Wie oft sind Menschen von ihren Hoffnungen und Erwartungen enttäuscht worden. Sie meinten: so etwas würde ihnen nicht zustoßen - und dann traf es sie doch. Manche hatten sogar gute Gründe, weshalb sie dachten, dass sie keinen Unfall haben, oder keinen Herzinfarkt bekommen würden. Andere haben sich da eher auf ein vages Gefühl, auf das Glück, auf ihren Glauben oder eine starke Hoffnung verlassen. Und wirklich, oft ist alles gut gegangen. Sie sind noch einmal davon gekommen. Die tödliche Krankheit hat sie nicht befallen, der Krebs konnte behandelt und geheilt werden. Es ist noch einmal gut geworden. Doch irgendwann ist dann doch der Moment gekommen, wo das Unglück nicht vorüber geht, die Krankheit nicht geheilt wird.
Was in diesem Leben gilt, gilt auch für die Ewigkeit. Die meisten Menschen erwarten doch, dass es nach dem Tode schon irgendwie glücklich weiter gehen wird. Sie haben zwar keine handfesten Gründe für diese Annahme, aber sie vertrauen auf ihre guten Werke und hoffen auf die Gnade Gottes. Es wird schon alles gut gehen. Und vielleicht stimmt das mit dem Himmel und der Hölle ja auch gar nicht und nach dem Tod ist doch sowieso alles aus? Eine zu optimistische, unbegründete Hoffnung, ein selbst erfundener Glaube oder eine falsche Vorstellung von Gott halten jetzt schon viele Menschen davon ab, sich ernsthaft mit der Ewigkeit zu beschäftigen.
Genau dieses war auch der Fehler des Volkes Israel. Auf die Warnungen und Drohungen des Propheten Amos reagierten sie mit den Worten: „Du Herr wirst kein Unglück an uns heran kommen lassen.“
Der Bibeltext:
(9,7) Der Herr sagt: »Meint ihr Israeliten, ihr wärt in meinen Augen etwas Besseres als die Leute von Kusch, die am Ende der Welt wohnen? Gewiss, ich habe euch aus Ägypten herausgeführt, aber ebenso die Philister aus Kreta und die Syrer aus Kir.
(9,8) Ich, der Herr, der mächtige Gott, sehe genau, was man in Israel, diesem verdorbenen Königreich, treibt. Deshalb lasse ich es spurlos von der Erde verschwinden. Aber ich werde die Nachkommen Jakobs nicht völlig ausrotten, das verspreche ich, der Herr.
(9,9) Ich werde den Befehl geben, sie zu sichten. - Das wird geschehen, wenn sie unter alle Völker zerstreut werden. - Die Schuldigen werden ausgesiebt, so wie man verunreinigtes Korn im Sieb schüttelt, bis nur noch die Steine zurückbleiben.
(9,10) Alle, die jetzt so selbstsicher sagen: Du, Herr, wirst kein Unglück an uns herankommen lassen, werden dann durch das Schwert des Feindes umkommen.«
Ich möchte mir in diesem Zusammenhang noch einmal die Argumente der Israeliten anschauen, mit denen sie sich vor Gott rechtfertigten und auf Errettung hofften. Viele dieser Ansichten treffen auch auf uns und unsere Mitmenschen heute zu.
Worauf also könnten sich die Israeliten in ihrer Hoffnung auf Bewahrung und Errettung berufen?
1.- auf ihre Sonderstellung. In einem Zwiegespräch fragt der Herr durch Amos: »Meint ihr Israeliten, ihr wärt in meinen Augen etwas Besseres als die Leute von Kusch, die am Ende der Welt wohnen?“ – Ja das genau meinten die Israeliten. Sie wussten um ihre Berufung als auserwähltes Volk. Sie sahen den Tempel, die Priester und die Reihe mächtiger und weiser Könige. Gott, der Schöpfer und Herr der Welt sprach zu ihren Propheten, gab ihnen Versprechen und wunderbare Zusagen für die Zukunft.
Ja, sie hatten eine Sonderstellung. Kein anderes Volk war seinem Gott so nah und hatte so viel Segen empfangen, mit keinem anderen redete Gott. Trotzdem war diese Sonderstellung keine Garantie dafür, dass Israel nicht für seine Sünden bezahlen musste. Israel war erwählt, das Volk Gottes! Es war deswegen aber nicht besser als die Leute von Kusch oder irgendwelche anderen Völker jener Zeit - oder unserer heutigen Zeit. Seine Erwählung war Gnade, nicht Verdienst.
Es ist ja sehr verständlich, dass wir Menschen uns mit anderen Völkern und Kulturen vergleichen. So, wie die Lage heute in der Welt ist, schneiden wir dabei recht gut ab. Bei uns herrscht Friede und Wohlstand, Sicherheit und Fortschritt. Niemand braucht zu hungern, im Krankheitsfall wird für uns gesorgt, unsere Wirtschaft blüht. Wenn wir uns mit manchen Völkern Afrikas, Indiens, Südamerikas oder Asiens vergleichen könnten wir meinen, wir hätten eine Sonderstellung bei Gott. Wir sind gewissermaßen seine Lieblinge und brauchten nichts von ihm zu fürchten.
