Der Bibeltext:
(2,2) Der Herr fragte ihn: »Was hast denn du gemacht? « »Ich habe die Erde kreuz und quer durchstreift«, antwortete der Satan.
(2,3) Der Herr fragte: »Hast du auch meinen Diener Ijob gesehen? So wie ihn gibt es sonst keinen auf der Erde. Er ist ein Vorbild an Rechtschaffenheit, nimmt Gott ernst und hält sich von allem Bösen fern. Du hast mich ohne jeden Grund dazu überredet, ihn ins Unglück zu stürzen. Aber er ist mir treu geblieben. «
(2,4) »Er hat ja keinen schlechten Tausch gemacht! «, widersprach der Satan. »Ein Mensch ist bereit, seinen ganzen Besitz aufzugeben, wenn er dafür seine Haut retten kann.
(2,5) Aber taste doch einmal ihn selber an! Wetten, dass er dich dann öffentlich verflucht? «
(2,6) Da sagte der Herr zum Satan: »Gut! Ich gebe ihn in deine Gewalt. Aber sein Leben darfst du nicht antasten! «
(2,7) Der Satan ging aus der Ratsversammlung hinaus und ließ an Ijobs Körper eiternde Geschwüre ausbrechen; von Kopf bis Fuß war er damit bedeckt.
(2,8) Ijob setzte sich mitten in einen Aschenhaufen und kratzte mit einer Scherbe an seinen Geschwüren herum.
(2,9) Seine Frau sagte zu ihm: »Willst du Gott jetzt immer noch die Treue halten? Verfluche ihn doch und stirb! «
(2,10) Aber Ijob antwortete: »Du redest ohne Verstand wie eine, die Gott nicht ernst nimmt! Wenn Gott uns Gutes schickt, nehmen wir es gerne an. Warum sollen wir dann nicht auch das Böse aus seiner Hand annehmen? «
(1,20) Da stand Ijob auf, zerriss sein Gewand und schor sich den Kopf kahl. Dann warf er sich nieder, das Gesicht zur Erde,
(1,21) und sagte: »Nackt kam ich aus dem Schoß der Mutter, nackt geh ich wieder von hier fort. Der Herr hat gegeben und der Herr hat genommen. Ich will ihn preisen, was immer er tut! «
(1,22) Trotz allem, was geschehen war, versündigte sich Ijob nicht. Er machte Gott keinen Vorwurf. «
Wenn´s geht möchte ich mich in diesem Zusammenhang zwei Fragen zuwenden.
1.- Welche Rolle spielt Satan bei unseren Problemen.
2.- Die zweite Frage lautet: Wie sollten oder könnten wir uns verhalten, wenn uns Unglück trifft? Hiob jedenfalls sagte: »Der Herr hat gegeben und der Herr hat genommen. Ich will ihn preisen, was immer er tut! «
Und vielleicht kommen wir auch noch dazu, etwas über die Kraft zu sagen, die uns hilft, das Leiden recht zu tragen.
Es ist ja schon viel über die Ursache des Leides gerätselt worden. Manche Menschen beschuldigen Gott, dass er seine Aufsichtspflicht an uns versäumt. Manche identifizieren die Sünde als Ursache für Krankheit und Probleme (wie es übrigens die Freunde des Hiob taten). Andere wieder sehen in Krankheit und Verlust ganz klar einen Angriff des Teufels auf unsere Existenz. Er ist es, der unser Verderben will.
1.- Nun, wenn wir die Geschichte so nehmen, wie sie im Buch Hiob steht, dann müssen wir sagen: Der Teufel brachte Hiob die Verluste, den Schaden, den Tod seiner Kinder und Angestellten und verursachte seine furchtbare Krankheit.
Wir können sicher davon ausgehen, dass Gott nicht unser Verderben will. Er liebt uns doch, und er meint es gut mit uns. Nun kommt der Teufel dazu und ruiniert den Menschen durch Verlust und Schmerzen. Ich weiß nicht, ob man immer und in jedem Fall sagen kann, dass der Teufel Krankheit und Leid verursacht. In diesem Fall war es jedoch so.
