Mittwoch, 26. August 2015
Alles oder nichts?
Ein reicher Amerikaner und dessen Sohn liebten es, seltene Kunstwerke zu sammeln. Von Picasso bis Raffael – sämtliche Berühmtheiten waren in ihrer Sammlung vertreten. So saßen sie oft zusammen und bewunderten ihre großartigen Kunstschätze.

Als der Krieg in Vietnam ausbrach, wurde sein Sohn ins Militär eingezogen. Er war ein tapferer Soldat, starb aber im Kampf, als er einem seiner Kameraden das Leben rettete. Der Vater wurde über seinen Tod benachrichtigt und trauerte sehr um seinen einzigen Sohn.

Einen Monat später, es war kurz vor Ostern, klopfte er an der Tür. Ein junger Mann mit einem großen Paket stand draußen. Er sagte: „Mein Herr, sie kennen mich nicht, aber ich bin der Soldat, für den ihr Sohn sein Leben ließ. An jenem Tag hat er viele Kameraden gerettet. Er schaffte es gerade noch, mich in Sicherheit zu bringen, als ihn eine Kugel mitten ins Herz traf. Er war sofort tot. Oft hat er von Ihnen und von Ihrer großen Liebe für Kunst gesprochen.“

Der junge Mann streckte ihm sein Paket entgegen: „Ich weiß, dass dies nicht viel ist. Ich bin wahrlich kein großer Künstler, aber ich glaube, dass ihr Sohn gewollt hätte, dass Sie dies besitzen.“

Tief bewegt und mit zitternden Händen öffnete der Vater das Paket. Er war ein Porträt seines Sohnes, das der junge Mann gemalt hatte- Staunend betrachtet er, wie meisterhaft der Soldat die Persönlichkeit seines Sohnes im Bild eingefangen hatte.

Der Vater war so gerührt, dass sich seine Augen mit Tränen füllten. Er dankte dem jungen Mann und bot ihm Geld für das Bild an. „O, nein, mein Herr“, widersprach dieser. „Ich könnte niemals für das bezahlen, was Ihr Sohn für mich getan hat. Es ist ein Geschenk.“

Der junge Mann verabschiedete sich und der Vater hängt das Porträt über dem Kamin im Wohnzimmer auf.

Jedes Mal, wenn Besucher in sein Haus kamen, führte er sie zuerst zum Bild seines Sohnes, bevor er ihnen eines der andren einzigartigen Stücke zeigte, die er gesammelt hatte.

Einige Monate später verstarb er. Eine große Auktion seiner Bilder wurde veranstaltet. Viele einflussreiche Leute strömten herbei und warteten gespannt darauf, die Gemälde zu sehen und die seltene Gelegenheit zu nutzen, eines davon für ihre Sammlung zu ersteigern.

Auf der Bühne stand auch das Bild seines Sohnes. Der Auktionator eröffnete die Veranstaltung: „Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir beginnen mit dem Porträt des Sohnes. Wer bietet für dieses Bild?“

Es herrschte Stille im Raum. Dann meldete sich eine Stimme von hinten: „Wir wollen die berühmten Bilder sehen! Lassen Sie dieses Bild aus!“

Der Auktionator fuhr unbeirrt weiter: „Möchte jemand für dieses Porträt bieten? Wer fängt an? 100 Dollar? 200 Doller?“

Ein anderer Besucher rief aufgebracht: „Wir sind nicht gekommen, um dieses Bild zu sehen. Wir wollen die van Goghs und Rembrandts sehen! Fangen Sie mit den echten Angeboten an!“

Aber noch immer blieb der Auktionator standhaft: „Den Sohn! Den Sohn! Wer will den Sohn nehmen?“

Endlich ließ sich eine Stimme aus der hintersten Ecke des Raumes vernehmen. Es war der langjährige Gärtner des verstorbenen Mannes. „Ich biete 10 Dollar für das Bild“, sagte er schüchtern. Als armer Mann war das alles, was er sich leisten konnte.

„10 Dollar sind geboten. Wer bietet 20 Dollar?“

„Geben Sie es ihm für 10 Dollar und dann lassen Sie uns endlich die Meisterwerke sehen“, rief einer dazwischen.

„10 Dollar sind geboten, will nicht jemand 20 Dollar bieten?“

Nun begannen die Leute aufgeregt zu diskutieren und schüttelten ihre Köpfe. Sie wollten nicht das Bild des Sohnes!

„Ruhe!“, brüllte der Auktionator und schlug mit dem Hammer auf sein Stehpult. „Zum Ersten, zum Zweiten… zum… Dritten! Verkauft für 10 Dollar!“

Ein Mann in der zweiten Reihe forderte entnervt: „Lassen Sie uns doch endlich mit der Versteigerung fortfahren!“

Da legt der Auktionator seinen Hammer hin und verkündetet feierlich: „Meine Damen und Herren, die Veranstaltung ist beendet!“

„Aber was passiert mit den anderen Bildern?“, riefen die Leute verständnislos durch einander.

„Es tut mir leid. Als ich gerufen wurde, um diese Auktion zu veranstalten, wurde mir eine geheime Bedingung aus dem Testament mitgeteilt. Es war mir nicht erlaubt, diese Bedingung offen zu legen, bis zu diesem Zeitpunkt. Nur das Porträt des Sohnes durfte versteigert werden. Wer dieses Bild kaufen würde, sollte das ganze Erbe besitzen, einschließlich der anderen Bilder. Der Mann, der den Sohn nimmt, bekommt alles!“

Vor etwas mehr als 2000 Jahren sandte Gott seinen Sohn auf diese Erde, um ihn am Kreuz sterben zu lassen. Genauso wie bei der Auktion lautet dieselbe Botschaft auch heute: „Wer will den Sohn? Den Sohn?“ Und wer den Sohn haben will, wird damit alles andere auch gewinnen.

Wer den Sohn hat, hat das Leben.
Wer den Sohn nicht hat, hat das Leben nicht.
(1. Johannes 5,12)


Verfasser unbekannt

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