Seinem überheblichen Volk lässt Gott aber durch Amos sagen: „Ich, der Herr, der mächtige Gott, sehe genau, was man in Israel, diesem verdorbenen Königreich, treibt. Deshalb lasse ich es spurlos von der Erde verschwinden.“ – Die Sonderstellung Israels wird es nicht vor der Strafe für seine Sünden bewahren. Im Gegenteil: die Sonderstellung macht ihre Verfehlungen nur um so schlimmer – und damit auch die Strafe um so härter. Das wird auch heute allen Menschen so gehen, die aufgrund irgendwelcher charakterlicher, moralischer oder religiöser Vorzüge meinen, eine Sonderstellung zu haben und Gott sie deshalb vor Strafe bewahren wird.
2.- Das Volk könnte sich auf sein Gottvertrauen berufen. Immerhin zeigt doch der Satz: „ Du, Herr, wirst kein Unglück an uns herankommen lassen,“ ein gutes Maß an Gottvertrauen. Die Menschen glaubten an Gott, sie zweifelten seine Existenz nicht an. Sie redeten sogar mit ihm. Und aus ihrer Antwort spricht das tiefe Vertrauen, dass Gott ihnen kein Unglück schicken wird. Solch ein Vertrauen muss Gott doch gefallen und ehren. Schon allein deswegen dürfte er doch das Volk jetzt nicht enttäuschen. Eine Strafe, ein Gericht könnte doch leicht das ganze wertvolle Gottvertrauen mit einem Schlag zerstören. –
Aber Gott lässt ihnen ganz souverän mitteilen: „Alle, die jetzt so selbstsicher sagen: Du, Herr, wirst kein Unglück an uns herankommen lassen, die werden dann durch das Schwert des Feindes umkommen.« Es ist nicht fehlender Glaube und Gottvertrauen, dass die Menschen ins Verderben bringt, sondern vielmehr ein ungerechtfertigter Glaube, der sie in einer falschen Sicherheit wiegt. Gott erwartet und verlangt von uns Menschen Vertrauen und Glaube, ohne die wir nicht vor dem Gericht bewahrt werden. Aber der Glaube muss sich auf Jesu vollendetes Erlösungswerk gründen. Ein allgemeiner Glaube, der nicht auf Jesus und auf Gottes Verheißungen gegründet ist, kann uns nicht retten.
3.- Israel glaubte also es könnte dem Gericht entgehen, weil es eine Sonderstellung bei Gott hatte, oder weil es ein gewisses Gottvertrauen hatte. Der Prophet sagt aber deutlich und ganz spezifisch, dass diese Argumente nicht zählen und das Volk nicht retten werden. Nun könnte sich das Volk ja noch auf seine Gerechtigkeit und seinen Gehorsam gegen Gott berufen. Wenn Israel so selbstsicher sagt: „Der Herr wird kein Unglück an uns herankommen lassen!“ - dann schwingt da eben auch eine gewisse Selbstgerechtigkeit mit. Es klingt so, als würden die Leute sagen: „Da ist überhaupt kein Grund, dass Gott uns bestrafen müsste. Wir sind immer gerecht gewesen, haben die Gebote befolgt, und den Gottesdienst gepflegt, so wie es uns befohlen war.“
Der Gedanke ist grundsätzlich nicht verkehrt. Gott bestraft keine Unschuldigen. Der Gerechte braucht Gottes Zorn nicht zu fürchten. Nur den Übeltätern, den Korrupten und Sündern droht Gericht und Verurteilung. Allerdings gibt es bei dieser Argumentation zwei Probleme: Erstens war Israel nicht unschuldig und gerecht. Da waren viele Übertretungen im Volk, da waren Betrug, Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt in der Gesellschaft. Die Gottesdienste, die formell gehalten wurden, waren leer und eine Lüge und Beleidigung Gottes. Das war die Wahrheit, aber das Volk war blind geworden für seine Verfehlungen. Es hatte sich auch so weit von Gott entfernt, dass es den Willen und die Gebote seines Herrn nur sehr verschwommen wahrnahm oder ganz vergessen hatte.
Zweitens ist es für keinen Menschen möglich, aufgrund seiner Gerechtigkeit in den Himmel zu kommen. Keiner ist unschuldig vor Gott, alle haben gesündigt und die Gebote Gottes auf die eine oder andere Art übertreten. Der einzige Weg, um vor der Hölle bewahrt zu werden ist, die Sünde einzugestehen und die Vergebung durch Jesus anzunehmen. Erst wenn das geschehen ist, können wir damit rechnen, vor dem Gericht bewahrt zu werden. Selbstgerechtigkeit kann keinen Menschen retten auch wenn sich heute so viel Mitbürger auf ihre Moral und ihren respektablen Lebenswandel berufen – sie werden enttäuscht werden.
