Der Bibeltext:
(12,2) »So ist's! Was seid ihr doch für kluge Leute! Mit euch stirbt ganz bestimmt die Weisheit aus!
(12,3) Doch ich bin auch nicht auf den Kopf gefallen, ich hab genauso viel Verstand wie ihr! Was ihr gesagt habt, könnte jeder sagen!«
Seine Freunde glauben ihm nicht, dass er unschuldig ist. Nun ergreift er die Waffe Sarkasmus. Er macht sich lustig über sie, verletzt sie, schaut höhnisch auf sie herab. Sarkasmus ist sicher nicht gut und richtig. Man erhebt sich über den anderen, nimmt ihn nicht ernst.
Doch Hiob sucht einen Weg, sich verständlich zu machen. Er hofft vielleicht, wenn er seinen Freunden mal nicht widerspricht, sondern ihnen ihre eigenen Worte vorhält, merken sie selbst, welch Ungeheuerlichkeiten sie behauptet haben. Mit seinen Entgegnungen provoziert er sie, über ihre Argumente nachzudenken. –
So provoziert Hiob auch Gott, wenn er sagt. »Die Unheilstifter leben stets in Frieden; wer Gott zum Zorn reizt, ist in Sicherheit. Sie haben es geschafft, Gott einzufangen. « (Vers 6). Das stimmt im letzten Grunde nicht. Vielleicht sieht es manchmal oberflächlich betrachtet so aus. Aber wer Gott reizt lebt nicht in Sicherheit, Unheilstifter leben nicht in Frieden. Es ist jedoch zynisch oder sarkastisch gemeint. Hiob weiß sicher, dass man ihm widersprechen muss.
So wie Hiob reagieren wahrscheinlich viele Menschen, wenn sie die Botschaft des Evangeliums nicht verstehen: Sie machen sich lustig, verspotten die Bibel, beleidigen Gott und seine Boten. Sie erheben sich über die Aussagen und Ansprüche Gottes und ziehen sie ins Lächerliche. Der Sarkasmus mancher Leute kann zwei Ursachen haben: Einmal, sie wissen überhaupt nicht, was die Bibel sagt. Sie kennen den Willen Gottes nicht. Um Ihre Unwissenheit zu verdecken, spotten sie lieber. Unter Umständen haben sie auch falsche Informationen von den Feinden des Evangeliums bekommen und deshalb reagieren sie zynisch und beleidigend.
Ein anderer Grund kann sein, dass sie wohl die Bibel kennen, aber Gottes Wege und Handeln nicht nachvollziehen können. Das war ja bei Hiob der Fall. Er glaubte an Gott, aber er verstand ihn nicht. Bei manchen Menschen führt das eben dazu, dass sie höhnisch oder verächtlich über Gott reden. Da kann oft eine verständnisvolle, geduldige Erklärung oder Belehrung helfen und zu einer Sinnesänderung führen.
Doch ich möchte weiter aus Hiobs Rede lesen.
Hiob sagt:
(12,4) Obwohl ich mir nichts vorzuwerfen habe, muss ich mir diesen Hohn gefallen lassen, den meine eigenen Freunde auf mich schütten. Ich schrei zu Gott, der mich sonst stets erhörte!
(12,5) Wer Schaden hat, muss für den Spott nicht sorgen; das tun die anderen, denen alles glückt. Und wer schon wankt, bekommt noch einen Tritt.
(12,6) Die Unheilstifter leben stets in Frieden; wer Gott zum Zorn reizt, ist in Sicherheit. Sie haben es geschafft, Gott einzufangen.
(12,7) Du kannst das Vieh und auch die Vögel fragen, sie würden dir die rechte Auskunft geben.
(12,8) Die Erde sagt es dir, wenn du sie fragst, die Fische wüssten es dir zu erzählen.
(12,9) Die ganze Schöpfung weiß es, spricht es aus: ›Dies alles hat die Hand des Herrn gemacht!‹
(12,10) Von seiner Macht hängt jedes Leben ab, der Atem aller Menschen kommt von ihm.
(12,11) Der Gaumen prüft, ob eine Speise schmeckt; genauso muss das Ohr die Worte prüfen.
(12,12) Es heißt, die alten Leute hätten Weisheit, ihr hohes Alter gäbe ihnen Einsicht.
(12,13) Bei Gott ist wirklich Weisheit, Rat und Einsicht und auch die Macht, Geplantes auszuführen.
(12,14) Was Gott in Trümmer legt, baut niemand auf; wen er gefangen setzt, der kommt nicht frei.
(12,15) Hält er den Regen auf, wird alles trocken; lässt er ihn los, zerwühlt die Flut das Land.
(12,16) Gott hat die Macht und überlegenes Wissen, Verführte und Verführer sind sein Werk.
(12,17) Die klugen Ratsherren lässt er ratlos werden, die Rechtsgelehrten leere Sprüche reden.
(12,18) Die Fesseln harter Herrscher löst er auf und führt sie selber in Gefangenschaft.
(12,19) Sogar den Priestern nimmt er Amt und Würden; die ältesten Geschlechter löscht er aus.