Und ganz offensichtlich hat der Teufel auch die Macht und Fähigkeit dazu, uns allen möglichen Schaden zuzufügen. Wollen und dürfen wir uns das gefallen lassen - oder sollen wir uns in der Kraft Gottes gegen ihn stellen? Im Blick auf diese Frage haben einige Christen immer wieder versucht, dem Teufel zu widerstehen, ihn aufzuhalten, zurückzuweisen oder auszutreiben. Wenn man es jedoch in diesem Kontext versucht hätte, den Teufel zu vertreiben, hätte man sich gegen die Pläne und Absichten Gottes gewendet.
2.- Fragen wir uns mal, wie Hiob die Sache sieht, dann zeigt sich ein anderes Bild. Hiob sagt ganz ergeben: »Wenn Gott uns Gutes schickt, nehmen wir es gerne an. Warum sollen wir dann nicht auch das Böse aus seiner Hand annehmen? « Für Hiob kam also all sein Unglück aus der Hand Gottes. Er konnte sich offenbar nicht vorstellen, dass Gott ihm Leid zufügen würde. Und da müssen wir ihm auch recht geben.
Letztlich kam die Katastrophe über Hiob, weil Gott dem Satan die Autorität dazu gab. Satan wollte es und er durfte, mit göttlicher Genehmigung, all seine grausamen Schreckenstaten an Hiob verüben. Wenn er es nicht getan hätte, wäre Gottes Absicht nicht zum Tragen gekommen. -
Wer hat nun Hiob den Schaden zugefügt? Ja, es war der Teufel, - aber es war auch Gott, der seine Zustimmung dazu gegeben hatte. Beide Sichtweisen sind wohl richtig, wobei wir uns aber einig sind, dass allein Gott, der Allmächtige, der Richter der Welt, das letzte Wort spricht.
3.- Nun waren die Freunde des Hiob aber noch einer anderen Meinung. Bei ihnen klingt es immer wieder durch, dass die Sünde die Ursache für Hiobs Verderben ist. Sie sehen die Qualen ihres Freundes als Strafgericht Gottes. Diese Ansicht ist verständlich und auch heute sehr verbreitet.
Katastrophen, Kriege, Leiden und Tod werden oft als Strafe Gottes verstanden. Sei es, dass der Betroffene selbst sich sagt: »Was habe ich nur verbrochen, dass Gott mich so strafen muss? « Sei es, dass andere sagen: »Das ist die Strafe Gottes für seinen Lebenswandel und seine Sünden. «
Wir sehen ein, dass Sünden Folgen im Leben haben. Ehebruch hat gesellschaftliche Folgen, ein ausschweifender Wandel hat gesundheitliche Folgen, Lüge und Betrug führt zu Vertrauensbruch und manchmal auch zu zivilen Strafen. Aber es ist immer sehr schwer zu sagen, ob ein Unglück eine Strafe Gottes ist und wofür. Hiob und seine Freunde lebten lange vor Jesus. Sie wussten noch nichts davon, dass der Sohn Gottes gekommen war, um unsere Schuld und Strafe auf sich zu nehmen.
Obwohl wir sehr vorsichtig sein müssen, Katastrophen, Krankheiten und Leiden als ein Strafgericht Gottes zu sehen, müssen wir doch auch zugeben, dass Gott straft. Dafür gibt es viele Beispiele in der Bibel.
Ein Beispiel dafür, dass und wie Gott straft ist die Arche Noah. Hier schickte der Herr eine Flutkatastrophe ungeheuren Ausmaßes als Gericht über eine gottlos gewordene Welt. –
Das Volk Israel musste als Strafe 40 Jahre verloren in der Wüste umherirren, weil es einmal gegen Gott gemurrt hatten. - Später wurde das Volk Gottes in die babylonische Gefangenschaft geführt, weil es den Ruf der Propheten zur Umkehr nicht beachtet hatte. –
Auch im Neuen Testament finden wir die Androhung von Strafen in der Offenbarung. In der Apostelgeschichte wird uns der Fall von Ananias und Saphira berichtet, die wegen eines Betrugs auf der Stelle getötet wurden. Und oft genug warnt Jesus vor der Hölle, dem ewigen Strafgericht.