4.- Israel hätte sich mit Recht auf Gottes Verheißungen berufen können. Seitdem Gott Abraham zugesagt hatte, ihn zu segnen und ihn zu einem großen Volk zu machen, hat der Herr immer wieder Gutes für die Zukunft versprochen. Selbst wenn das Volk ungehorsam und rebellisch war, hat Gott ihm Vergebung, Erlösung, Segen und eine Herrlichkeit verheißen. Also hatten die Israeliten schon eine gewisse Berechtigung zu sagen: „Der Herr wird kein Unglück an uns herankommen lassen – wir haben ja doch all die wunderbaren Verheißungen.“
Woran das Volk vielleicht nicht gedacht hatte war, dass die meisten Verheißungen Gottes auch an eine Bedingung geknüpft sind. Durchaus nicht alle Menschen kommen einfach so in den Genuss der wunderbaren Zusagen Gottes. Da muss schon eine gewisse Wertschätzung für diese Segnungen sein, eine Bereitschaft, ja ein Verlangen, sie zu bekommen. Wer Gottes Wort nicht ernst nimmt, wer dem Herrn nicht glaubt, kann nicht erwarten, dass Gott ihm die Segnungen aufzwingt.
Auch wir können uns nicht einfach die Rosinen aus dem Kuchen picken und sagen: „Das Unglück wird uns nicht treffen, Gott hat den Menschen ja den Himmel versprochen.“ Du kannst nur auf die Verheißungen der Bibel zählen, wenn Du auf die Bedingung zu deren Erfüllung eingehst. Im Neuen Testament heißt es sehr klar und einfach: „Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.“ – Da hast Du in knappen Worten, welches die Bedingung zum Heil ist.
5.- Vielleicht hätte sich Israel noch auf seinen Optimismus und seine unerschütterliche Hoffnung berufen können. Das ist ja etwas, was viele unserer Mitmenschen auch tun. Wenn sie erst gar kein anderes Argument mehr haben, dann sagen sie: „Ich bin ein Optimist, ich denke immer positiv und gebe die Hoffnung nicht auf.“ Eigentlich ist das eine gute Einstellung, besser jedenfalls, als wenn man immer nur das Negative, das Unglück, die Drohung und Gefahr sieht. Menschen mit einer optimistischen Einstellung sind angenehmer und verbreiten Mut und Hoffnung. Aber leider kann uns die Hoffnung nicht vor dem Untergang gewahren. Die Israeliten sagten:„Du, Herr, wirst kein Unglück an uns herankommen lassen.“ Das zeugte doch von Optimismus und Hoffnung. Aber Gottes Antwort ist: „Ihr werdet doch durch das Schwert des Feindes umkommen.«
Ein Christ darf immer Hoffnung haben, so dunkel und hoffnungslos die augenblickliche Lage auch ist. Am Ende des Lebens steht das Tor zur Herrlichkeit. Solange die Hoffnung einen festen Grund und eine göttliche Zusage hat, wird alles gut werden. Aber eine leere, unbestimmte Hoffnung, nur so auf Verdacht, wird nicht belohnt werden.
Alle diese Argumente haben ihren Wert, wenn der Mensch wirklich sein Leben auf das Wort Gottes und auf das vollbrachte Erlösungswerk Jesu gründet. Wo das nicht geschieht, sind ein unbestimmter Glaube, eine unbegründete Hoffnung, eine trügerischen Selbstgerechtigkeit oder eine vermeintliche Sonderstellung nicht tragfähige Fundamente. Und wer da nicht wirklich Klarheit von Gott und eine Gewissheit hat, der wird eines Tages furchtbar enttäuscht werden.
Bleibt vielleicht noch die Frage: Wie können wir wissen, dass wir uns nicht irren. Wie können wir sicher sein, dass wir vor dem Verderben sicher sind?
Wer da ehrliche Zweifel hat, der kann folgendes tun:
1.- sich an Gott wenden mit dem Bekenntnis: ich weiß nicht ob ich den richtigen Grund unter den Füßen habe, ob ich damit rechnen kann, dass Du Herr, mich erlöst.
2.- seine Schuld und Verlorenheit anerkennen und zugeben.
3.- Gott einfach um Vergebung und Errettung bitten. Es geht nicht darum, uns anzustrengen mehr zu glauben, besser zu werden, weniger zu sündigen oder optimistischer zu sein. Die Bibel sagt: „Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.“
Das sind die richtigen Grundlagen: der Herr Jesus und sein Erlösungswerk, seine Verheißungen für uns und unsere Aktion, ihn anzurufen. Alle, die diese Voraussetzungen erfüllen, können mit völliger Gewissheit und gutem Grund sagen: „Du, Herr, wirst kein Unglück an uns herankommen lassen“
Wir beten:
Herr Jesus, wir danken Dir heute, dass Du unsere Schuld und Strafe auf Dich genommen hast, damit wir vor dem Verderben bewahrt bleiben. Nun mache Du alle unruhig, die diesen festen Glaubensgrund nicht haben, stärke diejenigen, die sich mit Recht auf Deine Herrlichkeit freuen dürfen, und lass heute noch Menschen von der Ungewissheit zur Klarheit und Überzeugung ihres Heils kommen. Amen.
Rüdiger Klaue