(12,20) Berühmte Redner bringt er jäh zum Schweigen, den Alten nimmt er ihre Urteilskraft.
(12,21) Gott lässt Geachtete verächtlich werden und starke Helden macht er plötzlich wehrlos.
(12,22) Er zieht die dunkle Decke von den Tiefen und bringt die Finsternis ins helle Licht.
(12,23) Gott lässt Nationen wachsen und vergehen, er macht sie stark – und tilgt sie wieder aus.
(12,24) Aus ihren Führern lässt er Narren werden, die keinen Weg mehr aus der Wüste finden,
(12,25) die ohne Licht im Dunkeln um sich tasten und sich verirren wie Betrunkene.«
(12,9) Die ganze Schöpfung weiß es, spricht es aus: ›Dies alles hat die Hand des Herrn Herrn gemacht!‹
(12,10) »Von seiner Macht hängt jedes Leben ab,«
(12,14) »Was Gott in Trümmer legt, baut niemand auf; wen er gefangen setzt, der kommt nicht frei.«
(12,15) »Er hält den Regen auf.«
(12,17) »Die klugen Ratsherrn lässt er ratlos werden, die Rechtsgelehrten leere Sprüche reden.
(12,18) Die Fesseln harter Herrscher löst er auf und führt sie selber in Gefangenschaft.«
(12,19) »Sogar den Priestern nimmt er Amt und Würden; die ältesten Geschlechter löscht er aus.
(12,20) Berühmte Redner bringt er jäh zum Schweigen.
(12,23) Gott lässt Nationen wachsen und vergehen, er macht sie stark – und tilgt sie wieder aus.
(12,24) Aus ihren Führern lässt er Narren werden, die keinen Weg mehr aus der Wüste finden.«
Doch dann nimmt er ihnen auch wieder plötzlich alles weg und demütigt sie. Manchmal tut Gott es gewiss als Strafe für ihren Übermut und ihren Stolz. Manchmal will Gott sicher die Welt auch vor den Machenschaften der Bösen bewahren und schützen.
Manchmal erniedrigt Gott die Menschen, damit sie nicht zu mächtig und groß werden. Manchmal will ER wohl auch nur zeigen, dass er noch im Regiment ist und nicht einfach alles laufen lässt, wie es läuft. Ihn beeindrucken nicht der Menschen Klugheit, Macht, Einfluss, Position, Titel, Reichtum oder Stärke, wenn Er es für gut hält, dann macht er allem ein Ende.
Gott hat die Macht, Neues zu schaffen, in das Geschehen einzugreifen und alles plötzlich zu ändern; er kann plötzlich zerstören, was Menschen erreicht und aufgebaut haben.
Was aber Hiob noch außer der Macht Gottes bewundert, ist seine Weisheit. So sagt Hiob: »Es heißt, die alten Leute hätten Weisheit, ihr hohes Alter gäbe ihnen Einsicht. Bei Gott ist wirklich Weisheit, Rat und Einsicht. « (Verse 12-13)
Nur so kann der Herr das Universum kontrollieren und im Gleichgewicht erhalten. So kann er die vielen Menschen auf der Welt überblicken und ihre Bedürfnisse erkennen und ihren Nöten begegnen.
Er hat uns seine Weisheit mitgeteilt und daher können wir wissen, wie wir leben müssen. Bei ihm ist Rat und Einsicht. Das bezweifeln die Freunde Hiobs nicht. Sie geben sogar zu, dass Gott klüger und erfahrener ist als alle Menschen. Deshalb ist es auch anmaßend, ihn zu kritisieren, ihm Vorschriften zu machen und ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Hiob sah schon, dass ihm und seinen Freunden die Weisheit fehlte, um die Ursache und den Sinn seines Leidens zu verstehen.
Also mit Gottes Macht haben Hiob und seine Freunde kein Problem; auch fällt es ihnen nicht schwer, Seine Weisheit an zu erkennen. Womit sie allerdings Probleme haben, ist die Gerechtigkeit Gottes.
Wenn Gott die Guten straft und die Bösen aufblühen und gedeihen lässt - wo bleibt da die Gerechtigkeit?
Hiob hat manche Beispiele von Leuten, die gottlos und egoistisch sind, die keine Gesetze und Ordnungen respektieren, die gewalttätig und brutal sind und ihre Mitmenschen unterdrücken — und denen - so glaubt Hiob zu erkennen, es gut geht. Sie sind reich, gesund und mächtig. Er dagegen hat immer versucht Gottes Willen und Gebot zu beachten, er war friedfertig und wohltätig, verständnisvoll und demütig. Und gerade er muss krank, verachtet, verabscheut und unverstanden sein. Wo bleibt da Gottes Gerechtigkeit??
Die Freunde versuchen immer noch, Hiob zu zeigen, dass er auch ein Sünder ist und Strafe verdient hat. Damit haben sie wohl recht, aber sie können Hiob nicht überzeugen und ihm nicht helfen. Wenn wir nun die Situation, die Leiden und Schmerzen dieses gottesfürchtigen Hiob sehen - oder auch, wenn wir uns heute in der Welt umschauen, dann müssen wir wohl auch fragen: Wo ist hier die Gerechtigkeit Gottes? Warum lässt er all das Unrecht und das Leiden zu, ohne ein Machtwort zu sprechen? Ist es richtig, dass der Gerechte leidet und der Boshafte erfolgreich ist?
