte dich fern! - sagt Paulus eindringlich.

4.- Wir können kritisieren und Schuld zuweisen. Das ist, was heute viele Leute tun – nicht nur die selbstgerechten, moralischen Mitbürger, sondern leider auch viele Glieder der Kirchen und Gemeinden. Sie beschuldigen die Regierungen, die Gesellschaft, die Unternehmer, die Ärzte, die Geschäftsleute, die Nachbarn, die Arbeitgeber - alle. Damit haben sie auch recht, denn die Welt ist böse und korrupt. Aber ob Kritisieren und Schuld zuweisen das Benehmen und den gottlosen Wandel ändern, ist sehr fraglich. Nörgeln und Kritik bewirkt oft eher Zorn, Trotz und Verhärtung.

Damit erreichen wir das Gegenteil von dem, was wir eigentlich wollten. Außerdem wird Kritik auch als ein Ausdruck für die eigene Selbstgerechtigkeit und Überlegenheit gesehen. - Trotzdem müssen wir vielleicht auch manchmal die Menschen um uns auf ihre Sünden und Fehler aufmerksam machen. In diesem Bemühen können wir uns auf die Propheten im Alten Testament berufen. Auch sie haben den korrupten Leitern ihres Volkes, den unmoralischen Geschäftsleuten, den Betrügern und Ausbeutern deutlich ihre Meinung gesagt. Sie haben den Menschen das Gesetz Gottes vor Augen gehalten und ihre Taten daran gemessen. Allerdings muss man deutlich dazu sagen, dass die Propheten im Auftrag Gottes gehandelt und gesprochen haben. Wer heute seine Stimme als Mahner und Moralprediger erhebt, der sollte sich auch sicher sein, dass er nicht im eigenen Auftrag kommt. Er sollte demütig sein und sich auch seiner eigenen Unvollkommenheit bewusst sein.

5.- Wir können kämpfen. Es gibt immer und überall Leute, die sich mit den Umständen nicht abfinden wollen. Sie suchen die Veränderung oder Verbesserung der Situation und empfinden es als ihre Pflicht, sich dafür einzusetzen. Also kämpfen sie gegen das Unrecht und das Chaos in dieser Welt. Zuerst vielleicht noch mit Worten und im Rahmen des Zulässigen. Mit der Zeit kämpfen viele aber auch mit schmutzigen Waffen wie Verleumdung, Lüge, Intrigen und schließlich auch mit Gewalt. Es geschieht so leicht, dass man von den Methoden und den Waffen der Gegner lernt und schließlich selbst ungerecht und kriminell wird. Sie meinen dann der Zweck heilige die Mittel.

So ganz können wir den Kampf gegen das Böse auch nicht verurteilen, denn Paulus ermutigt uns immer wieder, den guten Kampf zu kämpfen – und er empfiehlt dazu sogar die geistliche Waffenrüstung in Ephesus 6, 14 ff «Sorgt dafür, dass ihr fest steht, indem ihr euch mit dem Gürtel der Wahrheit und dem Panzer der Gerechtigkeit Gottes umgebt. Eure Füße sollen für die gute Botschaft eintreten, die den Frieden mit Gott verkündet. Setzt den Glauben als einen Schutzschild ein, um die feurigen Pfeile des Satans abzuwehren. Setzt den Helm eurer Rettung auf und nehmt das Wort Gottes, euer Schwert, das der Geist euch gibt. Betet immer und in jeder Situation mit der Kraft des Heiligen Geistes. Bleibt wachsam.»

Das sind also die Waffen, mit denen wir gegen das Böse in der Welt kämpfen können. Aber bei jedem Kampf müssen wir uns auch sicher sein, dass wir nicht mit eignen Waffen, oder den gleichen Waffen wie die Welt kämpfen, sondern mit den geistlichen Waffen, die Gott uns zur Verfügung stellt. Der Kampf gilt auch nicht Menschen oder Organisationen, sondern dem Bösen und vor allem dem Satan. Gottes Rüstung ist dann wohl in erster Linie zu unserer persönlichen Verteidigung gedacht, damit wir unverletzt bleiben von den feurigen Pfeilen des Bösen. Darüber hinaus ist uns noch das Schwert gegeben, das Wort Gottes, mit dem wir auch Angriffe ausführen können.»

6.- Andere Reaktionen auf die Korruption und den moralischen Verfall der Gesellschaft könnten sein: persönliche Kontakte zu den Gottlosen knüpfen, Gespräche über Gott und die Bibel suchen, Diskussionen über Konflikte und Probleme, oder auch Belehrung und Schulung anbieten. Es ist nicht selten, dass Menschen ihre Gesinnung und ihren Lebenswandel ändern, nachdem sie mit wahren Nachfolgern Jesu in näheren Kontakt gekommen sind. Absonderung hilft und bewahrt uns, aber der persönliche Kontakt zu dem Sünder kann zu einem besseren gegenseitigen Verständnis führen.

Oft sind die gottlosen Menschen, die uns heute umgeben, unwissend über die Lehren der Bibel. Niemand hat ihnen je die Wahrheit gesagt oder das Evangelium erklärt. Nicht selten werden die Ungläubigen von den Christen einfach ohne Liebe, Mitgefühl und Verständnis verurteilt. Diese Methode des persönlichen Kontaktes ist sicher empfehlenswert für Leute, die das Evangelium noch nicht kennen. Aber Paulus spricht zu Timotheus offenbar über Zeitgenossen, die Gott und sein Wort gekannt und sich dann von ihm abgewandt haben. Da hilft dann auch kein Gespräch und keine Diskussion weiter.

7.- Gibt es noch die Möglichkeit die verschiedenen Reaktionen zu mischen. Jede Situation ist anders, jede Person ist anders. Die Interessen, die Gaben, die Erfahrungen sind unterschiedlich. So wird man als junger Mensch anders auf die Verweltlichung der Gesellschaft reagieren als ein erfahrener, älterer Mensch. Wenn man selber durch Glaubenskämpfe und Konflikte geht, wird man vielleicht auch ein anderes Verhältnis zu den rebellischen, undankbaren, ungehorsamen Mitbürgern haben. Manche Nachfolger Jesu werden von dem Verhalten einer atheistischen, säkularisierten Gesellschaft abgestoßen – aber andere wieder werden davon angezogen und versucht, mitzumachen.

Wir können über den Abfall unserer Nation von Gott lamentieren, wir können Gericht und Schrecken heraufbeschwören und den «Teufel an die Wand malen», wie man so sagt. Wir können aber auch die Situation nüchtern sehen und sie nutzen, dafür beten und das Beste daraus machen.

Was das Beste für den Umgang mit der Korruption in der Welt ist, kann man nicht mit einem Wort sagen. Es lohnt sich aber, darüber nachzudenken. Bestimmt gibt es zahlreiche gute Möglichkeiten, dem Verderben, dem Chaos und Unrecht auf dieser Welt zu begegnen. Irgendwie hat ja jede Situation auch eine positive Seite und bietet die Gelegenheit, unseren Glauben an Jesus und seinen Willen und seine Macht zu bezeugen. Mögen uns die Warnungen des Apostel Paulus dahingehend inspirieren und motivieren.

Wir beten:
Danke, Herr, für die Warnungen in Deinem Wort über die schweren Zeiten, die uns noch bevor stehen. Hilf uns, dass wir uns in dieser Welt und Gesellschaft als wahre Zeugen des Evangeliums bewähren möchten. Amen.

Rüdiger Klaue

Weitere Predigten von Rüdiger Klaue findest Du unter http://www.rklaue.com/

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