Sonntag, 5. März 2017
Anbetung – wie ist es richtig? (Psalm 148)
Im Psalm 148 finden wir einen begeisterten Aufruf Gott zu preisen und zu loben. Aber hier ist nicht nur der Aufruf an die ganze Schöpfung, sondern auch eine Aufzählungen von Motiven zum Danken. Wir lesen uns jetzt diesen Psalm und wollen im weiteren Verlauf über das Thema „Anbe-tung“ nachdenken.

Der Bibeltext:

(148,1) Halleluja! Lobet im Himmel den HERRN, lobet ihn in der Höhe!

(148,2) Lobet ihn, alle seine Engel, lobet ihn, all sein Heer!

(148,3) Lobet ihn, Sonne und Mond, lobet ihn, alle leuchtenden Sterne!

(148,4) Lobet ihn, ihr Himmel aller Himmel und ihr Wasser über dem Himmel!

(148,5) Die sollen loben den Namen des HERRN; denn er gebot, da wurden sie geschaffen.

(148,6) Er lässt sie bestehen für immer und ewig; er gab eine Ordnung, die dürfen sie nicht überschreiten.

(148,7) Lobet den HERRN auf Erden, ihr großen Fische und alle Tiefen des Meeres,

(148,8) Feuer, Hagel, Schnee und Nebel, Sturmwinde, die sein Wort ausrichten,

(148,9) ihr Berge und alle Hügel, fruchttragende Bäume und alle Zedern,

(148,10) ihr Tiere und alles Vieh, Gewürm und Vögel,

(148,11) ihr Könige auf Erden und alle Völker, Fürsten und alle Richter auf Erden,

(148,12) Jünglinge und Jungfrauen, Alte mit den Jungen!

(148,13) Die sollen loben den Namen des HERRN; denn sein Name allein ist hoch, seine Herrlichkeit reicht, so weit Himmel und Erde ist.

(148,14) Er erhöht die Macht seines Volkes. Alle seine Heiligen sollen loben, die Kinder Israel, das Volk, das ihm dient. Halleluja!

In den letzten Jahren hat eine Lobpreis- und Anbetungswelle viele Gemeinden in aller Welt erfasst. In dieser Bewegung wird sehr viel gesungen und gebetet. Neue Lieder mit einfachen Texten und volkstümlichen, zeitgemäßen Instrumenten entstehen überall.

Worship-Songs und Anbetungs-, beziehungsweise Lobpreislieder sind eine ganz eigene Musikgattung. Viele Gottesdienste wurden dadurch verändert. In großen, alten Kirchen wie in neuen, jungen Gemeinden, in Hauskreisen und im Kämmerlein einsamer Christen wird eine neue Art des Lobpreises praktiziert. Viele Bücher mit Anleitungen und Erklärungen sind über dieses Thema entstanden. Christen aus allen Denomi-nationen vereinen sich im Geiste der Anbetung. Es sind Formen der Kommunikation mit Gott, die es vor 1970 in dieser Art nicht gab. Das Thema „Anbetung“ ist damit ganz neu in den Vordergrund gerückt.

Dabei ist Anbetung nicht eine neue Sache. Es hat sie schon immer gegeben – solange es Menschen gibt. Da waren Kain und Abel, die dem Herrn Opfer darbrachten und ihn damit anbeteten. Da waren Abraham und besonders Isaak, die dem Herrn einen Altar bauten und ihn da anbeteten. Mose führte den geordneten Gottesdienst mit Priestern, Opfern und einer regelrechten Liturgie ein. Zur Zeit der Könige war die Anbe-tung Gottes im Tempel ein bedeutender Teil im kulturellen und religiösen Leben des Volkes Gottes. Aus dieser Zeit stammen ja auch die Psalmen David, die Lieder und Gebete der israelitischen Gemeinde.

So könnten wir mit Beispielen fortfahren. Auch im Neuen Testament finden wir Menschen, die Gott anbe-ten. Denken wir nur an das Bekenntnis des Petrus, an den Hauptmann Cornelius an Paulus und Silas im Gefängnis von Philippi, an Lydia und die erste Gemeinde.

Anbetung gehört zum Christen – es ist der Sinn unseres Lebens. Wir existieren nur, um Gott zu verherrli-chen, ihn anzubeten und zu loben. Anbetung ist mehr als nur eine besondere Zeit Gottesdienst oder eine bestimmte Art von Gesang, es ist unser ganzes Sein. Die Formen haben sich im Laufe der Jahrhunderte geändert und werden sich weiter ändern. Aber die Tatsache bleibt, dass es zu jeder Zeit unsere höchste Pflicht und Aufgabe ist, unseren Schöpfer anzubeten und zu verherrlichen.