Hiob und seine Freunde konnten unmöglich die richtige Antwort auf diese Fragen finden. Sie konnten es nicht verstehen und nicht erklären, was sie hier im Leben des Hiob sahen. Es gab nämlich zwei wichtige Faktoren, die sie nicht kannten: Das eine war das Gespräch Gottes im Himmel mit dem Satan. Hiobs Leiden war keine Strafe, sondern eine Prüfung. Der Teufel wollte nicht glauben, dass ein Mensch Gott vertrauen kann, wenn es ihm schlecht geht. Er meinte, Hiob würde Gott die Freundschaft kündigen, wenn Gott ihm den Wohlstand und die Gesundheit nehmen würde. Darum ging es hier. Alle Weisheit diese Welt reichte nicht aus, um diese Hintergründe des Leidens zu erklären. Kein Mensch konnte wissen, was da im Himmel vereinbart worden war.
Das zweite Missverständnis besteht darin, dass die Menschen zu Hiobs Zeiten noch nicht wussten, dass es eine Ewigkeit gibt. Alle ihre Argumente und Spekulationen reichen nur bis zum Ende ihres irdischen Lebens. Deshalb meinen sie auch, alles Böse müsste zu Lebzeiten bestraft werden — und alles Gute, müsste schon jetzt und hier belohnt werden. Sie konnten nicht sehen, dass dieses Leben nur eine Vorbereitung auf die Ewigkeit ist. Der eigentliche Lohn für ein göttliches Leben wird nicht hier ausgezahlt. Dazu wäre diese vergängliche, gefallene Welt auch zu mangelhaft. So würde auch der Lohn nur begrenzt und unvollkommen sein können. Er wäre mangelhaft, unbefriedigend und unbeständig.
Es wäre keine wirkliche Anerkennung für Männer und Frauen, die für ihren Glauben an Jesus gefoltert und hingerichtet worden wären - oder für solche, die ihr ganzen Leben für die Mission, für die armen und Gefangenen dahin gegeben haben; die auf Komfort und Luxus verzichteten und ihr Kreuz auf sich nahmen und Jesus folgten. Ein zeitlicher, weltlicher Lohn wäre da viel zu wenig.
Genau so wenig wäre es eine befriedigende Strafe, wenn Verbrecher nur für kurze Zeit ins Gefängnis kämen. Unmenschliche Gewalttaten wie sie in Kriegszeiten, unter Verfolgung und der Schreckensherrschaft von grausamen Despoten begangen werden, können nicht so einfach in dieser Zeit entsprechend geahndet werden.
Dazu braucht es ein Jenseits, eine Hölle, eine Ewigkeit. Väter, die Kinder missbraucht haben, Ehepartner, die sich gegenseitig verletzt und gedemütigt haben, Chefs, die ihre Angestellten unterdrückten und skrupellos ausbeuteten, Diebe und Mörder sollten gerechterweise mehr Strafe bekommen, als nur eine Geldbuße oder eine Gefängnisstrafe. Selbst Demütigungen, Folter und Leiden wären für manche Untaten noch zu wenig Vergeltung. Die Ewigkeit ist der Platz, wo Gott seine Gerechtigkeit zeigen und ausführen kann.
Wer nichts von einer Ewigkeit in einer anderen Wirklichkeit weiß, oder wer nicht daran glauben will, der wird Gott immer ungerecht finden. So eine Person wird auch alles versuchen, ihr Leben hier auf der Welt so schön wie möglich zu gestalten, sie wird keinen Grund darin sehen können, den Geboten zu gehorchen und Gutes zu tun. Und sie wird wahrscheinlich auch versuchen, allen Schaden, der ihr von anderen zugefügt wurde, schon hier zu rächen.
Welch eine ganz andere Perspektive hat unser Leben, wenn wir mit der Ewigkeit rechnen. Ohne Jüngstes Gericht, ohne Aussicht auf ein ewiges Leben im Himmel oder der Hölle fehlt uns nicht nur eine Motivation, das Rechte zu tun, nicht nur eine Erklärung für die vielen Ungereimtheiten auf dieser Welt, sondern es fehlt uns auch die Antwort auf die Frage nach dem Sinn unseres Lebens.
An den Diskussionen des Hiob mit seinen Freunden können wir deutlich sehen, wie wichtig es ist, um eine ewige Strafe und einen ewigen Lohn zu wissen. Und wie dankbar können wir sein, dass Jesus kam, um uns das ewige Leben zu bringen.
Wir beten:
Danke, Vater im Himmel, dass es eine Auferstehung und ein ewiges Leben gibt, wo Sünde bestraft und Gehorsam wirklich belohnt wird. Wir möchten täglich mit dieser Wahrheit rechnen. Amen.
Rüdiger Klaue