So lag die Vermutung nahe, dass das Unglück, das Hiob traf, eine disziplinarische Maßnahme oder eine Strafe Gottes war. Zumal ein Teil der Verluste des Hiob durch Naturkatastrophen entstanden war.
In Vers 16 von Kap 1 lesen wir: »Feuer ist vom Himmel gefallen und hat die Schafe und Ziegen und ihre Hirten getötet. « und in Vers 18 und 19: »Deine Kinder waren im Haus deines Ältesten zusammen, um zu essen und Wein zu trinken. Da kam ein Sturm von der Wüste her und packte das Haus an allen vier Ecken. Es ist über den jungen Leuten zusammengestürzt und hat sie alle erschlagen. «
Hier waren es zwei Naturkatastrophen, veranlasst durch den Teufel, die Hiob Verluste und Leid brachten. Es waren jedoch keine Strafgerichte Gottes. Nur wir, die wir die Vorgeschichte kennen, wissen, dass Hiobs Verluste und Krankheit auf einer Wette beruhten, die im Himmel geschlossen worden war.
Das Leiden Hiobs hätte auch von Menschenhand herrühren können. Verbrecher, Gewalttäter, Räuber und Mörder gibt es überall. Und wirklich, ein großer Teil der Verluste dieses reichen Viehzüchters waren durch räuberische Banden entstanden.
In Kapitel 1 Vers 14 und 15 heißt es in dem Bericht: »Da kam ein Knecht zu Ijob gelaufen und meldete: »Wir waren gerade mit den Rindern beim Pflügen und die Esel weideten ganz in der Nähe. Da sind plötzlich Beduinen aus Saba über uns hergefallen. Sie haben alle Tiere mitgenommen und deine Knechte mit dem Schwert erschlagen. «
Also dieser Schicksalsschlag war Hiob durch Menschen, durch Räuber zugefügt worden. Ebenso wie in Vers 17 wo es heißt: »Er hatte noch nicht ausgeredet, da kam schon der nächste und sagte: »Drei Horden von Nomaden haben uns überfallen. Sie haben die Kamele gestohlen und deine Knechte erschlagen. « Da waren böse Menschen im Spiel, die Hiob Leid brachten. Sicherlich waren diese Räuber von Satan beeinflusst und gelenkt, aber doch waren es Menschen. Es ist erstaunlich, welche Möglichkeiten dem Satan zur Verfügung stehen, um uns zu schaden.
Aber nun wollte ich mich noch einmal dem Hiob zuwenden und seine Reaktion auf all diese Schläge analysieren. Als er die vernichtenden Botschaften hörte sagte er ja: »Der Herr hat gegeben und der Herr hat genommen. Ich will ihn preisen, was immer er tut! « Es überrascht uns, dass Hiob nicht sagt: Der Herr hat gegeben, Satan hat genommen... « So war es doch eigentlich. Aber Hiob führt alle schweren Erfahrungen und Leiden auf Gott zurück und akzeptiert demütig und ergeben sein Handeln. Das ist schon eine bemerkenswerte Einstellung.
Es gibt ja viele Möglichkeiten, wie ein Mensch auf die Katastrophen in seinem Leben reagieren kann.