Rufen wir uns noch einmal ein paar Grundprinzipien der Anbetung ins Gedächtnis. Zunächst überrascht es uns vielleicht, wenn wir uns klar machen, wer überhaupt anbeten kann und darf. Wir denken manch-mal, dass nur die Christen das Bedürfnis und die Verpflichtung der Anbetung haben. Aber das ist nicht so.

Wer betet an? Die Anbeter!

Anbetung ist in vielen Religionen bekannt. Sogar bei den Heiden und Spiritisten wird eine Art Anbetung praktiziert. Die heidnischen Völker um Israel hatten ihre eigene Form der Götzenverehrung. Und auch heute sehen wir Menschen, die keine Christen sind und nicht an den Schöpfergott glauben, wie sie ihre Rituale der Anbetung mit Zauberformeln und mysteriösen Handlungen vollziehen.

Von den Muslimen wissen wir, dass sie sehr strenge Regeln der Anbetung haben. Da müssen täglich be-stimmte Zeiten und Formen eingehalten werden. Dazu gehört auch dass Knien und Verneigen in Richtung Mekkas. Auch Spiritisten haben eine große Ehrfurcht vor den unsichtbaren Geistern. Sie beten zu einer Vielzahl von Göttern und Götzen. Wohl in allen Religionen gibt es das Bewusstsein, dass da höhere We-sen existieren, von denen wir abhängig sind und die wir verehren und anbeten müssen.

Interessant ist aber, dass nicht nur Menschen aller Kulturen und Religionen anbeten, sondern auch die Na-tur selbst. In dem eingangs gelesenen Psalm fordert der Sänger zunächst alle gläubigen Israeliten und alle Menschen zum Lobpreis Gottes auf, dann aber auch die Engel und alle himmlischen Mächte - sogar Son-ne, Mond und Sterne sollen Gott verehren und anbeten. Später ruft er noch Hügel und Obstbäume und Wälder sowie auch Blitze, Hagel, Schnee und Wolken zur Anbetung.

Der Aufruf an die übrige Schöpfung ist eigentlich unnötig, denn Berge und Hügel, Bäume, Feuer, Hagel und Schnee sind nicht beseelt und können nicht sprechen und nicht anbeten. Und doch loben sie Gott, in-dem sie nur da sind und das tun, wozu Gott sie geschaffen hat. Die Natur betet Gott an, indem sie ist wie sie ist – ohne besondere Anstrengungen und Vorbereitung.

Warum ist es dem Psalmisten nur so wichtig, dass alle Menschen, Tiere, Pflanzen und Naturerscheinun-gen Gott anbeten sollen? Ich vermute, es ist wegen der überwältigenden Größe, Macht und Herrlichkeit Gottes. Einer alleine oder nur eine kleine Gruppe ist viel zu wenig - alle, die ganze Schöpfung ist Gott das Lob schuldig. Und nur so wird die Herrlichkeit Gottes deutlich.

Anbetung ist also eine Verpflichtung, die alle Menschen, Tiere und die ganze Schöpfung hat. Gott selbst ermutigt uns dazu, er ruft uns auf, ja fordert sie von uns. Anbetung ist aber auch ein Bedürfnis aller Krea-turen. Vielerorts geschieht sie unaufgefordert, spontan und freiwillig.

Wen oder was beten wir an

Nun wollen wir uns noch über das Gegenüber, das Ziel der Anbetung nachdenken.
Während die einen Gott, den Schöpfer anbeten, beten andere den Teufel, den großen Widersacher Gottes an. Manche beten Götter an oder Geister.

Ps. 150 zeigt uns, wen wir anbeten sollen wenn es heißt: Lobt den Herrn in seinem Heiligtum, lobt ihn in der Feste Seiner Macht.“ Gott, und er allein ist würdig Anbetung anzunehmen. Deshalb ist es auch nach biblischem Verständnis eine Sünde, wenn wir etwas anderes verehren als ihn allein.

Und doch kommen die Menschen auf allerhand seltsame Ideen. Sie wenden sich der Schöpfung zu oder anderen Menschen oder sich selbst. Sehen wir noch einige Dinge, die als anbetungswürdig verehrt wur-den:

Wenn wir von den Dingen sprechen, die alle von Menschen angebetet werden, da müssen wir einmal die Natur erwähnen; also Sonne, Mond und Sterne. In 2. Könige 21, 3 lesen wir: und der König Manasse bau-te wieder die Höhen auf, die sein Vater Hiskia zerstört hatte, und richtete dem Baal Altäre auf und machte ein Bild der Aschera, wie Ahab, der König von Israel, getan hatte, und betete alles Heer des Himmels an und diente ihnen.“

Da sehen wir, dass sogar das Volk Gottes sich von seinem Herrn abgewandt hatte und die Natur anbetete. Scheinbar liegt ein besonderer Reiz darin, Sonne, Mond und Sterne anzubeten. Von den Incas in den An-den wissen wir, dass sie die Sonne verehrten. Sie sahen in ihr die größte Leben spendende Kraft, die sie sich vorstellen konnten. Wärme und Licht kommen von diesem Gestirn. Ohne Sonne würde alles Leben auf dieser Erde zugrunde gehen.

Aber die Incas beteten auch die Berge an. In den Anden gibt es sehr viele Vulkane. Aus Erfahrung wussten die Indios, dass in diesen Bergen ungeheure Kräfte wohnten - zerstörerische Kräfte, die man besänftigen musste; die man aber auch evtl. Für seine Zwecke gebrauchen konnte.

Bei den Naturvölkern werden oft auch Tiere verehrt: Elefanten, Kühe, Tiger und Löwen. Meistens ge-schieht diese Verehrung aus Unwissenheit über den wahren Gott und Schöpfer. Es zeigt ein Suchen nach der eigentlich Kraft, die alles geschaffen hat und erhält. Besonders traurig ist es allerdings, wenn ein Volk, wie Israel, das sehr viel über den wahren Gott wusste, wieder zurückfällt in den Götzendienst. Und das ist immer wieder geschehen. Mal war es ein goldenes Kalb, mal die Gestirne, mal die Götter ihrer Nachbar-völker, mal selbstgefertigte Standbilder aus Holz oder Lehm.

Heute betrachten wir uns ja als aufgeklärt und wissen, wie die Natur entstanden ist. Einem gebildeten Menschen wird es kaum noch einfallen, sich vor Gegenständen, vor Himmelskörpern oder vor der Natur zu verneigen und sie anzubeten. Es gibt aber auch noch andere Gegenstände unserer Verehrung oder Göt-zen. Dazu gehören die Menschen selber.

Dabei denken wir vielleicht zuerst an Menschen wie Michael Jackson, oder an Barak Obama, vielleicht auch an den Dalai Lama. Das sind Persönlichkeiten, die es im Ansehen in der Gesellschaft schon fast zu Halbgöttern gebracht haben. Sie sind Idole geworden. Ein Idol ist ein Bild, ein Abbild, eine Ikone, viel-leicht auch ein Vorbild oder Götzenbild. In diesem Sinne haben wir ja noch mehr Götter auf Lager: Schauspieler, Fußballstars, Popmusiker oder die Prominenten aus den Königshäusern.

Aber wir brauchen gar nicht so weit aus unserem Haus zu gehen. Manchmal ist es die Geliebte, die ver-göttert wird, manchmal die Ahnen, die eigenen Kinder oder sogar wir selbst: unser Verstand, unser Erfolg, unsere Leistung. Na, die Liste ließe sich noch lange fortführen. Anbetung braucht einen Gegenstand und wir können überall so etwas finden. Natürlich sind solche Götter nur ein schwacher Ersatz für den wahren Schöpfergott. Alle Götzen sind vergänglich, mit Fehlern behaftet und unwürdig, Verehrung zu empfangen. Sie alle werden uns eines Tages enttäuschen.

Um das Thema „Anbetung“ noch weiter zu ergänzen, sollten wir auch über die verschiedenen Formen der Anbetung nachdenken.

Wie beten wir an

Also Anbetung findet viele verschiedene Ausdrucksformen. Als erstes denken wir da vielleicht an das Ge-bet, wie es ja auch schon in dem Begriff „Anbetung“ mitklingt. Das würde bedeuten, dass wir Gott mit unserer Stimme, mit unseren Gedanken und Gefühlen unsere Ehrerbietung beweisen. Aber es gibt noch viele andere Möglichkeiten. Sehr oft wird Gott heute in den Gemeinden durch Lieder und Musik geehrt. Dabei spielen Instrumente, Dichter, Musiker, Künstler eine Rolle. Sie alle setzen ihre Begabungen und ihr Können für die Anbetung Gottes ein. Aber auch Leute die nicht am Gottesdienst, in der Liturgie, in Ritua-len oder in der Anbetungszeit beteiligt waren, können Gott mit ihren Gaben verehren. Maler, Bildhauer, Schriftsteller, Komponisten und andere Künstler haben schon auf bedeutende Weise mit ihren Werken zur Verherrlichung Gottes beigetragen.

Nun muss Anbetung aber nicht immer durch unseren Dienst, durch unsere Werke und Anstrengungen ge-schehen. Manchmal können wir Gott auch durch einen Verzicht, durch ein Opfer oder das Ruhen und Stil-le verehren. Überhaupt wird Gott vielleicht mehr durch unser sein, durch unser Wesen, unsere Einstellung geehrt, als durch viele Bemühungen und Taten.