Eine sehr verbreitete Art auf Schicksalsschläge zu reagieren ist, Gott zu beschuldigen. Da machen die Betroffenen ihn für alles verantwortlich, kritisieren ihn, klagen ihn an oder wenden sich sogar ganz von ihm ab. –
Weinen und Jammern über alles Unglück ist auch eine häufige Antwort auf Leiden. Die Menschen werden dann depressiv und wie gelähmt. Andere sehen ihr schweres Los als eine Herausforderung zum Kämpfen. Sie setzten alle Mittel ein, um ihren Zustand gewaltsam zu ändern. Wieder andere ergehen sich in Selbstvorwürfen. Sie bereuen alle Entscheidungen die sie in der Vergangenheit getroffen haben. Sie bedauern ihre Fehler, und ihre Unfähigkeit ihr Leben besser zu meistern. Sie versuchen dann auch, andere Menschen vom Glauben fern zu halten und ihre Zweifel und Unzufriedenheit alle anderen wissen zu lassen. –
Hiob reagierte anders. Er war kein Rebell, kein Kämpfer, keiner, der andere beschuldigt. Wenn wir uns seine Reaktion anschauen, dann müssen wir sagen: Er war ein ergebener Dulder. Er sagte: »Der Herr hat gegeben und der Herr hat genommen. Ich will ihn preisen, was immer er tut! «
Trotz allem, was geschehen war, versündigte sich Ijob nicht. Er machte Gott keinen Vorwurf. « Das war eine gute Einstellung und ein großer Sieg auch für Gott. Wie kann jemand zu solch einer demütigen und fügsamen Gesinnung und Haltung kommen? Ich denke, verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle.
1.- Zunächst hatte Hiob wohl ein klares Gottesbild. Er dachte nicht, dass Gott nur dazu da ist, um uns unsere Wünsche zu erfüllen und Gutes zu tun. Er sah wohl ein, dass die Liebe Gottes sich auch in schweren Wegen und Leiden zeigen kann. Wie viele Menschen beschuldigen Gott, weil sie ihn überhaupt nicht kennen. Sie haben irgendeine selbst gemachte Vorstellung darüber, wie Gott sein muss. Dieses falsche Bild, das sie selber gemacht haben, führt zu Unverständnis, Bitterkeit und Hass.
2.- Hiob hatte auch ein rechtes Verständnis über seine eigene Position. Der Mensch ist ein Geschöpf Gottes, ein Diener und Anbeter, aber nicht der Herr. Gott ist König und Herrscher, Richter und Herr über alles. Wir können niemals Ratgeber oder Lehrer Gottes sein wollen. Das erlaubt unsere Position ihm gegenüber nicht. Es steht uns nicht zu, Gott zu belehren und zu kritisieren. Dazu sind wir viel zu dumm und unwissend.
Tausende Jahre später sagt Petrus, der Jünger Jesu in seinem ersten Brief Kapitel 4,19 »Darum sollen alle, die nach dem Willen Gottes zu leiden haben, sich ganz ihrem Schöpfer anvertrauen und nicht davon ablassen, das Rechte zu tun« oder in Kapitel 5,6 »Beugt euch also unter Gottes starke Hand, damit er euch erhöhen kann, wenn die Zeit gekommen ist. «
Hiob hatte begriffen, welches seine Stellung war, deshalb konnte er demütig Gottes Handeln akzeptieren.
3.- hatte Hiob ein lebendiges Vertrauensverhältnis zu Gott. Er glaubte fest, dass Gott es gut mit ihm meinte, auch wenn die Umstände dagegen sprachen. Hiob liebte und verehrte den Herrn, auch wenn es ihm nicht gut ging. Und das ist es gerade, was Satan angezweifelt hatte. Er behauptete, Hiob würde nur so lange Gott vertrauen und lieben, wie es ihm gut ginge, und er würde Gott verfluchen, wenn Leiden und Schmerzen kommen würden.
Hiob aber wusste, was Paulus viel später so ausdrückte: »Was auch geschieht, das eine wissen wir: Für die, die Gott lieben, muss alles zu ihrem Heil dienen. « (Römer 8, 28). In diesem Glauben und Vertrauen konnte Hiob auch im Leiden ruhen.
Wir beten:
Herr, wir haben nicht alle Antworten auf die Frage nach dem Leid, aber wir haben das Vertrauen zu Dir, dass Du auch im Leiden bei uns bist, dass Du es gut mit uns meinst und dass Du uns trotz allem zum Leben und Sieg führen wirst. Amen.
Rüdiger Klaue