Im Psalm 148 werden wir sehr enthusiastisch zur Anbetung aufgefordert: Wir Menschen und die ganze Schöpfung. Und vielfach geschieht schon sehr lebendige Anbetung in manchen christlichen Gemeinden. Aber, wenn wir ehrlich sind, fällt doch vielen von uns das Gebet und die Anbetung doch recht schwer. Entweder wir sind bald am Ende mit unserem Lobpreis oder wir gleiten ab in Klagen und Bitten. Nun können Bitte und Fürbitte auch eine Art Anbetung sein, aber der Psalmdichter erwartet hier wohl etwas anderes.

Was brauchen wir zur Anbetung?

Eigentlich brauchen wir nichts zur Verehrung unseres Gottes. Wir können so kommen wie wir sind, wir können da Anbeten, wo wir gerade stehen. Und doch brauchen wir auch Hilfsmittel, die uns in die rechte Verfassung bringen. Deshalb gibt es auch eine Vielzahl von Möglichkeiten die in unseren Gemeinden an-gewendet werden, um unsere Anbetung wirkungsvoller zu machen. Schon in dem eingangs gelesenen Psalm finden wir eine deutliche Aufforderung und einen Ansporn, den Schöpfer mit aller Kraft zu ehren. So haben wir auch heute in den Gemeinden so genannte „worship leader“ oder Anbetungsteams, die mit Musik und aufmunternden Reden die Versammlung anfeuern, Gott zu verherrlichen. Auf diese Weise sol-len die Gemeindeglieder in eine bestimmte Verfassung, Gemütsbewegung und Stimmung versetzt werden. Damit soll das Lob Gottes überzeugender und vielleicht wirkungsvoller sein.

In eine entsprechende Stimmung kommt man aber nicht nur durch das Anfeuern eines Lobpreisleiters. Bei mir hilft das gewöhnlich wenig. Doch kann ich manchmal auch durch eine Predigt, durch das Abendmahl oder auch das einfache Lesen des Wortes Gottes zum Lob angeregt werden. Es kann uns auch helfen, uns in der Stille auf Gott einzustellen, zu meditieren und uns von Hektik und Stress zu distanzieren.

Anbetung braucht Hilfsmittel. Es ist auch nicht falsch, solche Mittel zu suchen und einzusetzen. Sie trei-ben uns manchmal unerwartet und überraschend in die Anbetung. Das kann z.B. eine sehr schöne Land-schaft sein, eine See, eine Berglandschaft, eine Blume, ein Sonnenuntergang, ein Regenbogen, ein Natur-schauspiel. Da kommen dann ganz automatisch Worte über die Lippen wie diese: „Oh Gott, wie groß und wunderbar bist du. Wir herrlich hast du die Welt gemacht. Ich Danke dir dafür.“

Ein andermal werden wir durch schöne Musik, eine besonders feierliche Atmosphäre, oder vielleicht auch Bilder bewegt, dankbar an Gott zu denken. Oder wir haben ein Wunder erlebt, eine Gebetserhörung oder Bewahrung. Das führt uns dann automatisch zum Lobpreis Gottes. Aber auch Krankheit, Not und schwere Erfahrungen können einen Menschen Gott näher bringen und ihn zur Beugung und Anbetung bewegen.
Wenn wir heute hier anbeten, dann wissen wir, dass wir in einem Heer von anderen Menschen, Wesen und Werken Gottes stehen, die anbeten.

Wir wissen, dass wir den wahren, lebendigen, allmächtigen Gott anbeten, den Schöpfer der Welt und Va-ter unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus.

Wir wissen, dass Anbetung alles sein kann und muss, was wir in unserem Leben tun, aber dass es auch eine besondere Zeit sein muss, die wir extra dafür zur Seite setzen.

Wir wissen, dass die wirkliche vollkommene Anbetung erst im Himmel stattfinden wird, in der Gegen-wart Gottes, für alle Ewigkeit – bis dahin brauchen wir noch Hilfsmittel, Ansporn, Aufforderung etc.

Anbetung gehört zum Christen – es ist der Sinn unseres Lebens überhaupt. Wir existieren nur, um Gott zu verherrlichen, ihn anzubeten und zu loben.

Wir beten:
Herr, wir beten Dich an, und nur alleine Dich! Bewahre unsere Herzen davor, uns nichtigen Idolen und Göttern zuzuwenden und ihnen mehr Aufmerksamkeit zu schenken als Dir. Und schenke uns ein dankba-res Herz, das Dich gerne und ansteckend verehrt. Amen.

Rüdiger Klaue

Weitere Predigten von Rüdiger Klaue findest Du unter http://www.rklaue.com/

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